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Meißen: Bewegung in der Görnischen Gasse

Noch dominieren viele graue Fassaden den Straßenzug. Aber es gibt deutlich mehr Pläne für die Gebäude, als man denkt.

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© Claudia Hübschmann

Von Christoph Scharf

Es tut sich was in der Görnischen Gasse! In der Nummer 4 sind sichtbar die Handwerker zugange. Genauso in der Nummer 19. Und es könnten bald noch viel mehr sein, sagt Walter Hannot vom Kulturverein. „Wir sind mit mehreren Hauseigentümern im Gespräch und wünschen uns, dass sie bald ihre Bauschilder mit den Sanierungsvorhaben an die Fassade hängen.“ Denn in den vergangenen Monaten hat der Verein in Erfahrung gebracht, dass es eine ganze Reihe potenzielle Investoren gibt – die nur auf den richtigen Zeitpunkt warten. „Schließlich zieht kein Mieter in eine Gegend, die noch 20 Jahre ruinös bleibt“, sagt der Meißner. Und so warte womöglich einer auf den anderen – und der Stillstand dauere länger, als nötig.

Tatsächlich bewegt sich aber etwas im Straßenzug Görnische Gasse/Steinberg, der die Altstadt mit der Porzellanmanufaktur verbindet. So hat ein Bauunternehmer aus der Region das „Müller’sche Weingut“ gekauft und möchte das Gebäude zu neuem Leben erwecken. Dabei könnte man den benachbarten verwilderten Weinberg aufreben und vielleicht ein Café in dem Haus eröffnen. Das originale Interieur aus den 50er-Jahren ist jedenfalls noch drin – und wartet nur auf neue Besucher.

Ein weiterer Lichtblick ist das Vorhaben der Seeg, die DDR-Gebäude an der Görnischen Gasse 12/13 mit neuer Fassade zu versehen und in der Nummer 14/15 mehr als ein Dutzend moderner Wohnungen einzurichten. Möglich wurde das, weil die Stadträte beschlossen, mehr als 300.000 Euro Fördergeld aus anderen Teilen der Altstadt in die Görnische Gasse umzulenken. Für Walter Hannot ein Zeichen, dass man mit einer aktiven Politik für den schwierigen Straßenzug etwas erreichen kann. Auch deshalb gab es kürzlich eine Unterredung des Kulturvereins mit Oberbürgermeister Olaf Raschke und weiteren Verwaltungsmitarbeitern.

Dort sicherte die Stadt zu, ein Konzept für die Gasse zu erarbeiten, problematische Gebäude vom Ordnungsamt prüfen zu lassen, sich um fehlende Beleuchtung zu kümmern. Auch der Verein möchte weitere Akzente setzen. So soll ein Thema aus den 90ern neu aufgenommen werden: die Diskussion um ein Denkmal, das Meißens Stellung als Porzellan- und Keramikstadt in den Mittelpunkt rückt. „Beide Sparten gehören zur Stadt!“, sagt Walter Hannot. „Ein ganzer Wirtschaftszweig hängt daran.“ Solch ein Denkmal könnte ein Anziehungspunkt für Touristen auf dieser Strecke sein, die man bestens als „Porzellanstrecke“ zwischen Manufaktur und Altstadt vermarkten könnte.

In dasselbe Konzept passt das Vorhaben, „erzählende Tafeln“ an Baudenkmälern anzubringen, die etwas über die Geschichte sagen und mit einem QR-Code für Smartphone-Nutzer ergänzt werden können. Diese Idee müsse aber mit dem Rest des Stadtgebiets abgestimmt werden und deshalb auf die Neubesetzung beim Stadtmarketing warten. Fest im Terminplan steht dagegen schon das Literaturfest im Juni. Dann würde der Kulturverein gern einen Schwerpunkt im Müller’schen Weingut setzen – dort könnte gar Schirmherr Thomas de Maizière lesen. Das Straßenfest auf der Görnischen Gasse, das durch die Anwohner und Gewerbetreibenden gestaltet wird, lasse sich zudem bis zur Manufaktur verlängern – wenn die dortigen Anlieger mitmachen. Eine große Herausforderung bleibt bislang aber bestehen: Die alte Bienenwirtschaft wartet noch immer auf einen Investor. Der jetzige Besitzer bietet an, das Objekt günstig zu verkaufen.