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„Meine Liebe zu Meißen ist grenzenlos“

Sängerin Dagmar Frederic wird 70. Warum sie ihren Geburtstag ausgerechnet in dieser Stadt feiert.

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© hübschmann

Von Kathrin Schade

Ja, es gibt sie noch – Dagmar Frederic. Die Frau mit der feschen Kurzhaarfrisur und den großen runden Augen moderierte im DDR-Fernsehen den „Kessel Buntes“ und nach der Wende auch Sendungen bei der ARD und beim RBB. Sie kochte bei VOX und gastierte in vielen Kulturhäusern. Denn weg war die Grand Dame der Unterhaltungskunst eigentlich nie. In dieser Woche feiert sie ihren 70. Geburtstag. Die SZ sprach mit ihr über die Wendezeit, ihre Liebe zu Meißen und darüber, warum sie noch lange nicht an einen Abschied von der Bühne denkt.

Frau Frederic, Sie haben nie ein Geheimnis um Ihr Alter gemacht.

Warum auch? Ich finde, der liebe Gott hat mich ganz gut behandelt. Und wenn ich gesund bleibe, ist alles bestens.

Und was tun Sie für Ihr Aussehen?

Ich habe noch nie in meinem Leben ein Kosmetikstudio besucht. Allerdings benutze ich seit zwei Jahren die Anti-Aging-Pflegekosmetik vom Modedesigner Harald Glööckler. Mehr brauche ich nicht. Und: Zum einen habe ich sehr viel Arbeit, fahre ja immer noch 60 000 Kilometer im Jahr von Veranstaltung zu Veranstaltung. Das hält einen auf Trab. Zum anderen werde ich sehr geliebt von meinem Mann, meinem Kind sowie von der Familie. Und das ist ganz, ganz wichtig.

Wie sieht es aus mit Ruhepausen – wo verbringen Sie gern Ihren Urlaub?

Ruhepausen gönne ich mir schon. Heute zum Beispiel habe ich frei. Bin gerade beim Eintopfkochen, habe die Betten frisch bezogen, werde noch einen Salat zubereiten. Na ja, und so weiter. Aber ehrlich: Ich kann diese freien Tage nicht leiden. (lacht)

Und Urlaub? Den mache ich gar nicht. Denn am allerliebsten bin ich zu Hause, weil ich ja ohnehin viel unterwegs bin, oft in Hotels übernachte.

Am 15. April steht Ihr 70. Geburtstag an. Gefeiert wird am Sonntag mit einer großen Gala im Theater Meißen. Warum gerade hier und nicht in Berlin?

Weil meine Liebe zu den Meißnern und ihrer Stadt grenzenlos ist. Ich weiß, es klingt kitschig, aber es ist wahrhaftig so. Als meine Tochter Maxie neun oder zehn Jahre alt war – also vor etwa 20 Jahren – da waren wir mit Hans Clarin für eine Fernsehsendung auf der Burg, an der Elbe, in den Weinbergen, bei Vincenz Richter und natürlich im Theater. Ich war von der Stadt so fasziniert, dass ich hier seit diesem Dreh sowohl als Künstlerin als auch privat Dauergast bin. Für mich ist es eine große Ehre, dass die Intendantin uns im Theater Meißen meinen Geburtstag feiern lässt.

Ihre enge Freundschaft mit dem Meißner Xylophon-Virtuosen Bernd Warkus besteht aber schon länger als 20 Jahre?

Klar, wir kennen uns schon über 40 Jahre, waren mit dem Friedrichstadt-Palast-Programm in der Welt unterwegs, auch nach 1989. Wenn ich eine Veranstaltung habe, dann engagiere ich ihn – und wenn Bernd eine Show auf die Beine stellt, denkt er auch immer an mich. Nicht zu vergessen meine Rolle als Trauzeugin, als Bernd Warkus und Ullrich Baudis sich im Juni 2012 das Ja-Wort gaben. Das war für mich – die bereits zum fünften Mal verheiratet ist – eine große Ehre und von den beiden ganz schön mutig. Es ist wirklich eine wunderbare Freundschaft, die schon über viele, viele Jahre besteht.

Gilt das auch für die zahlreichen Künstlerkollegen, die Ihnen am Sonntag bei der Geburtstagsgala ebenfalls gratulieren werden?

Nein, nein, nein. Ich bin mit dem Wort Freundschaft sehr, sehr vorsichtig. Natürlich freue ich mich über jeden, der extra für die Show nach Meißen kommt. Aber ich möchte vor allem wieder für mein Meißner Publikum da sein, auf das ich mich schon wie verrückt freue.

Wie erging es Ihnen eigentlich nach der Wende? Blieben die Anfragen aus?

Ich habe die Wende nicht einfach so überlebt, sondern eigentlich so weitergelebt – mit nach wie vor zahlreichen Engagements, nur dann eben für Westgeld. Ich habe mich nie versteckt, nie gewartet, dass jemand anruft, sondern ich habe mich immer bemüht, präsent zu sein, sowohl in Fernseh-Shows oder am Theater als auch im Studio. Immerhin erschienen von meinen sieben Solo-Alben sechs nach 1989. Aber besonders wichtig war es damals so wie heute, sich auf den roten Teppichen zu zeigen. So dass die Fotografen einen sehen und sagen: „Was, die Alte gibt es immer noch, und gut gehalten hat sie sich auch.“ Irgendjemanden bin ich immer aufgefallen. Und schon ging das Leben weiter. Für mich gab es keine schwarzen Löcher nach der Wende, in die ich gefallen bin.

Vergangenes Jahr spielten Sie die Gräfin Kokozow im „Graf von Luxemburg“, als Wirtin standen Sie in der Operette „Im Weißen Rössl“ in Beelitz auf der Bühne. Wo sind Sie derzeit zu erleben?

Jetzt bin ich gerade in Magdeburg am Theater in der Grünen Zitadelle engagiert und spiele die „Vornehme“ im Musical „Heiße Zeiten“. Des Weiteren bin ich dabei, sieben neue Titel zu lernen, um sie im Studio bei meinem Dresdner Produzenten und lieben Freund Wilfried Peetz für mein neues Album einzusingen. Und zwischen allen diesen schönen Aufgaben bin ich selbstverständlich immer noch und immer mehr unterwegs, um das Publikum zu unterhalten.

Ihnen wurde jetzt die Hauptrolle im Musical „Hello Dolly“ angeboten. Geht damit ein weiterer Traum in Erfüllung?

Aber sicher doch. Die Rolle der Dolly ist ein Traum für jede, die singen und tanzen kann. Vor allem fühle ich mich sehr geehrt, dass Operndirektor Wolfgang Lachnitt mir das zutraut und mich zur Dolly erkoren hat. Premiere für die 15. Schlossgartenfestspiele in Neustrelitz ist am 3. Juli. Bis dahin gibt es noch viel zu lernen und zu proben.

Also denken Sie noch nicht an einen Abschied von der Bühne?

Um Gottes Willen. Ich bin eine „Rampensau“ und kann mir gar nicht vorstellen, nur zu Hause rumzusitzen. Das wäre für mich die Höchststrafe.

Weniger glücklich dürfte dagegen im September letzten Jahres Ihr Auftritt bei Madame Tussauds gewesen sein. Sie salutierten fürs Foto neben einer Honecker-Wachsfigur und sorgten so für Empörung. Der Friedrichstadt-Palast erklärte prompt, dass Sie keine Gratis-karten mehr bekommen. Sogar von einem Hausverbot war die Rede.

O ja, ich hätte nie gedacht, was ich mit dieser als Veralberung gedachten Pose auslöse. Und ein Hausverbot habe es angeblich nie gegeben, behauptete der Intendant des Friedrichstadt-Palastes. Er hatte es aber offiziell in einigen Medien wieder zurückgenommen – wegen des heftigen Gegenwindes, ausgelöst von meinen wunderbaren Fans. Das hat mir unheimlich gut getan.

Sie sind im Dezember 2014 von Brandenburg nach Berlin gezogen. Wo wohnen Sie jetzt genau?

Mein Mann Klaus und ich leben jetzt in einer 165 Quadratmeter großen Wohnung über zwei Etagen in Köpenick. Direkt an der Spree, einfach herrlich.

Haben Sie Enkel?

Ja, vier. Aber alle von der Familie meines Mannes. Meine Tochter Maxie ist sozusagen noch kinderfrei.

Und wie sieht es aus mit Haustieren?

Ich liebe Tiere. Schließlich wurde ich als Tochter des Tierpark-Direktors von Eberswalde geboren. Ich mag besonders Hunde. Meine Ruppi, ein achteinhalb Jahre alter Labradormix, ist ein großes Mädchen. Sie wird auch in Meißen mit dabei sein. Und ich habe gerade einen Tiger im Eberswalder Zoo gekauft – natürlich als Pate. Das ist schon spannend. Mein Leben ohne Tiere kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein wichtiger Satz meines Großvaters lautete: Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere. Und genau diesen Satz trage ich mit in meinem Herzen.