Dresden
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"Mein Mann hat Angst um mich"

Rosemarie Haußner vermisst ihre Kinder, Enkel und Spieleabende. Um nicht unnötig vor die Tür zu müssen, bestellte sie ein SZ-Hilfspaket mit Lebensmitteln.

Von Henry Berndt
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Lächeln bleibt erlaubt: Rosemarie Haußner freut sich über ihr erstes SZ-Hilfspaket.
Lächeln bleibt erlaubt: Rosemarie Haußner freut sich über ihr erstes SZ-Hilfspaket. © Sven Ellger

Schon der Weg zur Tür fällt ihr sichtlich schwer. Eigentlich hätte ihr kaputtes Knie ja schon repariert werden sollen, doch der Arzttermin von Rosemarie Haußner wurde abgesagt. Corona hat jetzt Vorrang. Überall.

Die 82-Jährige ist eine waschechte Dresdnerin. Sie liebt ihre Stadt, auch wenn ihr die Bombenangriffe von 1945 fast die ganze Familie genommen haben. In diesen Tagen aber erkennt auch Rosemarie Haußner Dresden kaum wieder. Die Straßen sind leer, die meisten Geschäfte zu.

Auch sie selbst bleibt nun sehr viel häufiger in ihrer Wohnung als normal, und das liegt nicht nur am lädierten Knie. "Man will sich ja nicht unnötig in Gefahr bringen und Schutzmasken haben wir auch keine", sagt sie. Ihr Mann ist 94. Seit fast 60 Jahren sind die beiden verheiratet. So etwas haben sie aber auch noch nicht erlebt.

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Jetzt verfolgen sie Entwicklung der Gefahrenlage im Fernsehen und in der Zeitung. "Ich lese ihm jeden Morgen aus der Sächsischen Zeitung vor", sagt sie. "Jetzt haben wir ja noch mehr Zeit." Die beiden wissen natürlich, dass sie zur Risikogruppe gehören und eine Ansteckung mit dem Coronavirus für sie besonders gefährlich wäre.

Wenn allerdings der Kühlschrank langsam leer wurde, dann musste sich Rosemarie Haußner bislang wohl oder übel doch - mit einem Schaltuch im Gesicht - auf den Weg in den Supermarkt machen. Sehr zum Missfallen ihres Mannes. "Er möchte mich nicht so gern gehen lassen", sagt sie. "Er hat ein bisschen Angst um mich."

Als sie vergangene Woche in der SZ den Bestellzettel für ein Hilfspaket entdeckte, das direkt vor die Haustür geliefert wird, musste Rosemarie Haußner nicht lange nachdenken. Die Hilfspaket-Seite ist derzeit jeden Tag fester Bestandteil der Zeitung.

Im Edeka-Markt an der Hamburger Straße packen Patrick Rothe (r.) und Xaver Lietsch die Hilfspakete.
Im Edeka-Markt an der Hamburger Straße packen Patrick Rothe (r.) und Xaver Lietsch die Hilfspakete. © Sven Ellger

Telefonisch gab sie ihre Bestellung bei der Hotline durch: Ein paar Packs Milch, Butter, Fisch, Apfelmus und einige andere Dinge. "Wir haben uns nie große Vorräte angelegt und das mach ich auch jetzt nicht", sagt sie, "aber diesen Service wollte ich schon gern mal probieren."

Im Edeka-Markt an der Hamburger Straße wurde ihr Paket zusammengestellt und verpackt. Noch am Freitagabend klingelte der Bote von PostModern an ihrer Tür. PostModern ist ein Unternehmen der DDV Mediengruppe, zu dem auch die Sächsische Zeitung und Sächsische.de gehören.

Eigentlich wollte sie den Boten ja noch bitten, die Getränke in den Keller zu bringen, aber da er schon einige Treppen hochgelaufen ist, scheucht sie ihn dann doch nicht mehr runter. Nach wenigen Augenblicken ist die Übergabe erledigt. Man bedankt und verabschiedet sich gegenseitig. Rosemarie Haußner ist zufrieden. Mit dem Einkauf zumindest.

"Man wünscht sich natürlich, dass das alles hier schnell vorbeigeht", sagt sie. Zu Ostern wären sonst ihre Kinder aus Thüringen zu Besuch gekommen. Das fällt nun aus. Es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis sie und ihr Mann die fünf Enkel und zehn Urkenkel wieder sehen können. Bis dahin müssen sie sich mit Telefonaten sowie Bildern und Videos übers Handy begnügen. "Das freut uns zwar, aber persönlich ist etwas ganz anderes."

Auch ihre Freunde vermisst Rosemarie Haußner. Die geplanten Spieleabende mit Rommee und Canasta müssen warten. Stattdessen schaut das Paar zu zweit im Wohnzimmer Naturfilme im Fernsehen. "Außerdem unterhalten wir uns viel."

Und was ist mit der dringend nötigen frischen Luft? Zum Glück bleibt den beiden ihr Balkon im zweiten Stück. Den wird ihnen niemand nehmen.

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