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Lücken am und im Wasser

Den Dresdner Springern fehlt der Nachwuchs. Das wird beim internationalen Meeting deutlich.

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© kairospress

Von Daniel Klein

So schnell kann Frank Taubert nichts aus der Ruhe bringen. Mit Emotionen geht er genauso sparsam um wie mit Worten. Hektik verbreiten – das kann der 62-Jährige eigentlich nicht. In den vergangen Tagen war es jedoch anders. Wenn 140 Nachwuchs-Wasserspringer aus aller Welt durch die hohe, aber dennoch kleine Halle am Freiberger Platz wuseln, verliert man schon mal kurz den Überblick.

Als Nachwuchs-Bundestrainer könnte Taubert eigentlich ruhig am Beckenrand sitzen und verfolgen, ob die 14- bis 16-jährigen Talente aus ganz Deutschland fehlerfrei ins Wasser eintauchen. Doch Taubert ist Dresdner und das International Youth Diving Meet, wie es offiziell heißt, auch sein Wettkampf. Also ist er beim größten Wettkampf im Wasserspringen nach den Junioren-WM erster Ansprechpartner, wenn es mal wieder was zu klären gibt. Taubert fehlen zwei wichtige Helfer: Bundesstützpunkttrainer Boris Rozenberg ist mit den besten Dresdner Springern für drei Wochen beim Grand Prix und Weltcup unterwegs, und Trainerkollegin Julia Feist erwartet ihr erstes Kind. „Die beiden fehlen an allen Ecken und Enden“, sagt Taubert und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Das Dresdner Personalproblem beschränkt sich aber nicht nur auf die Trainer. Zwar traten beim Meeting vier Lokalmatadoren an, doch Turmspezialist Karl Schöne startet nur für den DSC, lebt und springt seit zwei Jahren in Berlin. Aus dem Quartett war er der Erfolgreichste, belegte in der A-Jugend vom Turm den 3. Platz. Ludwig Schäl holte in der B-Jugend sensationell ebenfalls Bronze vom Turm und Viktoria Kuhn wurde Achte von der Plattform (B).

Am größten ist die Lücke in der C-Jugend. Bei den deutschen Meisterschaften Mitte März in Berlin gab es bei 14 Entscheidungen gerade einmal zwei Bronzemedaillen für den Dresdner Stützpunkt. Nicht viel besser lief es bei den B-Jugendlichen, bei denen im Februar ein zweiter und ein dritter Platz heraussprangen. Die Ausbeute ist mehr als dürftig. „Wir haben in diesem Altersbereich seit neun Jahren eine starke Trainerfluktuation“, erklärt Taubert.

Durststrecke wird noch anhalten

Christoph Bohm wechselte vor zwei Jahren nach Berlin, betreut dort mit Patrick Hausding den derzeit besten und bekanntesten deutschen Wasserspringer. Karl Schöne war seinem Heimtrainer gefolgt. Mit Julia Feist hatte der Stützpunkt eine ehemalige Springerin und Dresdnerin als Nachfolgerin gefunden. Doch die 30-Jährige fällt durch die Babypause nun länger aus. „Eine Vertretung zu finden, ist extrem schwer“, sagt Taubert, „Wassersprung-Trainer gibt es nur ganz wenige.“ Vorerst hat er die Junioren-Gruppe selbst übernommen.

„Die Durststrecke wird noch zwei bis vier Jahre anhalten“, prophezeit er. „Es ist die wichtigste Aufgabe, dort wieder System und Linie reinzubringen.“ Heimerfolge beim Dresdner Meeting werden künftig also Seltenheitswert haben.