René Seidel wechselt die Seiten

Was bringt einen jungen Familienvater dazu, eine Führungsposition bei der Volkshochschule gegen einen Projekt-Job einzutauschen? René Seidel muss schmunzeln. Es ist auf alle Fälle die Verbundenheit zum Verein "Löbau lebt", der ein Stück weit Seidels "Kind" ist. Auch ihm zuliebe hat der Mann, der noch nicht Mitte 30 ist, seine Stelle als Fachbereichsleiter Sprachen bei der Volkshochschule eingetauscht. Ab 1. Mai wird er der erste Festangestellte des Vereins sein.
Ein Abstieg in größere Unsicherheit sei das alles nicht, betont Seidel. Der neue Job als "externer Koordinator der Partnerschaften für Demokratie im Landkreis Görlitz" sei in dem Sinne nicht befristet und so hoffe er, sich über viele Jahre einbringen zu können. Sein Büro wird er in der Löbauer Bahnhofstraße - im Laden des Vereins - aufschlagen. Dort hatte "Löbau lebt" gleich vorn, hinter den Fensterscheiben, Platz für Co-Working angeboten - das sind gewissermaßen zu mietende Arbeitsplätze. Dieser Raum wird nun ein bisschen kleiner werden, denn Seidel richtet sich hier sein Büro ein. "Wir bauen gerade um, auch im Untergeschoss kommen nun noch Toiletten hinzu", erklärt er.
Ansprechpartner und Berater für Vereine
Was aber macht René Seidel bei seiner neuen Aufgabe eigentlich? Der Name seiner Tätigkeit ist ein bisschen sperrig, gibt er zu. Aber im Kern gehe es darum, Vereine und Institutionen dabei zu unterstützen, Projekte gegen Ausgrenzung umzusetzen und so mehr für Miteinander und Demokratie zu tun. "Ich werde beim Ausfüllen der Anträge helfen, aber auch beim Erstellen des Finanzplans und der Abrechnung und natürlich auch während der Projekte vorbeischauen, wie es läuft", fasst er zusammen. Ganz wichtig für ihn ist dabei zudem, Vereine und Initiativen anzusprechen, die bislang noch nichts von den Möglichkeiten wussten, für solche Aktionen auch - finanzielle - Unterstützung zu erhalten. "In der Tat haben sich mit Ideen bislang eher Kulturvereine beteiligt", bilanziert er seine ersten Eindrücke. Dieses Spektrum würde er gern erweitern.
Zugrunde liegt dem Ganzen das Bundesprogramm "Demokratie leben". Darüber sind im Landkreis insgesamt drei Stellen finanziert: Je eine für die Städte Görlitz und Zittau und eine für den "Rest" des Kreises. Letztere hatte bislang - wie die beiden anderen auch - die Hillersche Villa in Zittau inne. Nach einer neuen Ausschreibung ging der Zuschlag für den ländlichen Raum nun aber an "Löbau lebt". René Seidel selbst kennt das Programm. "Wir haben als Verein da schon mehrere Projekte beantragt - und auch mit der Volkshochschule", sagt er. Ein solches war das "Gemeindekino", wo gesellschaftskritische Filme zum Thema Umweltverschmutzung gezeigt wurden und anschließend darüber diskutiert wurde. Dieses Jahr sei "Löbau lebt" mit seinem Makerspace dabei eine virtuelle Tour durch ein Umgebindehaus zu gestalten. "Hier haben wir uns bei einem Jugendfonds des Programmes beworben", sagt er.
Gegen jegliche Art von Extremismus
Apropos Jugend - in der Tat zielen bislang viele Projekte auf die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab. "Mein Ziel ist es, generell generationsübergreifend zu arbeiten", betont er. Denn ausgrenzende Denkweisen gebe es in jedem Alter. Politisch steht das Bundesprogramm ebenfalls für Neutralität: "Es richtet sich gegen jegliche extremistische Tendenzen ebenso wie gegen Ausgrenzung von Farbigen oder Homosexuellen", macht er deutlich. Projekte gegen Rechtsextremismus seien demnach ebenso möglich einzureichen wie solche gegen Linksextremismus. "Es geht darum, dass man wieder miteinander ins Gespräch kommt", sagt Seidel, der in Löbau durchaus als kritischer Kopf bekannt ist, der sich aber politisch eher links verorten lässt. Entscheiden darüber, welche Projekte gefördert werden, wird er selbst natürlich nicht - das tut ein Begleitausschuss beim Landratsamt.
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