Merken

Luther wird in Leisnig sesshaft

Die Wanderausstellung haben sich bisher 16 000 Besucher an mehr als 50  Orten angeschaut. Nun gibt es einen Neustart.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Im Jahr eins nach dem 500-jährigen Reformationsjubiläum bleibt Martin Luther eine spannende Person. Das haben Mädchen und Jungen der Leisniger Grundschule am Donnerstagmittag festgestellt. Sie waren die Ersten, die nach der Eröffnung die Dauerausstellung „Mensch Martin – Hut ab!“ anschauen, in die dazugehörigen Kostüme schlüpfen und den neuen Kasten öffnen durften.

Die eigentliche Ausstellung entstand in doppelter Ausführung vor reichlich fünf Jahren. Ideengeber waren die Gemeindepädagogen im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz und mehrere Helfer. Anliegen war, vor allem Kinder auf die Reformation neugierig zu machen, ihnen zu veranschaulichen, was damals passiert ist und welche Auswirkungen das bis in die heutige Zeit hat. Nach der Eröffnung im Herbst 2013 im Stadtgut in Leisnig sind die Wanderausstellungen im wahrsten Wortsinn unterwegs gewesen. Bezirkskatechetin Cordula Schilke sprach von mehr als 50 Orten, in denen „Mensch Martin“ zu sehen war, unter anderem bei der Weltausstellung in Wittenberg. Rund 16 000 Besucher haben sich laut Cordula Schilke auf diese Weise mit dem Reformator, seinem Weg und seinem abenteuerlichen Leben beschäftigt. Und damit muss jetzt nicht Schluss sein. Das ist der Landesstelle für Museumswesen Chemnitz und deren Direktorin Katja Margarethe Mieth zu verdanken, wie Bürgermeister Tobias Goth (CDU) zur Eröffnung würdigte. Als es Ende 2017 noch Fördergeld zu verteilen gab, fiel der Direktorin der Wunsch von Cordula Schilke ein, dass die Ausstellung „Mensch Martin“ – auch ihres Erfolges wegen – nachhaltig wirken sollte.

So förderte die Museumsstelle eine Kopie der Wander- und eine Umwandlung zur Dauerausstellung. Von einst acht Themenbereichen sind fünf verblieben. Die Utensilien dafür passen in einen Schrank – beinahe einen Kasten, so wie die Leisniger Kastenordnung in der Reformationszeit eine Rolle gespielt hat. Der sogenannte Kasten gilt als älteste Sozialordnung der Welt. Nur Vertreter aller damaligen Stände konnten die mehrfach verschlossene Truhe gemeinsam öffnen und entscheiden, wofür das Geld eingesetzt wird. Unter anderem wurden davon Lehrer bezahlt, etwas für Kranke und Arme getan.

Jetzt können die Kinder diese Situation nachempfinden. Kostüme machen die Stände vom Adligen bis zum Bauern deutlich. Ein neuer Kasten wurde angefertigt, die Kleidung genäht. Besonders „cool“ fanden die Mädchen und Jungen den interaktiven Teil der Ausstellung. So hören sie nach einer Bildschirm-Berührung zum Beispiel, welche Musik damals in Kirchen und auf Straßen zu hören war oder wie sich Luthers vermeintliche Entführung abgespielt haben könnte.

Katja Margarethe Mieth gefällt an dieser Ausstellung besonders, dass sie Kinder mitnimmt. „Manche Ausstellungen sind mehr für Erwachsene gemacht. Deshalb sehen wir es als große Aufgabe für uns, Museen so umzugestalten, dass jeder etwas mitnehmen kann“, so die Direktorin der Landesstelle für Museumswesen. Sie forderte die Grundschüler geradezu dazu auf, auf die Gestalter zuzugehen und Wünsche zu äußern, damit Museen auch für Kinder spannend werden.

Gruppen, die die interaktive Ausstellung „Mensch Martin – Hut ab!“ kennenlernen und entdecken wollen, werden gebeten, sich im Gästeamt anzumelden. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass eine der ursprünglichen Wanderausstellungen ausgeliehen, beispielsweise in Kirchen oder Gemeindehäusern gezeigt werden kann. Auch das managt Manuela Kuschnik im Gästeamt. Die zweite der Wanderausstellungen hat ebenfalls eine Heimat gefunden, und zwar im evangelischen Jugendbildungswerk in Torgau.

Kontakt Gästeamt: Tel. 034321 637090