Dresden. Aus Angst vor Störungen hat die Technische Universität Dresden (TUD) einen Vortrag von Bundesjustizminister Heiko Maas verlegt. Statt wie ursprünglich geplant im Hörsaalzentrum der Uni wird der SPD-Politiker nun am kommenden Montag in der Ballsportarena am Rande der Altstadt über Fake News und Hetze im Internet sprechen, wie die Uni am Freitag mitteilte. Maas gilt vielen Anhängern der AfD und der Dresdner Pegida als Feindbild. Gegen seinen Auftritt sind mehrere Demonstrationen angemeldet.
„Als Rektor der TU Dresden trage ich die Verantwortung für rund 35 000 Studierende, von denen zahlreiche am Montagnachmittag ihre Prüfungen schreiben werden“, sagte Professor Hans Müller-Steinhagen. Wegen der angekündigten Protestaktionen vor dem Hörsaalzentrum habe man den Vortrag des Ministers verlegt, „damit unsere Studierenden bei ihren Prüfungen nicht gestört werden“.
Ihm fehle „jedes Verständnis dafür, dass intolerante Gruppen den Fachvortrag eines Politikers - auch wenn er so exponiert ist wie der Bundesminister der Justiz - behindern und dabei den größtmöglichen politischen Flurschaden anrichten wollen“, sagte Müller-Steinhagen. „Es kann doch nicht sein, dass an einer Universität - dem Ort, der neben einem Parlament das Herzstück einer gesellschaftlichen Debattenkultur darstellen muss - ein Meinungsaustausch nicht möglich sein soll!“
Maas ist schon seit Langem Zielscheibe übler Beschimpfungen durch Anhänger der Pegida. Die selbst ernannten Patrioten haben ihre Montagskundgebung abgesagt und stattdessen dazu aufgerufen, sich einer Demonstration der AfD gegen Maas anzuschließen. Der Bundesjustizminister war bereits vor einem Jahr bei einer Veranstaltung in Zwickau von rechten Pöblern massiv gestört und bedrängt worden.
Nach Angaben der Stadt Dresden sind für Montag bislang fünf Versammlungen angezeigt, darunter auch eine der „Bürgerinitiative Wellenlänge“, die gegen Flüchtlinge gehetzt hatte. Die Juso Hochschulgruppe Dresden will unter dem Motto „Kein Platz für rechten Populismus“ auf der Straße dagegenhalten. Pegida und Wellenlänge verlegten ihre Kundgebungen bereits ebenfalls in die Altstadt. (dpa)