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Man City droht Champions-League-Sperre

Hat der englische Meister Manchester City gegen die Regeln des Financial Fair Play verstoßen? 

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Manchester City ist frisch gebackener englischer Fußballmeister.
Manchester City ist frisch gebackener englischer Fußballmeister. © dpa

Von Philip Dethlefs

Die große Euphorie über den erneuten Gewinn der englischen Fußballmeisterschaft und die Vorfreude auf das anstehende FA-Cup-Endspiel am Samstag haben bei Manchester City und Trainer Pep Guardiola einen heftigen Dämpfer bekommen. Dem Meister droht laut jüngsten Medienberichten der Ausschluss aus der Champions League - ausgerechnet aus dem Wettbewerb, den Man City bisher noch nicht gewinnen konnte und dessen Trophäe doch ganz oben auf der Wunschliste der Clubbosse steht.

Die "New York Times" berichtete am Montag, die Finanzkontrollbehörde der UEFA könne eine Sperre von mindestens einer Saison fordern. Grund dafür seien finanzielle Unregelmäßigkeiten, Verstöße gegen die Regeln des Financial Fair Play der europäischen Fußball-Union. Bei den Untersuchungen hätten sich die Ermittler auf die Enthüllungen der Plattform Football Leaks gestützt, über die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im vergangenen Jahr berichtet hatte.

Interne Emails und Clubdokumente, die Football Leaks vorliegen, sollen zeigen, wie Man City systematisch die Regeln umgangen habe. Gelder, die als Einnahmen durch Sponsoren aus Abu Dhabi - darunter mit Etihad Airways die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate - deklariert wurden, sollen in Wirklichkeit von Clubbesitzer Mansour bin Zayed Al Nahyan gezahlt worden sein. Der Scheich ist der Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, dChalifa bin Zayid Al Nahyan.

Ähnliche Vorwürfe gab es in der Vergangenheit auch schon gegen den französischen Fußballclub Paris Saint-Germain und dessen katarische Besitzer. PSG sorgte im Sommer 2017 mit den Rekord-Verpflichtungen des Brasilianers Neymar und des Angreifers Kylian Mbappe für kolportierte 400 Millionen Euro für viel Aufsehen. Das Financial Fair Play soll verhindern, dass Clubs unbegrenzt mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Der Versuch, im Fußball für Chancengleichheit zu sorgen, hat nach Ansicht von Kritikern bisher wenig Erfolg gezeigt.

Auch die Ermittlungen gegen Paris wurden vorerst eingestellt. Und für Befürworter einer Strafe hatte die Entscheidung einen merkwürdigen Beigeschmack, denn Clubboss Nasser Al-Khelaifi ist Chef der Sendergruppe BeIn Media, die die Rechte an der Champions League im arabischen Raum hält und damit ein wichtiger Geschäftspartner der UEFA ist. Seit Februar ist Al-Khelaifi außerdem Mitglied des Exekutivkomitees der UEFA. Seine Wahl galt als höchst umstritten.

In der Vergangenheit wurden allerdings sowohl PSG als auch Man City für Verstöße gegen das Financial Fair Play bestraft - ohne jedoch von der Champions League ausgeschlossen zu werden. 2014 waren beide Clubs zu Geldstrafen verurteilt worden und durften zudem für eine Saison nur 21 statt wie üblich 25 Spieler für die Königsklasse melden.

Manchester City, das die Strafe damals nach anfänglichem Widerstand akzeptierte, hat die aktuellen Vorwürfe vehement bestritten und unterstellt, dass die Anschuldigung den Zweck hätten, "den Ruf des Clubs und seine kommerziellen Interessen zu beschädigen". Die Ermittlungen hatten die City-Verantwortlichen Anfang März dann aber begrüßt, weil sich damit "die Spekulationen beenden" ließen.

Die UEFA teilte am Dienstag mit, man werde "laufende Ermittlungen zu Angelegenheiten des Financial Fair Play" nicht kommentieren. Später informierte Man City, man kooperiere mit der Finanzkontrollbehörde und verlasse sich auf "die Unabhängigkeit" und "deren Verpflichtung zu einem ordnungsgemäßen Verfahren". Wann eine Champions-League- Sperre für den englischen Fußballmeister in Kraft treten würde und ob es überhaupt dazu kommt, bleibt vorerst offen. Es gilt als sicher, dass sich Manchester City mit aller Macht dagegen wehren würde. (dpa)