Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Mehr vom Netto

Der Discounter will in Kreischa einen Markt bauen. Die Gemeinde könnte damit auch ein anderes Problem lösen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Norbert Neumann

Von Tobias Winzer

Kreischa. In etwa zwei Jahren ist es so weit. Dann könnte der geplante Netto-Markt im Kreischaer Ortsteil Gombsen fertig sein. Bei einer Einwohnerversammlung am Dienstagabend stellte Kreischas Bürgermeister Frank Schöning (FBK) den derzeitigen Stand für das Projekt an der Lockwitzer Straße gegenüber der Baumschule Kreiser vor. Demnach könnten die Planungen, die sich zurzeit noch in einem sehr frühen Stadium befinden, frühestens im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Nach einem Beschluss des Gemeinderates würde dann Baurecht bestehen. Da ein Baustart zum Jahresende wegen der dann kalten Temperaturen unrealistisch ist, werden wohl im Frühjahr 2018 die Bagger anrollen. Ende 2018 könnten dann die ersten Kunden im Discounter begrüßt werden. Geplant ist ein 800 Quadratmeter großer Markt – die derzeit gängige Größe für einen Discounter. Es soll aber eine Option auf den Ausbau auf 1 000 Quadratmeter geben. 3 500 Produkte sollen angeboten werden, auch ein Bäcker soll einziehen. Im Markt gibt es eine Frischfleisch-Theke. 76 Parkplätze werden auf dem rund 8 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen. Das Gebäude wird ähnlich aussehen wie andere Netto-Filialen – eingeschossig und mit Satteldach. Damit der Markt gebaut werden kann, muss der Flächennutzungsplan der Gemeinde geändert werden. Dort ist das Grundstück momentan als Grünfläche ausgewiesen. Bauherr ist das Unternehmen IVG Grimmer. Netto mietet den Markt dann später.

In der 4 500-Einwohner-Gemeinde Kreischa gibt es bislang nur einen Supermarkt. Der Discounter Diska hat seit 2003 eine etwa 700 Quadratmeter große Filiale im Ortszentrum, etwa 1,5 Kilometer vom geplanten Standort der Netto-Filiale entfernt. Der Markt wurde gerade erst modernisiert. Beide Marken gehören zur Edeka-Gruppe. Laut Schöning haben beide Unternehmen versichert, mit dem jeweils anderen Markt gut leben zu können.

Die meisten Fragen von den rund 40 Interessierten drehten sich um die Anbindung des geplanten Marktes. Derzeit werde geprüft, ob man die nächstgelegen Bushaltestellen, die sich derzeit an der Ecke Bergstraße in die eine und an der Baumschulenstraße in die andere Richtung befinden, umsetze, so Schöning. Möglich sei auch, dass eine weitere Bushaltestelle direkt vor dem Markt eingerichtet werde.

Viele Einwohner bemängelten, dass es auf der Lockwitzer Straße in Gombsen zurzeit keinen Fußweg gibt. Laut Schöning soll sich das mit dem Bau des Netto-Marktes ändern. Am wahrscheinlichsten ist, dass von der Baumschulenstraße aus ein neuer Weg angelegt wird. Die Kosten soll nach Vorstellungen der Gemeinde der Bauherr tragen. „Das muss noch geklärt werden“, sagte Schöning.

Ein Gast äußerte große Bedenken wegen des Vorhabens. Gombsen sei als grüner Ortsteil mit wenig Bebauung vorgesehen. Deswegen sei das Grundstück im Flächennutzungsplan auch als Grünfläche ausgewiesen. „Wenn man den Plan nun ändert, lockt das andere Firmen an.“ Er befürchtete, dass rund um den Netto ein Gewerbegebiet entstehen könnte.

„Wir werden uns dem nicht verschließen können“, sagte Schöning. Bei jeder Anfrage müsse man neu entscheiden. Grundsätzlich will der Bürgermeister das Gelände langfristig aber zu einem Wohngebiet entwickeln. Bereits vor mehreren Jahren gab es dort Pläne für ein sogenanntes „Gombsen II“. Ein Anwohner begrüßte das. „Man kann das Gebiet ringsherum gut entwickeln und darauf achten, dass man dort keine Industrie ansiedelt“, sagte er. „Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn wir künftig zu Fuß einkaufen gehen können.“

Für einen Baustart 2018 gibt es derzeit aber noch ein großes Hindernis. Über das Grundstück verläuft eine Hochspannungsleitung des Energieversorgers Enso, die allerdings nicht mehr in Betrieb ist. Laut Schöning soll sie im kommenden Jahr abgebaut werden.