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Mehr klein als fein

Nur drei Prozent der Dresdner haben laut einer Forsa-Umfrage an einer Pegida-Demonstration teilgenommen.

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© Norbert Millauer

Von Thilo Alexe

Die Studie „Pegida und die Dresdner“ trägt einen markanten Zusatz: „Eine Rehabilitation“. Die Dresdner, so schreiben die Autoren des Meinungsforschungs- instituts Forsa, „können heute nicht mehr als Bewohner im Tal der Ahnungslosen diskriminiert werden“. Solche Schlagzeilen erschienen anlässlich des beachtlichen Zustroms zu den islamkritischen Pegida-Demonstrationen, an denen bis zu 25 000 Menschen teilnahmen.

Dieser Beitrag basiert auf einer Umfrage, deren Ergebnisse ausführlicher in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Magazins Stern zu finden sind.
Dieser Beitrag basiert auf einer Umfrage, deren Ergebnisse ausführlicher in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Magazins Stern zu finden sind.

Ist die Stadt eine Hochburg systemferner Wutbürger? Forsa befragte im Auftrag des Stern mehr als 1 000 Dresdner. Die repräsentative Erhebung zeigt: Die Mehrheit der Einwohner unterstützt Pegida nicht. Für 71 Prozent sind die Demonstrationen gar das derzeit größte Problem der Stadt.

Die Autoren der Studie begründen das so: „Man sieht die großen Störungen, die von den Demonstrationen für das alltägliche Leben in der Stadt ausgehen, und man befürchtet, dass das Ansehen der Stadt durch Pegida Schaden nimmt.“ 79 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht – und das, obwohl die Kundgebungen und Protestzüge trotz der mitunter heftigen Reden friedlich verliefen. Dabei wurde auch nach Parteipräferenzen gefragt. Anhänger der AfD sind seltener der Meinung, dass Pegida Dresden schadet als die von CDU, SPD, Grünen und Linken.

Nur drei Prozent der Dresdner haben bislang an einer Pegida-Demonstration teilgenommen. „Hochgerechnet sind das noch nicht einmal 13 000 der rund 430 000 Wahlberechtigten der Stadt“, heißt es in der Studie. Immerhin acht Prozent können sich eine Teilnahme vorstellen. Umgekehrt bedeutet das: Für 380 000 Wahlberechtigte kommt das nicht infrage.

24 Prozent der AfD-Anhänger haben der Umfrage zufolge schon einmal bei Pegida demonstriert. Anhänger anderer Parteien – auch von der CDU – sind dagegen kaum unter den Teilnehmern auszumachen. Das ist angesichts der ausgeprägten Protesthaltung von Pegida wenig überraschend.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Dresdner Pegida-Anhänger nicht aus der Mitte der Gesellschaft stammt. Damit widersprechen sie anderen Studien. Bei Fragen zur Zufriedenheit mit der Politik sowie zum Islam vertreten Interviewte, die bereits bei Demonstrationen waren, deutlich skeptischere Positionen.

In ihrem Fazit gehen die Meinungsforscher auch auf den Umgang mit Pegida ein. Wer wie Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) den Dialog mit Pegida-Teilnehmern suche, werte eine Bewegung auf, „die in Wirklichkeit nur eine verschwindend kleine Minderheit ist“.