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Großhennersdorf: Warum sanieren, wo kein Pfarrer ist?

Seit drei Jahren wohnt keine Pfarrersfamilie mehr im Großhennersdorfer Pfarrhaus. Nun soll es saniert werden. Bei der Vorbereitung trat Bedeutendes zutage.

Von Anja Beutler
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Das Pfarrhaus von Großhennersdorf
könnte ab kommendem Jahr saniert und umgebaut werden.
Das Pfarrhaus von Großhennersdorf könnte ab kommendem Jahr saniert und umgebaut werden. © Matthias Weber/photoweber.de

Warum sollte man unbedingt ein leerstehendes Pfarrhaus sanieren? Dorothee Markert lächelt. Die Pfarrerin aus Kemnitz hat vor einem Jahr die Vakanzvertretung für Großhennersdorf übernommen. Dort gibt es nämlich schon seit drei Jahren keinen eigenen Pfarrer mehr - das Pfarrhaus ist unbewohnt. "Gerade deshalb wollen wir jetzt sanieren und umbauen", sagt Markert. Wenn wieder eine Pfarrersfamilie in das Haus einziehe, ließen sich solche Dinge schließlich nicht mehr ohne Weiteres bewerkstelligen und außerdem ist ein saniertes Pfarrhaus allemal anziehender.

In der Tat ist an dem ortsprägenden Gebäude direkt an der alten Kirchenmauer und nahe der Kirche seit Jahrzehnten nichts Grundlegendes mehr gemacht worden. "Höchstens Flickschusterei", umschreibt es die Pfarrerin. Und so haben eben nicht nur der Wohnbereich, sondern auch die Gemeinderäume eine Schönheitskur dringend nötig. "Auch die Toilettensituation ist unbefriedigend", tippt Markert eines der Themen an.

Im Anschluss an einen Gottesdienst stellte Architekt David Haupt die Umbaupläne für das Pfarrhaus Großhennersdorf der Gemeinde vor.
Im Anschluss an einen Gottesdienst stellte Architekt David Haupt die Umbaupläne für das Pfarrhaus Großhennersdorf der Gemeinde vor. © Matthias Weber/photoweber.de
Das Pfarrhaus von Großhennersdorf ist nach neuesten Erkenntnissen das älteste protestantische Pfarrhaus in der Oberlausitz.
Das Pfarrhaus von Großhennersdorf ist nach neuesten Erkenntnissen das älteste protestantische Pfarrhaus in der Oberlausitz. © Matthias Weber/photoweber.de

Was gemacht werden kann und soll, plant Architekt David Haupt seit einiger Zeit. Er hat bei seinen Recherchen zum Haus auch eine ziemlich bedeutsame Entdeckung gemacht: "Das Pfarrhaus Großhennersdorf ist wohl das älteste evangelische Pfarrhaus in der Oberlausitz", sagt er. 1561 sei der Vorgängerbau umgebaut worden - und zwar so, dass nun Platz für eine ganze Familie war, denn mit der Reformation durften protestantische Pfarrer ja heiraten. Zwar hat Luther bereits 1517 seine Thesen in Wittenberg an die Schlosskirche genagelt, doch bis die neue Art des Glaubens sich durchgesetzt und auch in der Oberlausitz angekommen war, hat es durchaus bis in die 1560er Jahre gedauert.

"Röntgenbilder" zeigen Geschichte

Genaueres erkennen konnte David Haupt als das alte Pfarrhaus vor einiger Zeit mit Lasertechnik aufgemessen wurde. "Man erhält dann etwas Ähnliches wie Röntgenbilder", skizziert er. Dank dieser Technik war gut und schnell erkennbar, dass es einen Vorgängerbau gegeben hatte, der dann zum heute noch existierenden Gebäude umgebaut wurde.

Eine solche Erkenntnis heißt für die Sanierung des Hauses aber eben auch Einschränkungen: "Wir werden denkmalsensibel sein", betont Haupt, der für eben jenes architektonische Fingerspitzengefühl bei seinem eigenen Co-Working-Büro bereits mit dem Sächsischen Staatspreis ausgezeichnet worden ist. Die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz stehen noch aus. Derzeit laufe die Entwurfsphase: Die Kirchgemeinde und ihr Bauausschuss haben sich zunächst über das Nutzungskonzept verständigt, nun geht es ums Konkrete.

Kleiner Vorbau für den Eingang

Was dazu klar ist, haben Pfarrerin Markert und Architekt Haupt vor Kurzem auch in einem Gottesdienst vorgestellt: Demnach soll ein barrierefreier Eingang auf der Kirche zugewandten Seite des Pfarrhauses entstehen. In einer Art Windfang wird dieser Eingang auch einen kleinen Vorbau erhalten. Mit den Veränderungen wird am Ende eine barrierefreie Verbindung zwischen Kirche und Pfarrhaus entstehen. Die Gemeinderäume sollen saniert und etwas umstrukturiert, Teeküche und Toiletten verlegt und ebenfalls barrierefrei werden.

"Ich wünsche mir am Ende ein offenes Haus", umschreibt es die Pfarrerin. Lesungen, Vereinstreffen, auch private Feiern sollen hier möglich sein - und das Gemeindeleben sowieso. Was nun noch fehlt, ist die Finanzierung. Mit einem mittleren sechsstelligen Betrag rechnet David Haupt derzeit. Man wolle sich parallel zu den weiteren Planungen um Fördergelder bemühen. Dennoch sind Markert und Haupt optimistisch, dass es mit dem Bau 2023 losgehen kann und das älteste protestantische Pfarrhaus der Oberlausitz wieder glänzt.