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Lutz Oelze ist „Schwerlast Olsen“

Über 20 Jahre ist der Fischbacher selbstständiger Unternehmer. Und das für viele unter falschem Namen.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wer in Fischbach nach „Schwerlast Olsen“ fragt, wird zu Lutz Oelse geschickt. Aber unter diesem Namen kennen ihn nur die wenigsten. Bei den bekannten Gaudi-Sportwettkämpfen der Fischbachlympics zur Fischbacher Kirmes nennt sich sogar eine Mannschaft „Schwerlast Olsen“.

In der Transportbranche hat sich der Fischbacher Fuhrunternehmer allerdings unter dem Namen einen gut erarbeitet, der auch im Ausweis steht: Lutz Oelze. Seit 20 Jahren ist er selbstständig. Mit seinem 540 PS starken Mercedes-Lkw ist er dabei unterwegs. Der Fischbacher fährt für 25 Kunden in Ost- und Westdeutschland. Spezialtransporte sind dabei sein Metier. Im Moment hat er allerdings weniger zu tun – im Januar ruhen viele Baustellen. Aber darauf ist Lutz Oelze eingestellt.

Spitznamen von einem Motorradfahrer bekommen

Aber wie kam es nun dazu, dass er in Fischbach vorwiegend unter dem Namen Olsen bekannt ist? „Das ist mein Spitzname, den hat mir der Leppersdorfer Motorradrennfahrer Frank Gäbler verpasst, als ich ein junger Techniker in seiner Crew war“, verrät der Fischbacher. Und fügt gelassen an: „Irgendwann nannten mich alle so – und ich habe den Spitznamen längst auch verinnerlicht“.

Schon von frühester Jugend an waren Motoren die Leidenschaft von Lutz Oelze. Kfz-Schlosser hatte er dereinst lernen wollen. Doch das Leben wollte es anders. Lutz Oelze wurde Chemiefacharbeiter im Dresdner Arzneimittelwerk. Nach der Lehrzeit fuhr er dort eine große Chemieanlage im Schichtbetrieb. Die Arbeit wurde für DDR-Verhältnisse gut bezahlt. In seinen Träumen aber war er auf großen Schwerlasttransportern unterwegs. Hier wollte er die ganz großen Lenkräder drehen. Der heulende Motorenklang der kraftstrotzenden Tatra-Schwerlastzüge war für ihn wie Musik. Irgendwann hatte er es satt, ihnen nachzusehen. Er wollte Berufskraftfahrer für große Lkw sein. Also heuerte er als junger Mann beim Verkehrs- und Tiefbaukombinat in Neustadt/Sachsen an. Von da an war er ständig unterwegs. Er hat fast alle großen und kleinen Baustellen gesehen, die vom Neustädter Kombinat geführt wurden. „Meistens transportierte ich Betonteile, aber auch Split, Schotter und Kies zu den Mischanlagen und Großbaustellen“, beschreibt er.

Dann kam die politische Wende im Herbst 1989. Das Kombinat gab es schon bald nicht mehr, und Lutz Oelze musste sich neu orientieren. Seine Brötchen verdiente der dann Mittdreißiger zunächst im Westen Deutschlands. Doch das war kein Dauerzustand. Zum einen wollte er lieber in der Heimat arbeiten, zum anderen gab es für den Traum vom großen Schwerlastverkehr nun ganz neue Perspektiven. Denn in den neuen Bundesländern war eine rege Bautätigkeit im Gange. Neue Straßen und Autobahnen entstanden. Und überall wurden moderne Baumaschinen gebraucht. Und im heimischen Fischbach hatte die Firma Fischer-Jung eröffnet. Das alles machte Lutz Oelze Mut. „Und so habe ich mir meinen Traum von der Einmann- Schwerlasttransportfirma dann auch erfüllt“, sagt er nicht ohne Stolz.

Von Firma zu Firma gezogen

Ein Mercedes SK 440 wurde angeschafft und als Tieflader wurde ein „Goldhofer“ angehängt, genauso wie er es sich erträumt hatte. Dann war Klinkenputzen angesagt. Er zog von Firma zu Firma, um seine Dienstleistungen vorzustellen. Preis und Leistungen stimmten, Einsatz und Zuverlässigkeit wurden seine Markenzeichen.

Wie jedem Ost-Unternehmen blieben auch ihm einige unangenehme Erfahrungen nicht erspart. Nicht alle Rechnungen wurden fristgerecht überwiesen, und auf manchen Außenständen blieb er sogar gänzlich sitzen. „Ich habe es als Lehrgeld verbucht – das hat weh getan, aber ich habe mich darauf eingestellt“, sagt er. Mit Augenmaß steckte er seine Firmenentwicklung ab. Noch heute ist er Geschäftsführer, Fahrer und Buchhalter in einer Person.

„Inzwischen kenne ich viele Baustellen – vorwiegend in den neuen Bundesländern – und ich weiß, worauf es vor Ort ankommt“, verrät er sein „Geschäftsgeheimnis“. Wie eben auch auf die Zeiten, in denen die Aktivitäten der Baubranche etwas zurückgefahren werden. Die nutzt der Fischbacher, um sich zu entspannen und Reparaturen ausführen zu lassen. Denn bald wird der große Baumotor wieder anspringen. Dann muss Lutz Oelzes Tiefladergespann wieder tagtäglich unterwegs sein.

Und die Fischbacher sehen dann „Schwerlast-Olsen“ wieder häufiger durch den Ort rollen.