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Marlene Dietrich kommt nach Riesa

Im Stadtmuseum wird gerade eine Sonderausstellung aufgebaut. Sie stellt einen speziellen Aspekt der Filmdiva in den Mittelpunkt.

Von Christoph Scharf
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Eine Bühne für Marlene Dietrich: Im Stadtmuseum Riesa bauen Heike Schlorke und Jörg Schunack von der FVG die Sonderausstellung über die Schauspielerin auf. Am Sonntag wird sie eröffnet.
Eine Bühne für Marlene Dietrich: Im Stadtmuseum Riesa bauen Heike Schlorke und Jörg Schunack von der FVG die Sonderausstellung über die Schauspielerin auf. Am Sonntag wird sie eröffnet. ©  Sebastian Schultz

Riesa. Hollywood-Ikone, Leinwand-Legende, Filmdiva: Marlene Dietrich gehört zu den bekanntesten Schauspielerinnen den 20. Jahrhunderts. Das ist aber nicht der Grund, warum ihr das Stadtmuseum Riesa jetzt eine Sonderausstellung widmet. 

Tatsächlich geht es vor allem um ihre Haltung zu den Nazis. Nicht umsonst wird die Ausstellung am Sonntag, 27. Januar, eröffnet: Dieser Tag zählt in Deutschland seit 1996 als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An einem 27. Januar war das KZ Auschwitz von der Roten Armee befreit worden.

Ebenso lange, wie es den Gedenktag gibt, beteiligt sich das Riesaer Museum mit Sonderausstellungen daran. Da ging es zuletzt etwa um das Schicksal von Anne Frank, die Polizei im Nationalsozialismus, um Euthanasie, den Widerstand, jüdische Riesaer, die Jugend im Dritten Reich. Nach mehr als 20 Jahren fällt es gar nicht mehr so leicht, neue Themen zu finden. 

So fiel die Wahl auf eine Wanderausstellung der Gedenkhalle Oberhausen, die sich seit mehr als einem halben Jahrhundert der Erinnerung an die Verfolgten der NS-Zeit widmet. Und aus Oberhausen sind jetzt mehrere große Pakete in Riesa angekommen, die insgesamt 14 doppelseitige Schautafeln über das Leben der Dietrich zeigen.

Dort finden sich nicht nur Fotos, Texte und Zeitungsausschnitte über ihre Karrierestationen – von Theaterauftritten in Berlin über erste Nebenrollen in Stummfilmen bis zu ihrem internationalen Durchbruch 1930 in „Der blaue Engel“. Aus dem Film stammt der bis heute bekannte Hit „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. 

Direkt danach – also knapp drei Jahre vor der NS-Machtübernahme – folgt die Schauspielerin ihrem Regisseur nach Hollywood, wo sie im Sommer vor Kriegsausbruch die US-Staatsbürgerschaft annimmt. – Hatte sie das noch mit „steuerlichen Gründen“ begründet, zeigt sich die Distanz zu Deutschland und den Nazis bald deutlicher: Sie setzt sich für Emigranten aus NS-Deutschland ein. 

Nach dem Kriegseintritt der USA geht sie 1942 auf Werbetour für US-Kriegsanleihen und begleitet ab 1944 US-Truppen auf ihrem Weg durch Europa. Bilder in der Wanderausstellung zeigen Marlene Dietrich etwa in einem Paillettenkleid auf einem Kampfpanzer posierend oder mit landenden US-Fallschirmjägern im Hintergrund.

In den USA und in Frankreich wird sie für ihre Haltung bald hoch geehrt, in Deutschland aber teils noch lange nach dem Krieg als „Verräterin“ geschmäht. Später engagiert sich die Sängerin pazifistisch und tourt weltweit als Sängerin. 

Bis zu ihrem Tod 1992 in Paris hat Marlene Dietrich Kontakt zur deutsch-französischen Journalistin Beate Klarsfeld, die 1968 Bundeskanzler Kiesinger geohrfeigt hatte und sich jahrzehntelang der Verfolgung von NS-Verbrechen widmete. Über die beiden Frauen entstand ein Dokumentarfilm, der im Begleitprogramm der Riesaer Ausstellung gezeigt wird – genauso wie der Billy-Wilder-Film „Eine auswärtige Affäre“, in dem Marlene Dietrich eine Hauptrolle spielt. 

Das Rahmenprogramm haben das Stadtmuseum Riesa und die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain vorbereitet.

Ausstellungseröffnung am 27. Januar, 17 Uhr, im Stadtmuseum. Es sprechen Bürgermeisterin Kerstin Köhler und Jens Nagel von der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, Kuratorin Sophie Nagel führt in die Ausstellung ein. Madeline Hartig (Gesang) und Stephan Gogolka (Klavier) begleiten die Eröffnung musikalisch.

Zu sehen ist die Schau bis zum 3. März, jeweils Di. bis Fr., 10-18 Uhr, So., 14-18 Uhr. Am 13. Februar, 19 Uhr, wird der Film „Eine auswärtige Affäre“ aufgeführt, am 26. Februar um 19 Uhr der Film „Beate und Marlene“.