Sonnenwendfeier Oderwitz: Organisatoren bestreiten Vorwürfe

Obwohl das Thema gar nicht separat auf der Tagesordnung stand, war es eines der umfangreichsten und auch wichtigsten an diesem Montag im Oderwitzer Gemeinderat. Wie angekündigt, informierte Bürgermeister Cornelius Stempel (parteilos) über den Stand der Dinge zur "Sonnenwendfeier Niederoderwitz", die in den vergangenen Tagen in einem Blogeintrag von "Recherche Ostsachsen" thematisiert und auch von der SZ aufgegriffen wurde. Demnach steht der Verdacht im Raum, dass die Teilnehmer an der Feier Kontakte zu Gruppierungen mit völkischem und rechten Gedankengut unterhalten beziehungsweise selbst dazugehören.
Auch der Landesverfassungsschutz kennt die Veranstaltung und prüfte nach einem Anfangsverdacht 2018 - ebenso wie in diesem Jahr - ob bei der Veranstaltung verfassungsfeindliche Symbole gezeigt worden sind. 2018 war nichts Auffälliges gefunden worden. Die aktuellen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Gemeinde ist weiterhin mit dem Verfassungsschutz in Kontakt, erklärte der Bürgermeister. Stempel gab in diesem Zusammenhang zu, dass er nach dem überraschenden Bekanntwerden der doch massiven Vorwürfe in dem Blogeintrag zunächst mit der Situation überfordert gewesen sei. Inzwischen habe die Gemeinde aber analysiert und sich Partner gesucht, um adäquat reagieren zu können.
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Mitorganisator in Gemeinderat eingeladen
Cornelius Stempel machte gleichwohl deutlich, dass er auch das Gespräch mit den Organisatoren und Anmeldern des Feuers suche. Einer von ihnen - der Oderwitzer Raik Molitor - war auf Einladung des Bürgermeisters in die Ratssitzung gekommen. Die Angaben, die er gegenüber dem Bürgermeister bereits gemacht hatte - man habe keinerlei politische Hintergedanken, sondern veranstalte ein mittelalterliches Feuer mit Nachbarn, das einen privaten Charakter trage - bestätigte er nochmals im Rat: Es habe als "Fest im Freundeskreis angefangen auf mittelalterlicher Basis" und sei nach wie vor eine Privatveranstaltung. "Ich bin Oderwitzer, wir wollen dem Ort nichts Böses", sagte Molitor in der Sitzung und fügte mit Blick auf politische Strömungen hinzu: "Wir haben uns von einer politischen Bühne abgekapselt."
Auf den Zwischenruf eines der Gäste im Rat "wer denn da nun wieder Öl ins Feuer gegossen habe", wo es sich doch augenscheinlich um eine normale Sonnenwendfeier handele, ergriff Dorothea Schneider vom Verein "Augen auf" das Wort. Der Verein betreibt seit Jahren im Landkreis Demokratiebildung, klärt über verfassungsfeindliche und rechte Umtriebe oder zweifelhafte Symbolik auf. Sie betonte, niemand habe ein Problem, "wenn es sich um eine normale Sonnenwendfeier" handele. Bei den Veranstaltungen in Niederoderwitz in den vergangenen Jahren habe es aber vor allem personelle Verflechtungen zu verschiedenen Parteien und Gruppierungen von AfD über NPD, Identitäre Bewegung oder anderen völkischen Gruppierungen gegeben. "Ich weiß von Leuten, die in Oderwitz für das Völkische rekrutiert worden sind", fügt sie an.
Solche Entwicklungen will Cornelius Stempel verhindern: "Wir müssen den Ruf der Gemeinde schützen", betonte er. Vermutlich werde man als Verwaltung die Hintergründe nicht aufklären können, aber man werde die Lage weiter beobachten. Abgesehen davon werde man im kommenden Jahr mit Blick auf Trockenheit und Brandschutz genauer hinsehen. In diesem Jahr hatte es Kritik und Diskussionen an der Zulassung des hohen Feuers trotz hoher Waldbrandwarnstufe im Kreis gegeben.