Von Tobias Winzer
Sie sind klein, leise, pusten keine Abgase in die Luft, und wer sich auf ihnen bewegt, tut etwas für seine Gesundheit. Der Radverkehr entwickelt sich für die Dresdner Stadtplanung zur Allzweckwaffe. Um Umweltstandards einzuhalten, Stauprobleme zu lösen und die Fitness der Dresdner zu fördern, will die Stadt mehr für die zweirädrige Fortbewegung tun. Im kommenden Jahr sind mehrere Lückenschlüsse geplant. „Wir legen unser Augenmerk vermehrt auf die Fahrradwege“, sagt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Außerdem soll es bald mehr Fahrradständer in den Ortsteilzentren geben.
Plan 1: Erstmals durchgehender Radweg vom Zentrum in den Osten
Dresdens Radwegenetz ist in den vergangenen 25 Jahren massiv gewachsen – auf aktuell rund 400 Kilometer Länge. Trotzdem gibt es immer noch etliche Hauptverkehrsstraßen, auf denen Radler keinen Platz haben. Größtes Projekt im kommenden Jahr wird deshalb der Bau eines Weges an der Bürgerwiese und Parkstraße. Für rund 850 000 Euro will die Stadt zwischen Georg- und Lennéplatz einen 2,50 Meter breiten Radstreifen bauen. Stadtauswärts wird deswegen aus zwei Autospuren eine überbreite Spur. Nach dem Ende der Bauarbeiten, für die es noch keinen konkreten Termin gibt, haben Radfahrer erstmals einen durchgehenden Radweg vom Zentrum bis nach Prohlis und Nickern.
Enger werden soll es für Autofahrer auch an der Magdeburger Straße und der Bremer Straße im Dresdner Westen und an der Kohlenstraße im Süden. Dort will die Stadt im kommenden Jahr sogenannte Schutzstreifen auf die Straße markieren. Diese sind mit einer Breite von 1,50 Metern etwas schmaler als normale Radwege und nur mit einer gestrichelten Linie von der Autospur getrennt. Zurzeit prüft die Stadt aber noch, welche Auswirkungen dies auf die anderen Verkehrsteilnehmer hätte. „Fahrradstreifen markieren – das hört sich einfach an“, so Baubürgermeister Marx. „Aber es sind viele Abstimmungen nötig.“
Einen kleinen Fortschritt wird es 2015 am Elberadweg geben: Das holprige Pflaster am Körnerweg wird auf einem 80 Meter langen Teilstück durch glattes Sandsteinpflaster ausgetauscht. Möglich wird das, weil der Freistaat der Stadt 165 000 Euro zur Flutschadensbeseitigung schenkt. Damit ist aber erst ein Zehntel des Holperpfades beseitigt. Auch auf der anderen Elbseite sind Arbeiten geplant. Zwischen Waldschlößchenbrücke und Goetheallee wird der Radstreifen am Käthe-Kollwitz-Ufer erneuert, jedoch nicht asphaltiert. Die Arbeiten sollen im Sommer 2015 starten.
Plan 2: Parkplätze werden für Fahrradständer geopfert
Rund 3 000 öffentliche Fahrradparkplätze gibt es derzeit – rund 2 000 mehr als noch zur Jahrtausendwende. Zuletzt sind insgesamt rund 250 neue Plätze an der Königstraße oder am Schlesischen Platz entstanden. Damit das Abstellen der Räder noch komfortabler wird, sollen weitere folgen – zum Beispiel in der Prager Straße, der Weißen Gasse, der Gewandhausstraße, der Schweriner Straße sowie den Ortsteilzentren, etwa in der Neustadt.
Anders als sonst üblich fehlt der Stadt dabei aber nicht das Geld, sondern sie stößt an andere Grenzen. „Es ist schwer, geeignete Plätze zu finden“, sagt Marx. „Wir suchen nach leitungsfreien Bereichen.“ Heißt: Unter Plätzen, die infrage kommen, liegen meist schon Strom- oder Telefonkabel. Die Fahrradbügel können deswegen dort nicht befestigt werden. Die Stadt überlegt nun, ob sie einzelne Autoparkplätze opfert und sie zu Fahrradstellplätzen macht, wie zum Beispiel am Bischofsweg vor dem Geschäft des Fahrradclubs ADFC schon geschehen. Der Vorteil: Unter Parkplätzen liegen meistens keine Leitungen. Der Nachteil: Auch Autostellplätze werden gebraucht. Die Stadt überlegt deshalb, wo der Tausch möglich ist.
Auch das Thema Fahrradstation mit überdachten und bewachten Plätzen sowie einer Werkstatt ist wieder auf der Agenda des Baubürgermeisters. „Eine Fahrradstation halte ich vor allem am Neustädter Bahnhof für sinnvoll“, sagt Marx. „Wir prüfen gerade, welche Fördermöglichkeiten es dafür gibt und wie ein vernünftiges Betreiberkonzept aussehen könnte.“ Eigenes Geld dafür hat die Stadt nicht eingeplant.
Plan 3: Radverkehrskonzept wird zum Pflichtenheft für die Stadt
Wichtigster Baustein für die künftige Förderung wird das Radverkehrskonzept, das ursprünglich schon zum Jahresende fertig sein sollte. Nun wird der Stadtrat das Papier wohl im Laufe des ersten Halbjahrs 2015 erstmals in den Händen halten. Das Konzept, das 70 000 Euro kostet und von einem renommierten Planungsbüro erstellt wird, soll unter anderem Hauptradrouten festlegen. Diese könnten dann gezielt ausgebaut werden. „Es wird die Schwachstellen im Radverkehrsnetz aufzeigen“, sagt Marx. „Es wird eine Art Pflichtenheft für uns.“