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„Manchmal ist es nicht auszuhalten“

Nur wenige Meter entfernt von den Gleisen ist der Zuglärm oft ohrenbetäubend. Die Anwohner hoffen nun auf Schallschutz.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Glaubitz/Nünchritz. Sechs Züge rauschen pro Stunde am Garten der Familie Thomas vorbei. Sagt die Statistik. ICE und Regionalexpress zählen dabei kaum, denn die hören die Thomas’ schon gar nicht mehr. Die Autozüge und die leeren Güterzüge aber seien heftig. „Wenn wir im Haus sind, geht es. Die Fenster halten dicht“, sagt Marlies Thomas. „Aber wenn wir auf der Terrasse sitzen oder im Garten sind, dann ist es manchmal nicht auszuhalten.“

Gespräche sind dann kaum möglich, und gerade Gäste erschrecken regelmäßig über den Lärm. Da helfen auch die Bäume nicht, die sich die Familie als eine Art Lärmschutz am Ende des Gartens vor vielen Jahren gepflanzt hat. „Wir wollen nicht meckern. Die Bahn war eher da als das Haus, das wurde erst 1884 gebaut“, sagt Marlies Thomas. Man müsse mit dem Lärm eben leben oder wegziehen. Trotzdem wäre es „sehr schön“, wenn die Familien von der Langenberger Straße in Glaubitz vom anstehenden Bauprojekt der Deutschen Bahn profitieren könnten.

Im Rahmen des Ausbaus der Strecke zwischen Dresden, Riesa und Leipzig hatte das Unternehmen nämlich angekündigt, aufgrund der schalltechnischen Gutachten eine Vielzahl von Schallschutzwänden zwischen dem Abzweig Leckwitz und dem Zeithainer Bogendreieck aufzustellen. Vor allem Richtung Elbe, wo viele Wohnhäuser sehr nah an den Bahngleisen stehen, hatte der Projektleiter der Bahn, Klaus Riedel, gegenüber der Sächsischen Zeitung angekündigt. Und das ist zwar vor allem in Glaubitz der Fall. Besonders nah an den Schienen stehen aber unter anderem auch die Häuser in Zeithain an der Langenberger Straße oder in Nünchritz an der Randsiedlung.

„Wir brauchten da nicht groß zu diskutieren“, sagt der Glaubitzer Bürgermeister Lutz Thiemig (parteilos) über die bisherigen Absprachen zum Lärmschutz. Schon weil die rechtlichen Vorgaben recht eindeutig sind, wurden in der Planungsvereinbarung zwischen Bahn und Gemeinde umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen bedacht, sagt er. „Das geht schon in Zeithain nahe der B 169 los und zieht sich – teilweise sogar beidseitig – bis Weißig.“

Baustart für den Ausbau des Streckenabschnittes Leckwitz-Zeithain wird allerdings nicht vor 2020 sein. Zurzeit werde die Entwurfsplanung beendet, im Frühjahr sollen die Pläne für das Planfeststellungsverfahren eingereicht werden. Die Kosten allein für diesen Abschnitt werden auf etwa 100 Millionen Euro geschätzt. Er ist Teil des Gesamtprojektes „Deutsche Einheit Nummer 9“, das den Ausbau der gesamten Strecke zwischen Dresden und Leipzig für voraussichtlich insgesamt 1,5 Milliarden vorsieht. Ziel ist es, die Strecke mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometer befahren zu können. Ein ICE soll letztlich nur noch 47 Minuten zwischen den beiden Großstädten unterwegs sein.

Zwischen Leckwitz und Zeithain sollen dafür nicht nur Schallschutzwände gebaut werden. Geplant ist unter anderem auch der Bau zweier Eisenbahnbrücken, um die beiden Bahnübergänge in Glaubitz abzulösen.

Infos für Anwohner

Die Deutsche Bahn will die Planungsunterlagen zum Ausbau des Streckenabschnittes Leckwitz–Zeithain öffentlich vorstellen.

Die Veranstaltung findet voraussichtlich am Donnerstag, 26. Januar, um 16.30 Uhr im Saal der ASG in Nünchritz, Adolph-Kolping-Platz 1, statt.