Von Maik Brückner
Liebenau. Es sieht wie ein Ufo aus, das im Stall gelandet ist. Doch wer es sich genauer anschaut, erkennt, dass das kreisrunde Metallgerät ein Melkkarussell ist. Es ist das Herzstück des neuen Stalls, den die Liebenauer Agrar GmbH derzeit errichtet.
Die Investition der Liebenauer Agrar-GmbH
Geschäftsführer Eberhard Petzold ist zufrieden und erleichtert. Denn es hat lange gedauert. Die erste Idee, dieses Gebäude zu errichten, hatte er vor genau zehn Jahren. Das Organisieren von Genehmigungen und die Suche nach einer geeigneten Finanzierung führten dazu, dass er erst im Juni 2017 mit dem Riesenprojekt beginnen konnte. Auch der Milchpreis machte dem Landwirt Sorgen. Schließlich ging dieser hoch und runter und war über lange Zeit auf einem niedrigen Niveau.
Lohnt sich da der Bau eines Stalls mit Melkkarussell? Eberhard Petzold gehört zu den Leuten, die mit Zuversicht in die Zukunft schauen. „Wir planen langfristig“, sagt er, dessen Firma 45 Mitarbeiter und vier Lehrlinge beschäftigt. Jetzt sei es an der Zeit, die alte Melktechnik abzulösen. „Unsere Melkstände sind 23 und 24 Jahre alt und verschlissen“, sagt er. Zudem könne durch das neue Karussell das Melken verkürzt werden. Werden jetzt acht Stunden gebraucht, sind es künftig viereinhalb Stunden. Grund sei, dass das Karussell 40 Melkstände hat, die alte Technik nur 24 Stände. Auch für die Mitarbeiter ändert sich einiges. Ihre Arbeit wird leichter. „Sie werden mehr Zeit für andere Tätigkeiten haben und können sich zum Beispiel intensiver um die Kälbchen kümmern.“
Um das zu erreichen, muss das Unternehmen viel Geld ausgeben. „Wir investieren hier 2,4 Millionen Euro“, sagt Petzold. Um das Gebäude zu refinanzieren, setzt Petzold auch auf die weiter starke Nachfrage nach Milch. Er hofft, dass der Milchpreis in den nächsten Jahren bei rund 31 Cent pro Liter liegen wird. Derzeit werden 32 Cent gezahlt. Mit diesem Wert sei er in die Finanzierungsgespräche mit den Banken gegangen. Denn ohne Kredit kann der Landwirtschaftsbetrieb, der auf den Flächen rund um Liebenau, Fürstenwalde, Dittersdorf und Börnchen wirtschaftet, einen solchen Stall nicht finanzieren.
Die Kubatur des Gebäudes ist gewaltig. Es ist 96 Meter lang und 21 Meter breit und besteht aus mehreren Bereichen. An der einen Gebäudeseite befinden sich das Büro der Stallmanagerin, die Umkleideräume, die Duschen und die Toiletten. Außerdem stehen hier die Milchtanks. Im Mittelteil befinden sich das Melkkarussell und die große Halle, der sogenannte Wartebereich, durch den die Tiere zum Karussell gehen werden. Nach dem Melken können die Kühe, deren Klauen behandelt werden müssen oder die sich der Tierarzt angucken muss, in einen separaten Bereich geführt werden. An der anderen Gebäudeseite werden die Futterküche und ein Bereich untergebracht, in dem die Kühe stehen werden, die abgekalbt haben. Diese werden dort mindestens fünf Tage nach der Geburt leben, weil sie nicht im Karussell gemolken werden dürfen. „So sind die Vorschriften“, sagt Petzold.
In nächster Zukunft will das Unternehmen auch die beiden Ställe erneuern, in denen 550 Kühe leben. Der kleinere Stall mit 220 Plätzen befindet sich direkt hinter dem neuen Gebäude und wird mit diesem verbunden, der größere ist daneben. Damit auch die dort lebenden 330 Kühe zum neuen Melkkarussell geführt werden können, wird ein Treibergang zwischen beiden Gebäuden errichtet – vorerst ohne Dach. Ob das so bleibt, vermag Petzold nicht zu sagen. „Wir probieren es, nachrüsten lässt sich so etwas immer noch.“
Eigentlich sollten die Arbeiten Ende Juni abgeschlossen sein. Doch dieser Termin wird nicht zu halten sein, sagt der Geschäftsführer. An einigen Stellen ist noch viel zu tun. Nun rechnet er damit, dass der Betrieb das neue Gebäude Ende August übernehmen kann.