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Meißen wirbt um Dresdner

Neue Einwohner sollen mit der Kampagne „Zuhause in Meißen“ geködert werden. Ihr Erfolg ist aber kaum messbar.

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© Claudia Hübschmann

Von Tobias Hoeflich

Meißen. Das nennt man dann wohl: mit gutem Beispiel vorangehen. Einfach haben sich David Császár und seine Freundin die Suche nach einer neuen Wohnung nicht gemacht. Eigentlich, sagt der Sprecher der Stadtentwicklungs- und Erneuerungsgesellschaft Meißen (Seeg), sollte es von ihrem jetzigen Wohnort Heidenau in die Landeshauptstadt gehen. „Wir beide lieben Dresden. Aber die Miet- und Kaufpreise dort sind derzeit einfach zu hoch“, sagt Császár. „Wenn man dort eine Vier-Raum-Wohnung sucht und die Preise sieht, schläft einem das Gesicht ein.“

Für den 31-Jährigen und seine Freundin war deshalb schnell klar, dass sich ihr neues Zuhause wohl im Dresdner Umland befinden wird. Genau um solche Leute wie das Paar wirbt die Kampagne „Zuhause in Meißen“ seit 2014, hinter der mehrere lokale Unternehmen und die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung stehen. Derzeit ist die Aktion wieder vermehrt in der Region sichtbar, etwa an Linienbussen oder als Plakate in den drei großen Dresdner Bahnhöfen. Zeitweise wurden auch Großplakate an den wichtigsten Straßenverbindungen zwischen Meißen und Dresden angemietet. „Kommenden Februar werden wir Meißen wieder auf der Baumesse Haus in Dresden präsentieren“, kündigt Császár an. Zusätzlich sind Werbefilme in Dresdner Kinos im Gespräch.

Lohnt der Aufwand?

Doch lohnt sich der Aufwand? Klar ist: Die Zahl der Zuzüge nach Meißen steigt kontinuierlich, auch der Überschuss gegenüber Fortzüglern wächst. Das geht aus der Einwohnerstatistik hervor. Registrierte Meißen 2012 noch 1 400 zugezogene Einwohner, waren es 2014 schon 1 651. Fast 300 Menschen zogen mehr nach Meißen, als die Stadt verließen. Im Jahr 2012 lag das Plus nur bei knapp 180.

Unklar ist, welchen Anteil „Zuhause in Meißen“ an der Entwicklung hat. „Es ist schwierig, den Erfolg der Kampagne nach knapp zwei Jahren zu beurteilen“, sagt Császár. Doch allein die vielen positiven Rückmeldungen bestärken die Verantwortlichen. Außerdem würden viele Werktätige täglich nach Meißen pendeln. Genau die sollen zum Umzug bewegt werden: „Aktuell arbeiten rund 3 500 Personen mehr in Meißen, als die Stadt zum Arbeiten verlassen. Die Gruppe der Einpendler hat also enormes Potenzial.“ Vor allem mit dem Argument des günstigen Wohnraums soll das genutzt werden. Für Familien werde es in Dresden schwieriger, eine geeignete und bezahlbare Bleibe zu finden. „Besonders in diesem Segment gibt es in Meißen ein wesentlich besseres Angebot. Hinzu kommt, dass das Miet- und Kaufpreisniveau deutlich günstiger ist.“

Vielfältige Interessen

Tatsächlich spürt die Meißener Immobilienbranche inzwischen die steigenden Preise in Dresden. „Man kann sicher nicht von einer Umzugswelle sprechen. Aber wir merken doch, dass mehr und mehr Landeshauptstädter ins Umland gehen“, sagt André Koch, Geschäftsführer des Unternehmens Breitenstein Immobilien. Die Interessenten für ihre Wohnungen in Meißen seien dabei vielfältig, reichen vom Studenten bis zum Seniorenpaar. Den Großteil machten aber Familien aus, so Koch. Sein Unternehmen nimmt zwar nicht an „Zuhause in Meißen“ teil, lobt die Kampagne aber: „Wir finden es gut, wie sie Meißen nach außen präsentiert.“

Zwar ist der Leerstand in der Stadt noch so groß, dass ein Wohnungsmangel nicht in Sicht ist. Gerade Mehrzimmer-Wohnungen seien aber begehrt, fünf Räume inzwischen Mangelware. „Wir haben schon noch ein großes Angebot. Aber es ist nicht so, dass wir jede Anfrage auch beantworten können“, sagt der Geschäftsführer. Von der steigenden Nachfrage könne letztlich auch das Stadtbild profitieren: Schließlich mache das Sanierungen lukrativer, sagt Koch, schränkt aber auch ein: „Neubauten sind nach wie vor wenig attraktiv. Dafür sind die durchschnittlichen Mietpreise in Meißen zu gering.“

Doch genau das ist es, was David Császár und seine Freundin letztlich dazu bewog, nicht nach Dresden zu ziehen, sondern nach Meißen. Die beiden haben sich eine Wohnung in der Altstadt ausgesucht, wollen den Vertrag bald unterzeichnen. Auch Radeberg hatte sich das Paar angeschaut, letztlich aber schnell ausgeschlossen. „Meißen ist da doch attraktiver. Hier gibt es ein Theater, ein Schwimmbad. Und mit der S-Bahn ist man super angebunden“, sagt David Császár. Als Sprecher der Meißner Stadtentwicklung hofft er, dass künftig noch mehr Menschen zu dieser Erkenntnis gelangen.