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Wo Skispringen im Kleinen begeistert

Das 45. Mattenskispringen des SC Kottmar lockt über 500 Zuschauer an, die tolle Sprünge und eine Olympia-Goldmedaille sehen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber.

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Die Spitzkunnersdorferin Jessica Voigt beim Absprung: Sie landete unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer bei 45 und 45,5 Metern und wurden Vierte der Offenen Mädchenklasse.
Die Spitzkunnersdorferin Jessica Voigt beim Absprung: Sie landete unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer bei 45 und 45,5 Metern und wurden Vierte der Offenen Mädchenklasse. © Frank Thümmler

Kottmar. Wer es noch nicht erlebt hat: Es ist schon beeindruckend, wie die Skispringer auf der 51-Meter-Schanze am Kottmar angeflogen kommen und sicher auf den grünen Matten landen. Biathlon-Olympiasieger Michael Rösch war als Stargast der Einladung des Skiverbands-Vizepräsidenten und Stadionsprechers Heiko Krause gefolgt und zollte Respekt: „Ich hab mich mal oben auf die Schanze gestellt, zu den zwölfjährigen Mädchen. Also ich würde da nicht runterfahren, geschweige denn springen. Aber diese Mädchen, die tun so, als sei das nichts besonderes.“

Auch wenn der einstige Biathlet höchstens mal als Kind von der Pionierschanze gehüpft ist, bei den Skisprunganhängern am Kottmar war er gerngesehen. „Ich hätte nie gedacht, dass hier so viele Leute sind. So viele Autogrammkarten habe ich gar nicht dabei“, sagte Rösch verschmitzt lächelnd – und präsentierte die Lösung: Der 39-Jährige hatte seine olympische Staffelgoldmedaille von Turin 2006 dabei. Und jeder, der es wollte, konnte ein Selfie mit Goldmedaille um den Hals und Rösch an seiner Seite machen. Näher dran an den Fans geht nicht.

Ob unter den Skispringern des Wochenendes einer dabei war, der einmal ähnliche Erfolge wie der Biathlet auf internationaler Bühne feiern kann, ist höchst unsicher – am ehesten wohl unter den Nachwuchsspringern, die am Sonnabend und Sonntagvormittag an den Start gingen. Die weitesten Sprünge standen da auf der 51-Meter-Schanze der Liberecer Vojtech Stolarz (Altersklasse 16, 56 und 56,5 m) und der Klingenthaler Nick Seidel (AK 14, 54,5 und 56,5 m).

Am Nachmittag, unter anderen Bedingungen und mit anderen Anlauflängen, landeten der Lauschaer Eric Stolz (AK 17, 53 und 54 m) und der für den WSV Harzgerode startenden Senior Heiko Hackl (AK31+, 54 und 53,5 m) die weitesten Sprünge und gewannen in ihren Altersklassen. Für den einheimischen Juniorenspringer Niclas Tutte war der zweite Sprung des Tages ein besonders emotionaler: Mit einem Satz auf 45,5 Meter beendete er seine leistungssportliche Karriere beim VSC Klingental. Tutte wurde mit einem Spalier aus Skisprunglatten seiner Mannschaftskameraden gebührend verabschiedet. Der 18-Jährige kehrt nun zum SC Kottmar zurück und wird die Gilde der einheimischen Skispringer verstärken.

Auch der Ministerpräsident ist vor Ort

Die Veranstalter waren nach diesem langen Wochenende zufrieden mit der 45. Auflage des Internationalen Mattenskispringens, das auch von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besucht wurde. „Wir hatten am Sonntag über 500 Zuschauer, am Sonnabend bei dem schlechteren Wetter nicht ganz so viele. Das ist gut für uns, erst recht, nachdem unsere Veranstaltung ja zweimal wegen Corona ausfallen musste“, sagte Claudia Hahn, die stellvertretende Vorsitzende des gastgebenden Vereins.

Die Teilnehmerzahlen sind vermutlich aus diesem Grund ebenfalls etwas gesunken, vor allem im Erwachsenenbereich: Zwei Jahre ohne Skisprünge sind für so manchen Breitensport-Skispringer eben nicht so einfach zu kompensieren.

Das Wetter am Sonntag passte, die technisch durchweg gut ausgebildeten Springer leisteten sich keinen Sturz und Stadionsprecher Heiko Krause verstand es, die Zuschauer mitzunehmen mit seiner eigenen Begeisterung. Einen Wermutstropfen gab es aber: Das 45. Mattenskispringen war das erste ohne Starter im Nachwuchsbereich vom SC Kottmar.

„Wir haben ein Nachwuchsproblem und suchen Kinder, die bei uns mit dem Skilaufen und auch dem Skispringen anfangen wollen“, sagte Claudia Hahn. Wer Lust hat, kann an jedem Sonnabend an die Schanzenanlage kommen. Ab 9.30 Uhr trainieren alle Altersklassen, beginnend von den „Schneemäusen“ im Vorschulalter. Vielleicht stürzen sie sich ja einmal als „Kottmar-Adler“ technisch gekonnt die Schanze hinunter.

Zur Ergebnisliste geht es hier.