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Der den Kran beim Hausbau spart

Steve Burkhardt ist seit 30 Jahren Gewichtheber und gegen alle Vorurteile topfit. Demnächst will er die Quali für die nächste Europameisterschaft sichern.

Von Frank Thümmler
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Steve Burkhardt trug Anfang Mai mit 133 Kilo im Reißen (Foto) und 148 Kilo im Stoßen zum Sieg seiner Eibauer Mannschaft in der Görlitzer Flora bei.
Steve Burkhardt trug Anfang Mai mit 133 Kilo im Reißen (Foto) und 148 Kilo im Stoßen zum Sieg seiner Eibauer Mannschaft in der Görlitzer Flora bei. © Hans-Ernst Friedrich

Eibau. Am 11. Juni wird in der Eibauer Gewichtheberhalle wieder Hochbetrieb herrschen. Das Oberlausitzturnier findet von 10 Uhr an bis in den späten Nachmittag statt. Starten werden voraussichtlich 36 Frauen und Männer ab 16 Jahre, die in verschiedenen Altersklassen gegeneinander um einen der ersten drei Plätze kämpfen werden. Spezielle Punktwertungen machen den Vergleich auch für unterschiedliche Gewichtsklassen möglich.

Aber es geht um mehr: Für die Masters (so heißen im Gewichtheben die Senioren) ist dieser Wettkampf zugleich ein Qualifikationsturnier, bei dem die Normen für Deutsche, Europa- und Weltmeisterschaften offiziell erfüllt werden können. Aus der Region gehen Holger Worm (Zittau), Friedrich Faber und Steve Burkhardt (beide Eibau) an den Start.

Der 37-jährige Steve Burkhardt ist Mitorganisator des Oberlausitzturniers und will nach seinem Vize-Europameistertitel im vergangenen Jahr auch dieses Mal zur EM. Die Norm sollte kein Problem sein. „130 Kilo im Reißen und 150 Kilo im Stoßen sollten drin sein. Damit würde ich fast 70 Kilo über der Norm liegen“, sagt der Modellathlet, der auch noch wertvolles Mitglied im Eibauer Bundesligateam ist.

Vor 30 Jahren hat der heutige Großhandelskaufmann mit dem Gewichtheben angefangen und ist seinem damaligen Trainer Alexander Preußler noch heute dankbar dafür, ihm damals die richtige Technik beigebracht zu haben. Im Nachwuchsbereich war der Eibauer Deutscher Meister, ging mit 14 Jahren auf die Sportschule nach Chemnitz, kam aber nach vier Jahren wieder zurück in die Heimat, weil der sportlich ganz große Durchbruch ausblieb.

Hier ist Burkhardt seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil der Eibauer Mannschaft, aber auch des Vereins, hat seinen Beruf gelernt und eine Familie gegründet. Über das Vorurteil, Gewichtheben sei auf Dauer schädlich für Gelenke und Knochengerüst, kann der Eibauer nur lachen: „Das trifft deshalb nicht zu, weil wir sehr viel Wert auf eine technisch saubere Ausführung legen. Das schont die Gelenke und das Knochengerüst. Zudem haben wir Muskeln aufgebaut, die das alles abfedern.“ Burkhardt verweist nicht nur auf sich, sondern auf den fast 60-jährigen Holger Worm und den 82-jährigen Friedrich Faber, die immer noch in ihren Altersklassen Spitzenleistungen liefern und quasi der Gegenbeweis für das „Schädlich-Vorurteil“ sind.

Ob Steve Burkhardt selbst so lange als Gewichtheber antritt, weiß er noch nicht. „Auf dem Niveau von heute, mit dem ganzen Aufwand, um das Bundesliganiveau zu halten, vielleicht noch drei, vier Jahre. Aber die Möglichkeit, als Mastersportler bei internationalen Meisterschaften zu starten, reizt mich schon. Aber dieses hohe Level mit Arbeit, Familie mit Kind, Haus und Trainer nebenbei – das wird nicht ewig gehen.“ Auf die Frage, ob er beim Hausbau als Gewichtheber den Kran spart, muss der Eibauer lachen, sagt dann aber: „Genau“. Ohne den ganz großen Druck, wirklich jedes Training durchziehen zu müssen, könne er sich vorstellen, noch lange zu heben.

Diejenigen, die vielleicht mit diesem Sport anfangen wollen, haben am nächsten Sonnabend Gelegenheit, sich alles aus nächster Nähe anzuschauen. Der Eintritt ist frei, Kinder sind – auch zum Schnuppertraining – jederzeit willkommen. „Corona hat da viel kaputt gemacht. Wir Großen konnten ja noch allein trainieren, mit vom Verein zur Verfügung gestellter Hantel und Scheiben im bis zu vier Grad kalten Keller. Kindertraining aber war lange nicht möglich. Wir freuen uns jetzt über jedes Kind, das sich bei uns im Gewichtheben versuchen will“, sagt Steve Burkhardt, dessen zehnjähriger Sohn schon dabei ist, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Derweil bereitet sich Vater Steve auf den Wettkampf nächste Woche vor – bei „Rock am Ring“ in Nürnberg. „Ideal ist das nicht, aber die Karten haben wir schon vor drei Jahren gekauft – und die Norm werde ich schon schaffen“, sagt er.