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Manege frei für die Ausreißer

Der 23. Dresdner Weihnachtszirkus setzt wieder Maßstäbe. Die Höhepunkte gibt es unter der Kuppel zu erleben.

Von Henry Berndt
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© Henry Berndt

Elefanten, die sich auf die Hinterbeine stellen. Und sogar auf die Vorderbeine. Das beeindruckt immer wieder – wenn man denn Tiere im Zirkus sehen mag. Der Auftritt der Zebras gehört dagegen in der Regel nicht gerade zu den Darbietungen, über die am Ende jeder spricht. In dieser Woche jedoch sorgten die Zebras des Dresdner Weihnachtszirkus selbst dafür, dass sie deutlich mehr Aufmerksamkeit erhielten. Zwei Tage nach ihrer spektakulären Flucht vom Festplatz an der Pieschener Allee ließen sich zur Premiere am Mittwochabend weder die Tiere noch ihr Dompteur Jiri Berousek etwas anmerken. Das Publikum feierte den Auftritt der sechs Zebras mit besonders großem Applaus.

Am Montagmorgen waren vier der Zebras nach einer Probe durch ein versehentlich offen gelassenes Gatter entkommen und liefen in unterschiedliche Richtungen durch die Stadt. Mehrere Polizeistreifen waren mit Blaulicht im Einsatz. Eines der Tiere verstarb beim Einfangen. Schon wenige Stunden später war klar, dass die anderen Zebras trotz des traurigen Vorfalls am Mittwoch in der Manege auftreten würden.

Die Elefanten von Ronald Spindler sorgen für den richtigen Zirkusduft.
Die Elefanten von Ronald Spindler sorgen für den richtigen Zirkusduft. © Henry Berndt

Umso überraschender erschien es zunächst, dass es diesmal zum ersten Mal seit Jahren keine Proteste von Tierschützern vor dem Zelt gab. Womöglich lag das aber daran, dass von den besonders unter Beobachtung stehenden Wildtieren diesmal „nur“ die Elefanten aus der bekannten Dompteurfamilie Spindler dabei waren.

Überhaupt sind es in dieser komplett neu zusammengestellten Show des 23. Dresdner Weihnachtszirkus mal nicht die Dressurnummern, die besonders im Vordergrund stehen. Und das trotz insgesamt mehr als 50 Tieren in der Manege. Ob Windhunde und Lamas, Pferde, Zebras oder Elefanten. Sie alle verbreiten Zirkusduft – mit den artistischen Sensationen können die Darbietungen aber diesmal nicht mithalten.

Mit der Auswahl der Künstler aus zehn Nationen setzt Direktor Mario Müller-Milano mit seinem Weihnachtszirkus auch im Jahr 2018 Maßstäbe. Wie schon in den vergangenen Jahren angelte er sich einige der besten Darbietungen vom Zirkusfestival in Monte Carlo. Alles Preisträger von Goldenen und Silbernen Clowns – den Oscars der Zirkuswelt.

Da hätten wir zum Beispiel das Duo Garcia aus Irland, das in zwölf Metern Höhe einer rasenden Rakete entsteigt und sich gegenseitig durch die Luft wirbelt, bis man fast selbst in Deckung gehen möchte.

Zu den Höhepunkten der Show gehören weiterhin die Auftritte des dutzendfach preisgekrönten Clown-Duos Fumagalli und Daris, des Franzosen Julot Cousins, der sich auf einem neun Meter hohen bedrohlich schwankenden Mast ein Liedchen pfeift sowie die Gorgious Girls aus dem Chinesischen Nationalzirkus, die sich und ihre Diabolos in sensationellen Choreographien fliegen lassen. Dazu kommt eine perfekt eingespielte Big Band aus 15 Musikern. Das geht durch Mark und Bein und ist in der Zirkuswelt längst eine Seltenheit.

Die Shows des Weihnachtszirkus sind noch bis zum 6. Januar zu erleben. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 75000 Besucher zu dem Spektakel. Etwas ruhiger wird es traditionell zum ökumenischer Gottesdienst zugehen. Dazu ins Zelt eingeladen wird auch dieses Jahr für den 26. Dezember um 10 Uhr.

Mehr zum Programm und den Tickets gibt es hier: www.dwc.show