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Kreis Görlitz: Gemeinde soll für Bus-Verbindung bezahlen

Der Streit um die Anbindung eines Lawalder Ortsteils schwelt seit Monaten. Kein Einzelfall. Auch andere Gemeinden im Landkreis Görlitz sind betroffen.

Von Anja Beutler
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Bürgermeisterin Nadja Kneschke verhandelt schon seit Monaten um eine Anbindung von Lawalde-Sand ans Busnetz.
Bürgermeisterin Nadja Kneschke verhandelt schon seit Monaten um eine Anbindung von Lawalde-Sand ans Busnetz. © Matthias Weber/photoweber.de

Der Ärger ist nicht neu - aber das Neun-Euro-Ticket hat ihn noch einmal so richtig entfacht: Was nützt ein günstiges Ticket, wenn der Bus nicht mehr im eigenen Ortsteil hält? In Lawalde betrifft das vor allem die Menschen im Ortsteil Sand, der bei der neuen Linienführung des Kreises außen vor bleibt - vor allem auch, weil dort zu wenige Menschen leben.

"Viele ältere Menschen schaffen es gar nicht mehr, eine halbe Stunde bis zur Haltestelle zu laufen. Wie sollen sie einkaufen?", fragen sich mehrere Betroffene in einem Brief an die SZ. Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) fragt sich das auch - konnte aber trotz mehrerer Verhandlungen noch keinen Durchbruch erzielen. Das aktuelle Angebot des Landkreises nahm sie hingegen mit großer Verwunderung zur Kenntnis.

Nach Angaben des Kreises ist Anfang Dezember des vorigen Jahres - nachdem die Gemeinde eine Umfrage der Bürger an den Kreis weitergereicht hatte - folgendes Modell für eine Probephase vorgeschlagen worden: Der Ortsteil Sand soll mit einem Kleinbus, der über acht Sitzplätze verfügt, jeweils an Dienstagen und Donnerstagen mit Löbau verbunden werden. Die Hinfahrt würde gegen 9 Uhr starten, in Richtung Lawalde ginge es um 12 Uhr. Somit wäre den Anwohnern beispielsweise der Besuch des Wochenmarktes möglich.

Über eine Finanzierung machte der Kreis auf SZ-Anfrage keine konkreten Angaben, wohl aber der Gemeinde: "Uns wurde mitgeteilt, dass pro Fahrt Kosten von 30 Euro entstehen würden - pro Woche also 120 Euro. Rechnet man das auf ein halbes Jahr hoch, wären wir bei 2.880 Euro", erklärt die Bürgermeisterin. Zu dieser Summe soll sich Lawalde nun äußern - und zwar, ob die Gemeinde einen Anteil der Finanzierung übernehmen würde und in welcher Höhe. "Was soll ich da antworten?", sagt Kneschke verärgert, "der öffentliche Nahverkehr ist doch nicht Gemeindesache, das ist eine Angelegenheit des Landkreises."

Schul- und FlexBusse als Alternative

Das verneint man dort auch nicht - verweist aber auf einen "Beschluss der Bedienstandards" für den Nahverkehr, den der Kreistag schon vor Längerem getroffen hat. Demnach sollen kleinere Orte ab 200 Einwohnern, die nicht über eine Zug- oder Busanbindung an das Grund- oder Hauptnetz verfügen, mit sogenannten "FlexBussen" oder im Rahmen des Schulbusverkehrs angeschlossen werden. Die Kreisräte haben das so beschlossen - die Folgen sind erst mit dem neuen Fahrplan sichtbar geworden. Jetzt ist die Aufregung groß - und das nicht nur in Lawalde. Auch in Dittersbach und dem Zittauer Gebirge ist man unzufrieden. "Wem aber nutzt ein Bus, der gegen 7.30 Uhr in Richtung Kleindehsa fährt und ab 12.30 Uhr wieder in die Gegenrichtung unterwegs ist?", fragt nicht nur die Bürgermeisterin. Zumal der Ortsteil Sand immerhin mehr als 220 Einwohner hat.

Der Gemeinderat war jedenfalls einhellig der Meinung, dass sich die Gemeinde Lawalde nicht an der Finanzierung des Busverkehrs beteiligen sollte. So wird das die Bürgermeisterin auch weitergeben. Sie kenne auch keine andere Gemeinde, die das für einen kleinen Ortsteil mache. "Wir haben ja Vorschläge gemacht und ich werde auch noch mal mit meinen Amtskollegen reden, ob wir gemeinsam mit ihnen eine Lösung finden", sagt sie.

Die einfachste Lösung, die Plusbuslinie 50 einfach über Sand zu führen, hatte der Kreis bereits abgelehnt: Dann würde die Taktung nicht mehr aufgehen und die Strecke keine Finanzierungsmittel mehr erhalten. Für Nadja Kneschke ist das mit der Taktung kein wirkliches Argument: "Manchmal stehen die Busse auch rum, weil sie zu früh dran sind und warten müssen", sagt sie. Den Menschen vor Ort könne man das jedenfalls nur schwer vermitteln, dass die Zeit nicht ausreiche.