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1.000 Jahre Meißener Stadtgeschichte: Teil 1

Seit jeher gibt es große Katastrophen - ob mit Feuer, Wasser oder Wind. Diese Rubrik beleuchtet Katastrophen in der Meißener Stadtgeschichte. Heute: Hilfe, es brennt!

Von Christiane Weikert
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© Symbolfoto: Wikipedia/museumoflondonprints.com

Das Feuer. Der Versuch, es zu beherrschen und gleichzeitig zu nutzen geht einher mit der Menschwerdung. Feuer gab es schon immer. Es gehört neben Luft, Wasser und Erde zu den vier Grundelementen, ohne die kein Leben auf unserem Planeten möglich wäre. Schon immer war das Feuer, welches auch Licht und Wärme gab, wichtig für die Menschheit, mehr zum Nutzen aber auch führte es an mancher Stelle zu großem Schaden. Denn nichts war schlimmer, als ein Stadtbrand, der sich gerade in früheren Zeiten unaufhörlich durch Häuserzeilen und Straßen fraß und weder Mensch noch Tier verschonte.

Hilfe, die Stadt brennt!

Ein Stadtbrand vernichtet große Flächen einer Metropole und besonders in der Antike und im Mittelalter, war diese Art von Bränden sehr gefürchtet, da die Häuser zum größten Teil aus Holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln eingedeckt waren. Meist ragte das Vordach noch über die Giebelmauer und verhinderte so das Löschen, weil Holzteile auf die Straßen fielen und Menschen darunter erschlagen werden konnten.

Auch die Enge der Straßen in der damaligen Zeit begünstigten einen Feuersturm, welcher so große Teile der Stadt erfassen und niederbrennen konnte. In Meißen kann man diese mittelalterliche Bauart noch sehr gut in der Görnischen Gasse erkennen. Erst ab der Mündung Schlossergasse wurden die Häuserfronten weiter auseinander gerückt, um das Übergreifen der Flammen bei Bränden zu verhindern. Auch durch den Bau sogenannter „Brandmauern“ wollte man dem Feuer und deren Ausbreitung Herr werden. Es ist gerade in Meißen erstaunlich, dass doch einige der alten Fachwerkhäuser aus dem 14./15. Jahrhundert diese Feuer überlebt haben.

Im Mittelalter bedeutete das gezähmte Feuer Wärme, Nahrungszubereitung, Wohlbefinden und Licht. Aber wehe, wenn es der menschlichen Obhut entzüngelte und ausbrach….

© epilog.de

zu schedlicher feuerbrunst …. aus der Meißner Polizeiordnung

Detailliert werden in der Meißner Polizeiordnung des 15. und 16. Jahrhunderts Bürger und Handwerker aufgefordert und ermahnt:

„gute achtung auf das feuer haben, damit schaden vorhüttet werde… Wo nun uber angezeigte fleissige vorsichtigkeit feuer auskommen würde, es were in oder vor der stadt, bei tag oder nacht, sol der with, bei deme es auskompt, alsbalde ein geschrei machen, deme seine nachtbar fleissig beistehen sollen, damit man dasselbe, eh es auskömpt, dempfen und leschen müge. Wo es aber nicht zeitlich uns also, ehe das durch hausman oder nachtwechter gemeltet oder bestürmet, angezeigt wird….

Der hasmann auf dem thorme so bei tage und nacht vormüge seiner bestallunge und befehls auf feuer gut achtunge haben und alsbalde er eines feuers in oder ausserhalb der stadt gewahr wirt, feuerzeichen gegen dem ort des feuers anstecken, bei tage eine rotwe fahne und bei nacht ein brennend liecht in einer lattern …..“

(Quelle: Geschichte und Geschichten – 400 Jahre Meißner Stadtgeschichte und Gastlichkeit)

Der erste große Stadtbrand 1222

Der erste große Stadtbrand von Meißen ereignete sich im Jahr 1222 am 23. August. Fast die gesamte Stadt brannte ab. Meist entstanden diese Brände aus Unachtsamkeit, Sorglosigkeit oder Nachlässigkeit. In mittelalterlichen Städten waren Kerzen, Öllampen und offene Feuerstellen unverzichtbar. Diese fand man in jedem Haus zur Zubereitung von Nahrung, zur Erwärmung der Räume oder als Lichtquelle. In den damaligen handwerklichen Betrieben wurde auch überwiegend offenes Feuer verwendet.

Seit dem 16. Jahrhundert gehörte auch Brandstiftung zu den verbreiteten Kriminaldelikten, die u.a. durch Bettler durchgeführt wurden, die die Einwohner einer Stadt für nicht wohltätig genug ansahen.

1435 brannte es in der Stadt erneut und wieder fielen viele Häuser der Feuersbrunst zum Opfer. Einen Monat später im gleichen Jahr brannten auch die restlichen Häuser in Meißen nieder.

Bei den Konflikten im sächsischen Bruderkrieg 1447 (zwischen Kurfürst Friedrich II. und Herzog Wilhelm III.) ging in dessen Verlauf wieder die ganze Stadt in Flammen auf, nur der Dom und die Burg blieben verschont. Obwohl es in den folgenden Jahren nicht mehr viel zu brennen gab, folgte ein Stadtbrand dem nächsten: 1455, 1491, 1512 und 1513. Bei letzterem zündete eine geistig verwirrte Einwohnerin ihr Haus an und verursachte somit die nächste Feuersbrunst. Auch in den Kämpfen des 30jährigen Krieges, kam es nochmals am 06.06.1637 zu einem verheerenden Stadtbrand, welcher große Teile wieder vernichtete. (Quelle: Stadtlexikon Meißen von Günter Naumann)

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Die erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands wurde 1841 in Meißen gegründet

Das Feuerlöschwesen oblag dem Stadtrat, welcher die Brandbekämpfung organisierte. 1726 wurde die erste Pflichtfeuerwehr eingeführt. Die Feuerlöschordnung von 1794 enthielt dann Festlegungen zur feuerhemmenden Bauart von Gebäuden. Meißens Bürgermeister Tzschucke gründete dann 1841 die erste freiwillige Feuerwehr in Deutschland. Damit wurde Meißen zur Wiege des organisierten modernen Feuerlöschwesens in Deutschland.

Mittlerweile gehören offene Feuerstellen in den Haushalten der weiten, weiten Vergangenheit an. Geschützt durch unsere Meißener Feuerwehr können die Einwohner der Stadt Meißen ruhig schlafen, ohne dass die Angst vor einer Feuersbrunst über dem Nacken der schlafenden Bürger kreist.

Aber liebe Bürger und liebe Kinder – „Gebt acht auf Feuer und auf Licht, damit hier kein großer Brand ausbricht.“

Meißen.Lokal auf den Spuren der 1.000-jährigen Stadtgeschichte Meißens

Meißen.Lokal nimmt Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit der Porzellanstadt Meißen und erzählt spannende Geschichten aus vergangenen Zeiten. Tauchen Sie ein und erfahren Sie mehr zu historischen Katastrophen der mehr als 1.000 Jahre alten sächsischen Stadt an der Elbe.