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Lust auf Eigenanbau

Äpfel und Tomaten aus dem eigenen Kleingarten sind bei jungen Familien in den Städten begehrt. Auf dem Land stehen dagegen viele Parzellen leer.

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© Ronald Bonß

Von Ralf Hübner

Eigene Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Erdbeeren, Tomaten, Zwiebeln – auf mindestens einem Drittel der Fläche müssen den Vorschriften zufolge sogenannte gärtnerische Produkte wie Obst und Gemüse angebaut werden. Vor allem in Dresden, Leipzig und Chemnitz suchen junge Familien mit Kindern das Gartenidyll im Schatten der Großstadt. „Es finden immer mehr junge Familien den Weg in unsere Anlagen“, sagt Verbandspräsident Peter Paschke. Es gebe Wartelisten.

Der Kleingartenverein „Johannistal 1832“ in Leipzig gilt als eine der ältesten Anlagen in Deutschland und als älteste Sachsens. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Vereinschef Kurt Neugebauer. Das liege auch an der guten Lage mitten in der Stadt. Mitgliederwerbung sei unnötig. „Die Interessenten kommen von selbst.“ Laut Neugebauer sind die Gärten vor allem als Möglichkeit der Erholung begehrt.

Mit einem Leerstand bis zu 20 Prozent bieten die ländlichen Regionen laut Landesverband ein ganz anderes Bild. Rund fünf Prozent freie Parzellen hat etwa der Verband der Gartenfreunde in Großenhain. Das sei „noch relativ gut“, sagt der dortige Chef Hans-Jürgen Kriegler. „Tendenz weiter steigend.“

Nach Angaben des Landesverbands ist die Zahl der Areale seit 2003 von 223 000 in 3 950 Gartenvereinen auf derzeit 205 000 in 3 775 Vereinen gesunken. Sachsen sei dennoch der bundesweit größte Landesverband, heißt es. Verbandspräsident Paschke hofft, dass der Rückgang sich nicht in dem Maße wie bislang fortsetzt. „Es könnte sich bei etwa 195 000 stabilisieren.“, sagt er.

Die Hochwasser der vergangenen Jahre, die Nässe in den Gärten durch steigendes Grundwasser in ehemaligen Bergbaugebieten und vor allem die demografische Entwicklung hat den Kleingärtnern zugesetzt. „Wenn es in den Orten keine Schule, keinen Arzt und keinen Laden mehr gibt, dann gehen die jungen Leute weg“, sagt Paschke. In Meißen, Eilenburg und Döbeln seien schon Flächen geräumt worden – und umgewandelt in Bauland für Familien, Straßen, Streuobstwiesen oder Ackerflächen. Zudem seien nach dem Hochwasser von 2013 Gärten aufgegeben worden, die im überfluteten Gebiet lagen. Paschke sieht die Kommunen in der Pflicht, zusammen mit den Gartenvereinen neue Nutzungskonzepte zu erarbeiten. (dpa)