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Lokbauer mit Säge und Leim

Der Heimatverein von Freital-Kleinnaundorf macht in seiner Holzwerkstatt früh Lust aufs Handwerk.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Dorit Oehme

Freital. Das Wetter ist ungemütlich. Ein roter Fensterrahmen hebt sich vom Grau ab. Osterhasen, Flugzeuge und Waggons aus Holz stehen hinter der Scheibe: Drinnen bauen drei Jungen an ihrer ersten Lok. Jeder hat einen Bausatz und eine Sägevorrichtung am Platz. Für Tim spannt Werkstattleiter Erik Däbritz zwei runde Stäbe ein. Tims Zwillingsbruder Tom arbeitet gegenüber. „Sägt schön sachte. Schüttelt die Hand auch mal aus“, rät Däbritz den Siebenjährigen. Sie sind zum zweiten Mal in der Kinder- und Familienwerkstatt des Kleinnaundorfer Heimatvereins zu Gast.

Es duftet nach Fichtenspänen. Die ersten Teile fürs Untergestell der Lokomotive haben die Kinder schon verleimt. Die Teile liegen zusammengepresst in der Mitte des Werktischs. Der neunjährige Niklas greift nach dem Führerhausdach. „Für die Schräge kannst du eine Säge oder eine Raspel nehmen“, sagt Däbritz. Zwei urige Werkbänke dienen als Werkzeugdepot. Niklas holt sich einen Fuchsschwanz.

In den drei Werkstatt-Gruppen pro Woche erlernen Mädchen und Jungen Stück für Stück den Umgang mit Säge, Schleifpapier und Co. „Beim nächsten Mal bekommt Niklas den ersten Stempel in den Werkzeug- und Gerätepass“, kündigt Erik Däbritz an. Der 51-Jährige hat als Zimmermann an der Frauenkirche und dem Schloss in Dresden sowie den Flughäfen in Leipzig/Halle und Dresden mitgearbeitet. Nun engagiert sich er sich in der Kinder- und Familienwerkstatt.

Sie liegt an der Horkenstraße in Bannewitz. Vor gut zwei Jahren begann die Arbeit im Keller der Kleinnaundorfer Grundschule. „Leider haben wir nur unseren Vereinscontainer. Ein eigenes Vereinshaus für alle Generationen fehlt uns sehr“ sagt der Kleinnaundorfer Ortsvorsteher und Vereinschef Thomas Käfer. Mit dem Seifenkistenrennen und anderen frischen Ideen wirbt er um Aufmerksamkeit für den Ort, zusammen mit den anderen Ehrenamtlichen des Heimatvereins und des Ortschaftsrates. In der Holzwerkstatt hat auch Käfers siebenjährige Tochter schon Kindergeburtstage gefeiert.

Erik Däbritz zeigt den Jungen den nächsten Arbeitsschritt auf dem Bauplan. „Diese Werkstatt ist spitze. Sie fördert früh handwerkliches Geschick. Außerdem entsteht hier Praktisches für unseren Ort“, sagt Karli Schulze, der Opa von Niklas. Begeistert zeigt er eingelagerte Teile der neuen Kleinnaundorfer Pyramide. Eine Etage entstand in der Werkstatt.

Zwei nachempfundene Kohleloren der Windbergbahn stehen im Regal. Eine Westernlok verschnauft davor. „An ihrer Stelle baue ich die historische Heddel nach, die von Gittersee nach Possendorf fuhr“, verrät Erik Däbritz. Dann verabschiedet er die jungen Lokbauer. Sie wollen noch kehren. Doch das übernimmt er diesmal.