Von Ulrich Wolf
Fürwahr fürstlich: Rund sechs Millionen Euro soll Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Juni 2006 für den Kauf des Schlosses Bullachberg im Allgäu gezahlt haben, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie Thurn und Taxis.
Der Fürst der Autoindustrie, er kann es sich leisten, und es sei ihm gegönnt. Gestern bewies Wiedeking einmal mehr, dass er den profitabelsten Automobilkonzern der Welt geformt hat. Der Überschuss im Geschäftsjahr 2006/07 verdreifachte sich auf 4,24 Milliarden Euro. Davon profitieren nicht nur die Aktionäre mit einer Sonderdividende, sondern auch die Mitarbeiter: Die großzügigen Boni von Porsche – in diesem Jahr zwischen 4200 und 5200 Euro – bekommt jeder, der Pförtner wie der Ingenieur.
Der jüngste Gewinnsprung ist auch dem Einstieg von Porsche bei Volkswagen zu verdanken. Wiedeking fädelte dabei ein cleveres Wertpapiergeschäft ein. Mehr als drei Milliarden Euro Profit machte er mit Optionen auf VW-Aktien. Die hatte sich Porsche zu einem Stichtag zu einem bestimmten Betrag gesichert, um seinen Anteil an den Wolfsburgern gegebenenfalls aufzustocken. Da der Kurs der VW-Aktien stark stieg, kommt der Differenzbetrag nun den Stuttgartern zugute. Heute lässt Wiedeking die europäische Aktiengesellschaft Porsche Holding SE ins Handelsregister eintragen, unter deren Dach künftig die Sportwagen-Sparte sowie das anteilige VW-Geschäft gesteuert wird.
Wiedeking, der auf seinem eigenen Grundstück auch schon mal gern Kartoffeln anbaut, hat damit das Feld ordentlich bestellt. Gut 31Prozent hält der Porsche-Konzern nun an Volkswagen; es ist wahrscheinlich, dass dieser Anteil erhöht wird. Die neue Porsche-Holding stiege so zum größten Autobauer Europas auf, die vom Kleinwagen bis hin zum Luxusauto die gesamte Palette der Fahrzeugproduktion abdeckt. Wiedeking hat noch gut vier Jahre Zeit, den neuen Konzen zu formen – dann läuft sein Vertrag aus.
Wiedeking, vor 55 Jahren in Westfalen geboren, hat zwar aus seiner Heimat eine gewisse Dickköpfigkeit mitgebracht, die sich in einem teils autoritären Führungsstil niederschlägt; gleichwohl ist er in der Öffentlichkeit wohlgelitten, weil er mitunter für Manager ungewöhnliche Positionen vertritt. So betont er stets seine Abneigung gegen Subventionen und ließ das Porsche-Werk in Leipzig prompt ohne staatliche Beihilfen bauen. Es wurde rasch zu einem der profitabelsten Standorte im Konzern; der dort gebaute Geländewagen „Cayenne“ ist für Porsche ein Erfolgsmodell (auch wenn die Karosserie aus dem VW-Werk in Bratislava stammt).
Noch wenig beleuchtet hingegen ist seine Rolle als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrats bei der Landesbank Sachsen. Auch Wiedeking muss über die riskanten Milliarden-Spiele des Leipziger Geldhauses informiert gewesen sein; doch dazu schweigt bislang der Fürst.