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1.000 Jahre Meißener Stadtgeschichte: Teil 4

Die großen Katastrophen in der Meißener Stadtgeschichte und ein Krieg, der nie enden wollte. Der Dreißigjährige Krieg. Hilfe, die Schweden kommen.

Von Christiane Weikert
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© Foto: Wikipedia

Leider gehören Kriege zur Geschichte eines Landes und der gesamten Menschheit. Die Not und das Leid ist unvorstellbar, es kostet viele Menschenleben und die Geschichte sollte uns mahnen, diese Ereignisse nicht zu vergessen, dass es nie wieder geschieht.

1618 beginnt mit dem Prager Fenstersturz einer der am längsten dauernden und blutigsten Kriege in Europa. Dabei geht es nur vordergründig um den Kampf der Religionen, zwischen Protestanten und Katholiken.

In den sowieso schon schlimmen Zeiten des 16. Jahrhundert ist Meißen gebeutelt. Nicht nur die Pest hat die Meißner Bevölkerung arg schrumpfen lassen. Der Dreißigjährige Krieg tobt nun schon seit vielen Jahren zwischen den europäischen Großmächten Spanien, Frankreich, Schweden und dem deutschen Kaiserreich und frisst sich vernichtend durch Europa. Die ersten 12 Jahre des Krieges gehen noch an Sachsen so gut wie vorüber. Es geht um Macht und Einfluss und die Frage des rechten Glaubens.

Ein Fenstersturz - Der Krieg beginnt

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Am 23. Mai 1618 stürmen Protestanten die Burg in Prag und werfen – als Demütigung des böhmischen König Ferdinand II. und habsburgischer Kaiser - den königlichen Stadthalter aus dem Fenster. Diesem wird aber, durch einem unter dem Fenster befindlichen Misthaufen, das Leben gerettet. Bei den Adligen entlädt sich damit die Wut über die ständigen Einschränkungen Ihrer Religionsfreiheit und die Unterjochung durch die Katholischen Machthaber. Diese Tat bleib nicht ohne Folgen und der Streit eskaliert.

Dieser Sturz ist der Auslöser zu einem der längsten, brutalsten und blutigsten Kriege dieser Zeit.

Der Krieg weitet sich aus

König Ferdinand II. kann diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und sucht sich gegen die Protestanten Verbündete und schließt sich mit Spanien und Bayern zusammen. Aber umsonst ist diese Hilfe natürlich nicht. Die beiden Machthaber stellen nach siegreicher Schlacht natürlich Forderungen und wollen Teile Europas für sich.

Die Lage verschärft sich, niemand will klein beigeben aber jeder will ein großes Stück vom Europakuchen.

1630 sieht Schweden seine Gelegenheit in den Krieg einzugreifen und seine Machtposition zu sichern und zu stärken.

Hilfe, die Schweden kommen!

Aber dies alles muß finanziert werden. Und wer bezahlt? Die Bevölkerung der beteiligten Nationen. Eine Kontribution tritt in Kraft, welche eine Zwangserhebung von Geldbeträgen im feindlichen Gebiet durch Besatzungstruppen bedeutet. Das sowieso schon stark belastete Volk ist einer derartigen finanziellen Belastung überhaupt nicht gewachsen und wird bis zum letzten Tropfen ausgebeutet, bis nichts mehr zu holen ist.

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1632 wird Meißen von den kaiserlichen Truppen erobert und einige Wochen lang besetzt. Der kriegführende Kurfürst König Johann Georg I. soll durch die Verwüstung seines Landes so gezwungen werden, sich aus dem Bündnis mit Schweden zu lösen. Die Stadt leidet unter Truppendurchzügen der beteiligten Kriegsparteien und den Einquartierungen. Außerdem fegte der schwarze Tod durch die Stadt und der Nahrungsmangel ist verheerend. Am 6. Juni 1637 wird Meißen von den schwedischen Landsknechten erobert. Anlass des Einfalles des einst verbündeten Kriegspartners war, dass sich der Kurfürst 1635 mit dem geschlossenen „Prager Frieden“ dem Kaiser anschloss und sich so die Feindschaft der Schweden eingebrockte.

Der schwärzeste Tag in der Stadtgeschichte

Es wird geplündert was das Zeug hält, die Brutalität gegenüber der Bevölkerung ist grenzenlos und geht mit einer unvorstellbaren Gewalt vor sich. Die Stadt versinkt in Schutt und Asche und wird fast dem Erdboden gleichgemacht. Nur noch 102 von 706 Häusern sind bewohnbar. Die Elbbrücke wird fast zerstört und hält sich nur noch auf 7 stark beschädigten Pfeilern. Die Burg bleibt ungestürmt.

3 Jahre vor Kriegsende, am 14.8.1645 kommen die Schweden erneut und besetzen die Stadt 6 Wochen lang. Nun wird auch die Burg stark in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt nichts mehr entgegenzusetzen. Die Hälfte der Bevölkerung ist ausgelöscht, es gibt nur noch die Alten und Kranken. Ein riesiger Rückschlag für die Stadt. Meißen ist für die nächsten 200 Jahre nur noch eine Provinzstadt mittlerer Bedeutung.

Die Folgen des Krieges sind schrecklich. Die Bevölkerungszahl der Deutschen geht um ein Drittel zurück und erreicht erst im 18. Jahrhundert wieder den Stand von 1618, dem Jahr des Kriegsausbruches. Insgesamt fordert der Krieg über 7 Millionen Tote.

Der Westfälische Frieden

1643 kommen Abgesandte der kriegsführenden Länder in Münster und Osnabrück zusammen und treten in Friedensverhandlungen. Es wird dauern, bis Sie sich einig werden. Ein Hindernis ist die unterschiedliche Sprache, die sie sprechen. Alles muß übersetzt werden und weitere 5 Jahre gehen ins Land, in welchem die Kriegshandlungen nicht ruhen.

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Nach vielen Verhandlungen wird der Westfälische Friede geschlossen. Die erste Friedenskonferenz beschließt den Krieg in Europa zu beenden. 30 Jahre und 5 Monate.

Was wird aus Meißen?

Erst im Jahr 1662 beginnt ein langsamer und allmählicher Wiederaufbau. Noch im Jahr 1681, 33 Jahre nach Kriegsende, stehen immer noch über 200 Brandstätten in Meißen. Viele Einwohner von Meißen leben von Bettelei. Die Armut der Stadt spiegelt sich in der Ausführung der Neubauten, welche ohne Prunk und Schmuck entstehen.

Noch heute erinnert ein Sandstein mit Innenschrift im Haus Elbstraße Nr. 9 (Restaurant Amalfi) an die Zerstörung des Hauses durch die Schweden 1637 und dessen Wiederaufbau 1661. Quellen: Wikipedia, „Stadtlexikon Meißen“ v. Günter Naumann, planet wissen

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Meißen.Lokal auf den Spuren der 1.000-jährigen Stadtgeschichte Meißens

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