Dresden. Zu Beginn des neuen Schuljahres müssen sich die Schulen in Sachsen auf die steigende Zahl von Flüchtlingskindern einstellen. Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) sprach am Mittwoch in Dresden von einer großen Herausforderung. Vor allem in den Großstädten Dresden und Leipzig seien viele Schulen bis auf den letzten Platz verplant. Neue Schulräume und „unkonventionelle Lösungen“ müssten gefunden werden. Bevor Flüchtlingskinder in eine reguläre Klassen kommen, lernen sie in „Vorbereitungsklassen“. Ende des vergangenen Schuljahres gab es 244 davon - für 2015/2016 sind derzeit 290 geplant. Die Zahl der Schüler in diesen Klassen stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 70 Prozent auf derzeit 3751.
Kurth betonte, es solle trotz steigender Flüchtlingszahlen keine reinen Migrationsklassen geben. Flüchtlingskinder und deutsche Kinder würden gemeinsam unterrichtet. Ein Prozentsatz für die Klassen lasse sich nicht festlegen, so Kurth. Zusätzlich sollen 50 befristet eingestellte Lehrkräfte den Unterricht für die steigende Zahl von Flüchtlingskindern abdecken - etwa mit Deutsch als Zweitsprache.
Um die Lehrkräfte nicht zu überfordern, braucht es nach Einschätzung von SPD-Fraktionschef Dirk Panter mehr Personal, das Deutsch als Zweitsprache unterrichtet. Zudem seien Fortbildungsangebote und höhere Ausbildungskapazitäten an den Universitäten nötig. Ähnliches hatte auch Ministerin Kurth vorgeschlagen. Nach Einschätzung der Grünen ist Sachen zwar konzeptionell gut aufgestellt, reagiert aber zu zögerlich bei der schulischen Integration von Flüchtlingskindern.
Insgesamt werden derzeit rund 25 670 Kinder mit Migrationshintergrund aus mehr als 140 Ländern in Sachsen unterrichtet. Laut Schätzungen des Ministeriums soll die Zahl in diesem Jahr bis auf 27 000 steigen. Beeinträchtigungen beim Sportunterricht wegen der Unterbringung von Flüchtlingen wird es laut Kurth zum Schuljahresbeginn nicht geben. Derzeit werde lediglich die Turnhalle einer Schule in Pirna als Unterkunft genutzt.
Am kommenden Montag (24. August) beginnt für rund 451 000 Schüler das neue Schuljahr. Dafür hat der Freistaat mehr als 1 000 Lehrer unbefristet eingestellt. Rund 850 Lehrer gingen im vergangenen Schuljahr in den Ruhestand. „Das Schuljahr kann reibungslos starten, vor jeder Klasse wird ein Lehrer stehen“, so Kurth.
Die Einstellung von Lehrern gestalte sich zunehmend schwierig, weil der Arbeitsmarkt weitgehend „leer gefegt“ sei. Zudem wollten 70 Prozent der 1 600 Bewerber ausschließlich in Dresden oder Leipzig arbeiten. Knapp 20 Prozent der freien Stellen wurden daher mit Seiteneinsteigern besetzt, weitere 20 Prozent von Gymnasial- und Berufsschullehrern schulartfremd besetzt. Kurth regte an, über mehr Lehramtsstudienplätze nachzudenken und den Lehrerberuf künftig attraktiver zu gestalten.
Nach Einschätzung des Sächsischen Beamtenbundes (SBB) fehlt es im neuen Schuljahr an vollständig ausgebildeten Fachlehrern. Unter anderem sei die steigende Quote von Quereinsteigern ein Zeichen für die mangelnde Attraktivität des Lehrerberufs. „Man kann nicht auf Dauer deutschlandweit beste Lernergebnisse erreichen wollen und dafür deutschlandweit am schlechtesten bezahlen“, so SBB-Landesvorsitzender Gerhard Pöschmann. Die Linke warnte vor einer Tendenz, wonach der Lehrerberuf zu einem „learning by doing“ gerate. (dpa)