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Mehr Touristen im Burgenland

Die Zahl der Übernachtungen ist im Vergleich zu 2016 um 16 000 gestiegen. Aber die meisten bleiben nur wenige Tage.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Es geht aufwärts in Sachen Tourismus in Sachsen. Auch im Sächsischen Burgenland ist der Aufwind zu spüren. Zwischen Januar und Juni wurden rund 190 000 Übernachtungen verbucht, im selben Zeitraum 2016 waren es fast 16 000 weniger (174 500). Knapp 31 Prozent der Betten waren ausgelastet. Das besagen die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes Sachsen.

„Im Detail sieht es in Leisnig und Waldheim sehr gut aus“, so Sandra Brandt, Leiterin der Abteilung Region Leipzig bei der Leipzig Tourismus Marketing GmbH. Das bestätigen auch Anbieter von touristischen Attraktionen in beiden Orten. „Bis Ende Juli hatten wir rund 21 500 Besucher, im vergangenen Jahr waren es bis dahin 21 000“, berichtet Sabine Rötzsch vom Team der Burg Mildenstein in Leisnig. „Für die Museen war das wechselhafte Wetter praktisch.“ Vor allem die Familienangebote während der Ferien seien gut angenommen worden. Mit dem Ende der Ferien in Bayern und Baden-Württemberg sei es aber nun auch auf der Burg ruhiger geworden. Mit Seniorenrabatt am Freitag versuchen die Teams von Burg Mildenstein und Kriebstein zurzeit, vor allem an diesem besucherschwachen Tag Gäste anzulocken.

Schwerpunkt bleiben Tagestouristen

Mehr Übernachtungsgäste für Leisnig beschert die Burg jedoch nicht. Sie ist vor allem Ausflugsziel von Tagestouristen. Das spüren auch die privaten Anbieter von Übernachtungsplätzen in der Region, wie zum Beispiel Elgine Tur de la Cruz. Seit 16 Jahren betreibt sie die Touristik-Herberge Am Galgenberg in Leisnig. Knapp 30 Betten gibt es dort. „Wir haben kaum Reisende in der Region hier“, sagt sie. Ab und zu kämen einige Radtouristen. Sie blieben in der Regel ein bis drei Nächte. Weniger, als im Durchschnitt im Sächsischen Burgenland. Dieser liegt laut Statistischem Landesamt bei 5,4 Tagen. Dass eine Woche gebucht werde, sei selten, sagt die Leisniger Ärztin, die auch für Die Linken im Stadtrat sowie im Kreistag sitzt. Sie würde sich mehr Touristen für die Region wünschen. Dafür sollte Leisnig ganzheitlicher beworben werden. Nicht nur Burg und Kloster laden zu einem Ausflug ein, auch Wandern, Radfahren oder Bootstouren seien möglich. „Es fehlt eine zusammenfassende Darstellung aller Angebote“, so Tur de la Cruz.

Für Daniela Panuschka, die Betreiberin des Hotels Goldener Löwe in Waldheim sowie des Hotels am Kriebsteinsee in Höfchen, war der Sommer 2017 ein voller Erfolg. „Wir waren fast durchgehend ausgebucht. Mussten sogar Gäste auch unter der Woche nach Kriebstein verweisen, obwohl wir dort eigentlich nur am Wochenende öffnen“, sagt die Waldheimerin. Vor allem Familien nutzten das Angebot am Kriebsteinsee. „Einer Familie mit zwei Kindern können wir im Stadthotel nicht die geeignete Unterkunft bieten“, sagt Panuschka. Zwar sind 80 Prozent der Übernachtungsgäste in Waldheim Geschäftsreisende, aber tatsächlich habe in diesem Sommer die Zahl der Touristen zugenommen. „Die Leute fliegen aufgrund der Sicherheitslage nicht mehr weg. Sie bleiben lieber hier“, erklärt die Hotelbetreiberin. Zudem gehörten einige Veranstaltungen aus der Region zu den „Highlights mit überregionaler Ausstrahlung in diesem Sommer, unter anderem die Performance zum Stein auf dem Rochlitzer Berg, die Sounds of Hollywood in Waldheim, die Burg der Märchen in Kriebstein und natürlich die Veranstaltungen auf der Seebühne in Kriebstein“, sagt Sandra Brandt. Die meisten der Waldheimer Urlauber, oft zwischen 40 und 60 Jahren alt, buchten jedoch kurzfristig und blieben meist nur für zwei bis drei Tagen, ergänzt Panuschka.

Öffentliche Toiletten fehlen

Im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind die Übernachtungszahlen für die Stadt Döbeln. „Sie bewegen sich aber immer noch auf demselben Niveau wie im Jahr 2015“, sagt Sandra Brandt. Auch einige Hotelbetreiber der Stadt verweisen auf keinen besonderen Trend in diesem Jahr. Sowohl im Döbelner Hof als auch im Hotel Bavaria hielten sich die Übernachtungen von Touristen in Grenzen. Die Mehrheit seien Geschäftsreisende, die sich kaum für die Stadt interessieren, sowie Durchreisende, sagt Ute Dressel vom Hotel Bavaria. Während Petra Kempe vom Döbelner Hof die Bemühungen der Stadt um den Tourismus lobt, kritisiert Dressel die fehlenden öffentlichen Toiletten in der Stadt sowie die Schließzeiten der Stadtverwaltung. Denn mit dieser verbunden ist unter anderem der Zugang zu Riesenstiefel und Museum.

Wachsender Beliebtheit erfreue sich in der Region der Lutherweg, so Manuela Kolster vom Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland. Statistisch erfasst wird die Nutzung des Weges nicht, aber der Pilgerpass gebe durchaus Auskunft über dessen Annahme. „Nach Angaben der Tourist-Informationen kommen regelmäßig Pilgerer, die sich einen Stempel dafür holen“, sagt Kolster. Die Nachfrage habe zugenommen. Ab und zu bliebe ein Gast auch für eine Übernachtung in der Region. „Die Wanderer müssen ja auch mal schlafen“, sagt Kolster.

Insgesamt verzeichnete der Freistaat bisher 5,8 Prozent mehr Besucher als im ersten Halbjahr 2016. In Herbergen mit zehn und mehr Betten gab es ein Plus an 3,7 Prozent bei den Übernachtungen. Besuchermagneten waren vor allem die Sächsische Schweiz, das Vogtland sowie Leipzig.