So begann der Wintersport in Löbau-Zittau

Am vergangenen Wochenende waren die Rodelberge und -hügel wieder gut besucht, viele Skilangläufer unterwegs. Doch seit wann gibt es eigentlich diese Schneevergnügen in der Oberlausitz? Älteste Wintersportart ist zweifellos das Rodeln. Man schrieb das Jahr 1852, als in Bernstadt ein urkundlich verbürgtes Rodelfest stattfand. Es dürfte sich um das Älteste der Region handeln. Davon blieb sogar eine bildliche Darstellung erhalten. Ein gewisser Karl Schneider hat sie gezeichnet und lithographiert.
Er gab dem Werk den Titel: „Die große Hitschelfahrt bei Bernstadt im Januar 1852“. Auf einem Hang östlich der nach Kemnitz führenden Straße sind etliche Leute zu sehen, die sich auf kleinen Schlitten vergnügen. Das waren keine Rodelschlitten im heutigen Sinne, sondern sogenannte Käsehitschen (mundartlich Kasehitsche), meist einfache, einsitzige Holzschlitten für Kinder.
Noch rund 50 Jahre sollten vergehen, ehe man an Berghängen und anderem abfallenden Gelände sportgerechte Rodelbahnen anlegte. Die erste Bahn entstand am Hochwald bei Oybin 1908. Sie war 2.500 Meter lang und wies einen Höhenunterschied von 291 Metern auf. Ein Jahr später bekam der Löbauer Berg eine solche Bahn. Sie maß 1.500 Meter und soll der Stadt Löbau bereits in der ersten Woche ihres Bestehens 600 Mark eingebracht haben. 1911 war auch die Görlitzer Landeskrone mit einer Bahn an der Reihe.
Diese Rodelpisten, die heute nur noch in den Geschichtsbüchern stehen, hatten starken Zuspruch, den auch die Gaststätten zu nutzen wussten. Rodelfeste wurden organisiert. Der „Sächsische Postillon“ Löbau berichtete von Rodlerbällen, bei denen es Rodelschinken, Rodeleisbein und Rodelwürstchen sowie Schneebälle in Weinschaum-Sauce und andere Leckereien gab. Auf der Oybiner Bahn waren Hörnerschlittenfahrten mit einem Schlittenführer wie im Riesengebirge beliebt. Eine Fahrt vom Hochwald ins Tal kostete eine Mark.

Nach dem Schlittenfahren wurde in der Oberlausitz auch das Schlittschuhlaufen üblich, wenngleich sich die meisten keine Schlittschuhe leisten konnten. Holzpantoffeln mit aufgenagelten Drähten an den Sohlen taten es auch. Mit diesen „Drahtlatschen“ konnte man nicht nur auf dem Eis, sondern auch auf festem Schnee, rutschen. Womit wir bei den Schneeschuhen wären. Die ersten heimischen Skifahrer waren nach alten Überlieferungen stolz, wenn sie ihre Latten überhaupt in einer gleichlaufenden Spur bewegen konnten. Dazu wurde ein mehrere Meter langer Stock benutzt, der nicht nur zum Abstoßen, sondern auch zum Bremsen da war. Wenn die Fahrt zu schnell wurde, setzte man sich auf diesen Stock. Diese Pioniere des Skifahrens hatten keinen leichten Stand. Sie gingen „ihren Leidensweg durch die gaffende Menge mit Geduld“, hieß es.
Es sollte aber noch dauern, bis sich die heute üblichen Skistöcke durchsetzten. Erst nach 1900 fand der Schneeschuh- oder Skilauf vom Riesengebirge her seinen Weg in die heimischen Berge. „Ursprünglich anscheinend ein Vorrecht der Männer, wagten sich allmählich die ersten mutigen Damen und dann immer mehr auf die `hurtigen Bretter`, bis schließlich das weibliche Geschlecht im Kriege die Mehrzahl der Skisportler in unseren Bergen darstellte“, schrieb 1921 die „Oberlausitzer Heimatzeitung“.
Die Kleidung, die man einst beim Wintersport trug, war weit entfernt von der jetzt üblichen. Zunächst unterschied sie sich kaum von der, die man auf der Straße anzog. Bald merkte man, dass das hinderlich war. Die Herren gingen zu sportgerechteren Hosen über, und statt Hüten setzten sich Skimützen mit Schirm durch. In den 1920er Jahren war es bei den Männern auch üblich, in Wolle gekleidet zu sein, mitunter ganz in Weiß. Frauen trugen zunächst breite Winterhüte, die mit einem Wollschal festgebunden wurden. Aber davon, wie auch vom knöchellangen weiten Rock, verabschiedeten sie sich bald.
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