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Maulwürfe buddeln wie die Weltmeister

Hügel übersäen die Landschaft im Osterzgebirge und hinterlassen Ratlosigkeit. Warum sind Erdhaufen da und nicht woanders?

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Osterzgebirge. Hat sich der FC Maulwurf auf dem Sportplatz in Bärenstein in Stellung gebracht?, fragt Theodor Schulze und schmunzelt. Der Hirschsprunger war verblüfft, als er durchs Müglitztal kam und den Sportplatz sah, übersät mit Hügeln. Wer im Osterzgebirge unterwegs ist und genau hinschaut, macht ähnliche Beobachtungen. Wo man hinkommt, scheint Buddelflink schon da gewesen zu sein und auf einer Stelle unermüdlich zu wühlen, während nebenan die Flächen scheinbar unberührt bleiben und geduldig auf den Frühling warten.

„Das ist dieses Jahr verrückt“, bestätigt Reiner Hubald. Der Landwirt aus Fürstenau weiß auch keinen Rat. „Maulwürfe stehen unter Naturschutz, da kannst du nichts machen.“ Höchstens den Haufen mit der Schaufel wegnehmen. Doch Hubald hat das Gefühl: „Die Maulwürfe lachen sich kaputt.“ Denn im Nu ist der nächste Hügel wieder da. Er weiß, dass manche Leute schon den Boden gewalzt oder glatt gezogen haben. Doch nützen würde das nichts. Hubald vermutet – wie Theodor Schulze –, dass die Maulwürfe gut über den Winter gekommen sind. „Es ist ja kein Frost in der Erde gewesen, auch schon die Jahre davor nicht.“ Das seien ideale Bedingungen für Familie Maulwurf, ergänzt Schulze.

Auch Annette Zimmermann ist das Treiben aufgefallen. „Es gibt Flächen, da ist wirklich ein Hügel am anderen“, sagt die Leiterin vom Botanischen Garten in Schellerhau. „Bei uns haben wir zwar keine Maulwürfe, aber Probleme mit Wühlmäusen.“ Sie glaubt, die Tierwelt will eher Frühling als noch mal Winter. Doch mit einer wissenschaftlich fundierten Erklärung kann sie nicht dienen. Das ist halt nicht ihr Fach. Genauer weiß es das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden. Ob die Maulwürfe dieses Jahr tatsächlich besonders aktiv sind, kann die Behörde zwar auch nicht einschätzen. Dafür fehlten leider die Daten, so Pressesprecherin Karin Bernhardt. Aber die Fachleute wissen, was da gerade bei Maulwurfs unter der Erde passiert. „Das Aufwerfen von Haufen ist ein typisches Zeichen für einen Nahrungsmangel beim Maulwurf“, erläutert Frau Bernhardt. „Sein Gangsystem ist wie ein Fallensystem angelegt, das er ständig abläuft, um in diese Gänge eingedrungene Wirbellose wie Würmer oder Insekten zu fressen.“ Wenn sich deren Aktivität zum Beispiel durch eine Veränderung der Bodentemperatur verlagert, sei der Maulwurf verstärkt aktiv – und der Nahrung hinterher. Gegen die sichtbaren Folgen kann man nicht viel machen.

Der Maulwurf sei besonders geschützt. Darauf weist das Landesamt hin. In der Roten Liste sei er als „ungefährdet“ eingestuft. Doch der aktuelle Bestand sei tendenziell als „mäßige Abnahme“ angegeben. „In großen Feldgebieten findet man häufig gar keine Maulwurfsaktivitäten mehr“, so Karin Bernhardt. Die Zahl der Haufen sei kein direktes Maß für die Dichte der Maulwürfe. Wer welche fangen will, brauche eine Ausnahmegenehmigung der unteren Naturschutzbehörde. Frau Bernhardt unterstreicht aber dick: „Die Art macht in den Kulturen keinen Schaden. Es ist ein rein optisches ,Problem‘.“ Wenn die Erdhaufen stören, könne man diese abtragen, ohne dem Maulwurf zu schaden. Ausgenommen große Burgen, die besonders in Feuchtgebieten auftreten. „Diese werden auch vom Maulwurf bewohnt.“ In nahrungsreichen Lebensräumen wie in Laubwäldern könnten Generationen von Maulwürfen leben, ohne auffällige Haufen zu werfen.