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Mäßige Bilanz bei Sachsens Spargelbauern

Corona hat auch die Erntesaison durcheinandergewirbelt. Bis zuletzt bangten viele Spargelbauern um genügend Helfer.

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© Ronald Bonß

Dresden. Mit einer durchwachsenen Bilanz geht für Sachsens Spargelbauern die diesjährige Saison zu Ende. Traditionell ist um den 24. Juni herum Schluss mit dem Edelgemüse. Bis Ende Juni gibt es noch Spargel in der Agrar GbR Naundörfel, so Chef René Heidig. 

Weil zu Beginn der Saison wegen der Corona-Krise Gaststätten geschlossen waren, haben die Landwirte aber nur auf fünf Hektar und damit auf der Hälfte der geplanten Fläche das Stangengemüse angebaut - um im Notfall nicht auf dem Spargel sitzenzubleiben. Die Nachfrage im April sei höher gewesen als erwartet. "Viele waren zu Hause und hatten Zeit zu kochen", sagte Heidig. Gegen Ende der Saison werde nun aber der Spargel knapp - vor allem seitdem die Gaststätten wieder öffnen dürfen.

Die Corona-Krise habe in dieser Saison für ein "wirres Durcheinander" gesorgt, so Heidig. Vor allem hätten wegen der Einreisebeschränkungen zunächst Erntehelfer aus dem Ausland gefehlt, die aber später eingeflogen werden konnten. Zunächst seien auch einige Deutsche zum Spargelstechen im Einsatz gewesen, berichtete der Agrarunternehmer. Die meisten hätten aber angesichts der schweren körperlichen Arbeit und bürokratischer Hürden schnell das Handtuch geworfen. "Es gab eine große Verunsicherung überall."

In dem Agrarbetrieb bei Meißen habe es unter den Saisonarbeitern keine Corona-Fälle gegeben, betonte Heidig. Zu 80 Prozent seien die Arbeitskräfte - davon 17 aus Rumänien - in Einzelzimmern untergebracht gewesen. Zudem habe es strenge Desinfektions- und Reinigungspläne gegeben. "Es ist ja in unserem Interesse, das Risiko so gering wie möglich zu halten", betonte Heidig.

Nach Einschätzung des Landesbauernverbandes hat es in sächsischen Landwirtschaftsbetrieben bisher keine Probleme mit einer Häufung von Corona-Infektionen unter Saisonarbeitern gegeben. "Mir ist kein Betrieb bekannt, der die Regeln nachweislich nicht eingehalten hat", sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Uhlemann. 

Man habe die Landwirte zudem immer wieder angemahnt, die entsprechenden Regeln einzuhalten, vielerorts habe auch das Gesundheitsamt kontrolliert. "Wir waren froh, dass es eine politische Lösung gab und wir Erntehelfer hatten." Im Aril hatte sich der Bund darauf geeinigt, die Einreisebestimmungen für Saisonarbeiter aus Osteuropa zu lockern.

Allerdings habe es nur wenig Flüge nach Ostdeutschland gegeben, teils hätten die Betriebe die eingeflogenen Saisonarbeiter von Berlin oder Nürnberg nach Sachsen bringen müssen. Das habe am Ende aber gut geklappt, auch wenn der Aufwand für die Betriebe hoch war - und mit zusätzlichen Kosten verbunden, etwa für Flüge, Transport, Unterbringung und Hygieneauflagen. Das habe sich beim Verbraucher teils durch höhere Preise bemerkbar gemacht, so Uhlemann.

Über die Plattform des Deutschen Bauernverbandes seien rund 40 000 ausländische Saisonarbeitskräfte nach Deutschland gekommen. Wie viele davon nach Sachsen kamen, ist nicht bekannt. Uhlemann spricht von einer "absolut außergewöhnlichen Saison". Zwar ist die Spargelernte weitestgehend abgeschlossen, im August aber steht die Apfelernte an - für die wiederum Arbeitskräfte gefragt sind. "Da ist es gut, dass der Landweg nun wieder frei ist", so Uhlemann.

Im Spargelhof Kyhna in Nordsachsen wird das Edelgemüse noch bis zum offiziellen Saisonende Mitte nächster Woche gestochen - verkauft sogar noch ein paar Tage länger. "Nach anfänglichen Problemen zum Saisonbeginn hat sich alles ganz gut eingespielt", sagte Besitzer Jürgen Kopf. Auch er habe zum Teil auf Arbeitskräfte aus Rumänien gesetzt. Kopf verkauft das Gemüse in den Regionen Halle und Leipzig direkt über Verkaufsstände. Die durchschnittliche Ernte liegt bei etwa fünf Tonnen pro Hektar - in den Verkauf kommen dann nach Aussortierung gut 3,5 Tonnen Spargel. (dpa)