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Meißen steigt auf

Das Turnier um den Pokal der Blauen Schwerter gilt als Qualifikation für Olympia 2020. Mit neuem Modus an zwei Tagen.

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In diesem Jahr gewann Arkadiusz Michalski in einem dramatischen Finale die große Vase aus Meissner Porzellan.
In diesem Jahr gewann Arkadiusz Michalski in einem dramatischen Finale die große Vase aus Meissner Porzellan. © Claudia Hübschmann

Von Thomas Riemer

Der Internationale Gewichtheberverband (IWF) legt seinen Athleten Daumenschrauben an – und Meißen profitiert in gewisser Weise davon. Denn das legendäre Turnier um den Pokal der Blauen Schwerter steigt in der Gewichtung der Wettkämpfe in die erste Liga auf. Der Wettstreit um das „weiße Gold“ wurde von der IWF als Qualifikationswettkampf für die Olympischen Spiele 2020 in den offiziellen Kalender des Weltverbandes aufgenommen. „Damit hat unser Turnier einen noch höheren Stellenwert bekommen“, sagt Frank Mavius vom Organisationsteam.

Hintergrund ist, dass die IWF vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ziemlich rigide Auflagen erhalten hat, um den immer wieder durch Doping-Affären in Misskredit geratenen Gewichthebersport aus dem Gerede zu kriegen. Die olympischen Konkurrenzen in Tokio werden daher neu aufgestellt, die Qualifikationskriterien wurden verschärft. So müssen sich die Olympia-Anwärter künftig mindestens bei zwei von der IWF anerkannten Wettkämpfen pro Halbjahr der Konkurrenz stellen. 

Solche Termine sind beispielsweise Welt- oder kontinentale Meisterschaften – und eben auch das Blaue-Schwerter-Turnier in Meißen. Für jeden Wettbewerb gibt es dann eine dem Level angepasste Punktwertung für die Athleten, die ins Ranking um die Olympia-Startplätze eingeht. Noch sind nicht alle Kriterien dafür restlos geklärt, doch ziemlich sicher scheint: Wer 2020 nach Tokio will, sollte die Reise nach Meißen zumindest ins Kalkül ziehen.

Der Termin fürs Schwerter-Turnier steht: Am 30. und 31. August 2019 wird die Gewichtheberhalle im „Heiligen Grund“ wieder beben. „Kein schlechter Zeitpunkt“, findet Frank Mavius. Denn drei Wochen später finden die 2019er Weltmeisterschaften im thailändischen Pattaya statt. Und da werden sich sicherlich einige prominente Gewichtheber im Vorfeld in Meißen vorstellen und die Form testen wollen.

So oder so: Mit dem Aufstieg wird das 30. Turnier um den Pokal der Blauen Schwerter einige Änderungen erfahren. Nicht nur, dass voraussichtlich zwei Tage gehoben wird. Auch der Modus wird nach Lage der Dinge geändert. So viel steht bereits fest: „Es wird kein Einladungsturnier mehr sein“, bestätigt Frank Mavius. Die Olympischen Gewichtsklassen müssen in der Ausschreibung berücksichtigt werden, die bisherige Relativwertung muss dem IWF-Modus weichen. Dass dadurch Spannung verloren geht, ist jedoch nicht zu befürchten.

Im Organisationsteam laufen derweil bereits viele Gespräche mit dem Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) sowie den traditionellen und potenziellen Unterstützern in der Region. Denn das zweitägige Event verlangt noch einiges mehr an Aufwand als bislang – von Unterbringung, Verpflegung, Transport der Teilnehmer bis hin zur Sponsorengewinnung und -betreuung. In jedem Fall hat es sich Oberbürgermeister Olaf Raschke nicht nehmen lassen, erneut die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Seit 1971 wird in der Domstadt um die begehrten Pokale aus Meissener Porzellan gekämpft. „Kaorle“ Karl Arnold aus Zittau war der erste Gewinner. Die Hebertage im „Wellblechdom“ hatten bis 2017 einen unbeschreiblichen speziellen Charme. Nach der Wende legte das Event zwar eine Pause ein, doch mit der „Wiederbelebung“ 2012 gelang sehr schnell und eindrucksvoll ein Comeback. Daran hatten und haben auch die Frauen ihren Anteil – schon jetzt darf man sich wohl auf die junge Lettin Rebeka Koha freuen, die den Damenpokal in den letzten drei Jahren entführte. 

Unvergessen wird natürlich auch der diesjährige Wettkampf am 12. Mai bleiben. Kein Regisseur hätte es besser inszenieren können: Als der Pole Arkadiusz Michalski 222 Kilogramm für seinen dritten Versuch im Stoßen auflegen ließ, ging es um die große Vase aus Meissener Porzellan. Es war der allerletzte Versuch eines Gewichtheber-Wettkampfes, der an Dramatik nicht zu überbieten war. Michalski stemmte das Gewicht vor knapp 400 Zuschauern – und zollte danach auch Meißen Beifall. Emotionen pur, die sich die Organisatoren auch für Ende August 2019 wieder wünschen.