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Lohse in neuen Räumen

Bischofswerda kann wieder einen Teil der Werke des Künstlers zeigen. Für 2020 gibt es große Pläne.

Von Ingolf Reinsch
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Die Enkel Carl Lohses Roland Sieber und Rose Frahm-Prinz nahmen weite Wege in Kauf, um bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Bischofswerdaer Galerie dabei zu sein. Das Bild im Hintergrund zeigt eine Szene auf dem Bischofswerdaer Marktplatz,
Die Enkel Carl Lohses Roland Sieber und Rose Frahm-Prinz nahmen weite Wege in Kauf, um bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Bischofswerdaer Galerie dabei zu sein. Das Bild im Hintergrund zeigt eine Szene auf dem Bischofswerdaer Marktplatz, © Steffen Unger

Bischofswerda. Rose Frahm-Prinz und Roland Sieber dürften am Donnerstag die weiteste Anreise nach Bischofswerda gehabt haben. Rose Frahm-Prinz lebt in Schwäbisch-Hall, Roland Sieber im Allgäu. Beide sind Enkel des Künstlers Carl Lohse (1895 bis 1965) – „eines der größten, vielleicht des größten Sohnes der Stadt Bischofswerda“, wie Oberbürgermeister Holm Große zur Wiedereröffnung der Dauerausstellung in der nach dem Künstler benannten Galerie sagte. Dass Bischofswerda einen großen Teil der Werke des deutschlandweit bekannten Künstlers zeigen kann, sei vor allem dessen beiden leider schon verstorbenen Töchtern Maria Gundlach und Gerda Sieber zu verdanken, erklärte der OB. Die Stadt erhielt von der Familie einen Großteil des Lohse-Nachlasses. Zugleich dankte Holm Große der Interessensgemeinschaft Carl Lohse, die sich nach der Wende in Bischofswerda gründete.

Kleiner Ausschnitt aus einem reichen Schaffen

Bischofswerda zeigt Lohse in neuen Räumen. Seit mehreren Jahren saniert eine Erbengemeinschaft den Bischofssitz. Nachdem die Räume für die Wechselausstellungen Ende 2017 eröffnet werden konnten, kehrte nun auch der Namensgeber in die Galerie zurück. Zu sehen ist ein kleiner Ausschnitt aus dem reichen Lohse-Schaffen: Bischofswerdaer Marktansichten, Selbstporträts, Landschaftsbilder, Städteansichten, Plastiken von Tochter Gerda als Kind und der markante Kopf des Künstlers. Nach zwei bundesweit beachteten Ausstellungen mit Werken Carl Lohses im Ernst-Barlach-Haus Hamburg und in der Galerie Neue Meister in Dresden werde Lohse „jetzt endlich wahrgenommen“, sagte die Dresdner Kunsthistorikerin Anke Fröhlich-Schauseil in ihrer Laudatio zur Ausstellungseröffnung. Werke des frühen expressionistischen Schaffens befinden sich unter anderem in Besitz des Bautzener Stadtmuseums, welches Lohse einen Raum seiner Gemäldegalerie widmet, sowie der Galerie Neue Meister in Dresden. Bischofswerda verfügt vor allem über die späteren Arbeiten, die ruhiger und gelassener als das Frühwerk sind, darunter Kinder- und Frauenbilder, Stadt- und Landschaftsansichten, Tierzeichnungen sowie nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Arbeitsszenen, etwa auf Feldern, in der Gießerei und im Steinbruch. Diese Arbeiten sprechen „für das kontinuierlich hohe Niveau“ des Künstlers, sagte Anke Fröhlich-Schauseil. Und sie erinnerte daran, dass Carl Lohse auch ein begnadeter Zeichner war. Viele seiner Zeichnung befinden sich im Besitz der Stadt. Auch sie sind es wert, gezeigt zu werden, appellierte sie an die Stadt.

Blick in die neue Dauerausstellung der Carl-Lohse-Galerie: Die Plastik vorn zeigt den Namensgeber.
Blick in die neue Dauerausstellung der Carl-Lohse-Galerie: Die Plastik vorn zeigt den Namensgeber. © Steffen Unger

Die werde die Anregung aufnehmen, erklärte Holm Große. Bischofswerda will das Jahr 2020, in dem sich der Geburtstag des Künstlers zum 125. Male jährt, zum Lohse-Jahr machen. Zeitweilig sollen dann auch in den Räumen der Wechselausstellungen Werke Carl Lohses gezeigt werden. Darüber hinaus werden das Bautzener Museum und die Bischofswerdaer Galerie bei der Pflege von Lohses Erbe künftig enger zusammenarbeiten. Jürgen Vollbrecht, Leiter des Museums der Stadt Bautzen, kündigte eine Vernetzung an. „Wir sind gern bereit, für eine Belebung der Beziehungen zwischen beiden Häusern zu arbeiten“, sagte er in einem Grußwort.

Von Nazis verfemt, in der DDR schlecht gelitten

„Ich freue mich, dass unser Großvater jetzt die Aufmerksamkeit bekommt, die er zu seinen Lebzeiten nie erfahren hat“, sagt Rose Frahm-Prinz. Carl Lohse war von den Nazis verfemt und von den DDR-Oberen schlecht gelitten. Nun erfährt sein Werk eine späte Würdigung, nicht nur in Bischofswerda. Doch die jetzt eröffnete Dauerausstellung hat Potenziel, gerade auch für die Stadt Bischofswerda, betont Roland Sieber. Sie sollte zum Anziehungspunkt auch für Besucher von außerhalb werden. Die neue Präsentation gefällt beiden Enkeln. „Die Räume sind modern und gut beleuchtet. Die Werke werden gut präsentiert“, sagt Roland Sieber. Er weiß, dass eine solche Galerie weder für eine Kleinstadt noch für die Gebäudeeigentümer selbstverständlich ist, wenn er von einem „Klimmzug für Bischofswerda“ spricht. Ein Klimmzug freilich, der sich sehen lassen kann.