Ende August 1934 wurde der neue NSDAP-Kreisleiter eingeführt. Nachdem der Pirnaer Anzeiger nach der Röhm-Affäre zunächst kommentarlos über das Verschwinden des Vorgängers Sterzing hinweggegangen war,...
Von Rudolf Hajny
Ende August 1934 wurde der neue NSDAP-Kreisleiter eingeführt. Nachdem der Pirnaer Anzeiger nach der Röhm-Affäre zunächst kommentarlos über das Verschwinden des Vorgängers Sterzing hinweggegangen war, konnten die Pirnaer am 31. August mit Erstaunen lesen, dass es „Führer der Bewegung“ gegeben habe, die geglaubt hätten, „gegenüber anderen Volksgenossen Vorrechte genießen zu können“. Deshalb sei es verständlich, dass sich ein Reinigungsprozess vollzogen habe. Man hätte in Pirna schon einige Enttäuschungen erlebt. Der verflossene Kreisleiter Sterzing sei „als Nationalsozialist einer der besten Kämpfer“ gewesen. Das „Schicksal“ (!) hätte ihn hinweggefegt. Er habe, wo er stand, seine Pflicht erfüllt, und es werde „vielleicht die Zeit kommen, wo Parteigenosse Sterzing wieder ein ehrenvolles Amt zugeteilt erhält“.
Nazi-Erziehung anstelle von Allgemeinbildung
Immer wieder hatte die HJ mit Werbeaktionen versucht, alle Kinder und Jugendlichen in der „Jugendorganisation des Führers“ zu erfassen und ideologisch „einheitlich auszurichten“. Das scheint nicht immer das gewünschte Ergebnis gehabt zu haben. Jedenfalls wurde der Druck über die Schulen erhöht, und Reichsminister Rust erklärte vor Lehrern, dass an die Stelle der Allgemeinbildung die nationalsozialistische Erziehung zu treten hätte. Diese Aufgabe könne aber nur bewältigt werden, wenn in den Schulen „neue völkische Menschen erziehen und lehren“. Und wenn es ein Lehrer nicht fertig bringe, den Unterrichtsstoff „deutsch zu sehen“, dann solle er nicht „deutscher Lehrer“ sein. „Von heute ab“, so war im Pirnaer Anzeiger zu lesen, „steht die HJ neben Elternhaus und Schule.“