Bautzen
Merken

Die Wiederentdeckung der Löcherbiene

Damit seltene Insektenarten überleben, läuft im Heide- und Teichland ein besonderes Projekt - mit ersten Erfolgen.

Von Carmen Schumann
 3 Min.
Teilen
Folgen
Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (l.), wird von Biosphärenreservatsleiter Torsten Roch und der Projektverantwortlichen Eva Lehmann über Details des Projektes zur Rettung von Insekten-Arten informiert.
Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (l.), wird von Biosphärenreservatsleiter Torsten Roch und der Projektverantwortlichen Eva Lehmann über Details des Projektes zur Rettung von Insekten-Arten informiert. © Carmen Schumann

Dauban. Wie das summt und brummt! Die Blühwiese am Rand von Dauban ist voller Leben. Verschiedene Insekten laben sich an den Blüten, Schmetterlinge fliegen. Wenn Insektenkundler Mario Trampenau von der Naturwacht mit seinem Kescher über die Wiese streift, kann er allerlei Krabbeltiere einfangen und bestimmen.

Doch die Insekten finden nicht überall so ein reiches Nahrungsangebot vor. Die Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft hat deshalb bereits 2010 ein Projekt ins Leben gerufen, in dessen Rahmen im gesamten Biosphärenreservat 15 Blühflächen angelegt wurden. Dabei wurde mit verschiedenem Saatgut experimentiert, bis die ideale Mischung für die sandigen Böden der Heide herausgefunden war. Auch musste beachtet werden, dass die Wildkräuter mit der zunehmenden Trockenheit in der Region gut klarkommen.

Mehrere Partner ziehen an einem Strang

Die verwendete Mischung wurde in Zusammenarbeit mit Saatgut-Vermehrungsbetrieben zusammengestellt. Sie wurde am Mittwoch, zum Welt-Bienentag, auf einer neu erschlossenen Fläche gegenüber der bereits bestehenden Blühwiese in Dauban ausgesät. 

Dazu hatte sich Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) angesagt. Zusammen mit dem Vorstand der Budissa Agrar AG Niederkaina, Dr. Udo Weber, befüllte er eine Drillmaschine mit dem Saatgut und drehte eine Runde mit dem Traktor, der den Samen in die Erde brachte.

In der Reservatsverwaltung ist man sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsbetrieben der Region, die Flächen für Blühwiesen zur Verfügung stellen, sagt Projektverantwortliche Eva Lehmann. Die neu erschlossene Fläche in Dauban wird von der Budissa AG bewirtschaftet. Sie ist 2,2 Hektar groß. Neben den Landwirtschaftsbetrieben gibt es noch weitere Partner. Das sind das Landesamt für Umwelt und Naturschutz und der Landschaftsplaner Andreas Scholz aus Singwitz. 

Er hat auf den 15 Blühflächen ungezählte seltene Wildbienen- und Tagfalter-Arten entdeckt. Neben den Honigbienen gibt es in Sachsen rund 400 Wildbienenarten. Im Rahmen des Projekts wurde beispielsweise die Löcherbiene wiederentdeckt, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht und als verschollen galt.

Dank optimaler Bedingungen fühlen sich die seltenen Arten auf den für sie geschaffenen Flächen wohl. Die Daubaner Blühwiese ist locker bewachsen, der Boden schaut noch hervor. „Die Insekten benötigen Licht, Luft und einen offenen Boden“, erläutert Eva Lehmann. Ideal sei auch die Lage zum Waldrand und die einzeln stehende Eiche, wo die Krabbeltierchen Nistmöglichkeiten finden.

Nicht nur auf die Honigbiene kommt es an

Der Umweltminister bedauert den gegenwärtig zu beobachtenden Artenrückgang, der durch eine intensivierte Flächenbewirtschaftung hervorgerufen werde. Dem müsse systematisch und strukturell entgegengewirkt werden. „Wir können der Abwärtsspirale nicht einfach zusehen“, betont der Minister. Denn nicht nur die Honigbiene werde wegen ihrer Bestäubungsleistung gebraucht, sondern auch die Wildinsekten, die wiederum Nahrungsgrundlage für andere Tierarten sind. „Wir stellen dafür erhebliche Mittel bereit, brauchen aber auch Partner“, sagt Wolfram Günther.

Das ist Musik in den Ohren von Eva Lehmann, die eine konkrete Bitte an den Minister richtet. Sie wünscht sich nämlich, dass der Freistaat Fördermittel für die Biosphärenreservats-Saatgutmischung zur Verfügung stellt. Die sei etwas teurer als normales Saatgut, dafür aber ideal für die hiesigen Bedingungen geeignet.

Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Bischofswerda lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Kamenz lesen Sie hier.