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Meißen: 5G steht öfter auf dem Handy, aber kommt auch 5G an?

Meistens handelt es sich um kein echtes 5G-Netz. Warum das für Privatnutzer keinen Unterschied macht.

Von Marvin Graewert
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5G Mast auf dem Steinweg wurde vom Netzanbieter Vodafone im Herbst 2021 in Betrieb genommen.
5G Mast auf dem Steinweg wurde vom Netzanbieter Vodafone im Herbst 2021 in Betrieb genommen. © Claudia Hübschmann/Symbolfoto

Meißen. Egal welche SIM-Karte im Handy steckt, in Meißen kann es immer öfter passieren, dass das Logo in der rechten oberen Ecke des Handydisplays von 4G auf 5G umspringt. Mobilfunkanbieter werben gerne mit dem Ausbau des neusten Mobilfunkstandards, mit dem nichts mehr unmöglich scheint: Selbstfahrende Autos und Operationen am Herzen, die ferngesteuert werden, sind mit dem 5G-Netz längst keine Szenarien eines Science-Fiction-Romans mehr. Das Zauberwort heißt Echtzeitübertragung.

Schon mit dem bisherigen LTE-Netzstandard können Bilder in wenigen Millisekunden versendet werden. Für Maschinen und das sogenannte Internet der Dinge kann das bereits zu langsam sein. Neben kurzen Reaktionszeiten ist 5G bis zu 100 Mal schneller als der heute flächendeckend angestrebte Standard 4G (LTE). Es scheint, als sei diese Zukunftstechnologie bereits in großen Teilen von Meißen vorhanden.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht. In Meißen werden nämlich nicht ständig neue Mobilfunkmasten gebaut – ganz im Gegenteil. Da auf vielen Dächern bereits Antennen stehen, würde die Infrastruktur erweitert. Beim jüngsten Netzausbau auf der Nossener Straße haben O2-Nutzer vom eintägigen Umbau gar nichts mitbekommen. Die bestehende Mobilfunkstation wurde nämlich gar nicht abgebaut, sondern das bestehende LTE-Netz erweitert und am Netz gehalten.

Kein qualitativer Unterschied

Das 5G-Netz wurde sozusagen "huckepack aufgesetzt", vereinfacht es O2-Pressesprecher Jörg Borm. Das Smartphone bucht sich seither zeitgleich ins 5G- und LTE-Netz ein – vorausgesetzt, das Smartphone ist neu genug. Die Geschwindigkeit wäre mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar besser, so Borm.

Ein qualitativer Unterschied sei dabei nicht festzustellen. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, 5G umzusetzen: Dabei käme es auf den Zweck der 5G-Anbindung an, teilt der Anbieterverband VATM mit. Für Borm sei das immer eine Abwägungsfrage, ob es sich um einen Industriestandort handelt oder nicht.

"Es gibt keine Zweiklassengesellschaft, sondern unterschiedliche Anwendungen. Im öffentlichen Bereich ist es wichtig, dass sowohl 4G als auch 5G verfügbar sind, da viele Smartphones der Kunden noch keine 5G-Empfangsmöglichkeit haben", stellt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner klar. "Hier wie auch in den anderen Standards wird es auf die Migration ankommen, die die Vorteile der neuen Technologie nutzt, aber Kunden nicht ausschließt." Rico Radeke, Geschäftsführer des 5G-Lab der TU Dresden kann das bestätigen: Es gäbe Anwendungsfälle, bei denen der eine oder andere Frequenzbereich zu bevorzugen ist. Privatnutzer würden kaum einen Unterschied merken.

Ob Vodafone in Meißen in neue Standorte investiere, bestehende Mobilfunkstationen umbaut oder austauscht, hänge von drei wesentlichen Faktoren ab: Zum einen werde der Bedarf von der Bevölkerung ermittelt, politische Auflagen müssten eingehalten werden. Außerdem fließe der Bedarf der Industrie mit ein: 'Echtes 5G', bei dem sich die Endgeräte in ein einziges Netz einwählt bietet Vodafone nur einmal im Landkreis an: In Boxdorf sind im Mai drei Antennen für das sogenannte "5G Standalone"-Netz aufgestellt worden. Das ermöglicht ultrageringe Verzögerungszeiten und garantiert Bandbreiten und Latenzzeiten für Spezialanwendungen.

Innerhalb von Meißen gäbe es noch einen vierten Aspekt: "Wenn eine Anlage gewartet wird, werden die Wartungsarbeiten meist mit einem Netzausbau kombiniert", sagt Vodafone-Sprecher Volker Petendorf. Außerdem würden einzelne Widerstände vor Ort gegen die 5G-Technologie den Ausbau verzögern – die gebe es in Meißen allerdings nicht.

So ist der 5G-Ausbau geplant

Derweil geht der Ausbau weiter voran. Bis zum Sommer hat Vodafone zwei Standorte 5G-Erweiterungen und zwei LTE-Erweiterungen in der Stadt Meißen geplant. Telekom plant in diesem und im kommenden Jahr weitere neun Mobilfunk-Neubauten im Landkreis Meißen. Vom Netzanbieter O2 sei es das angestrebte Ziel, bis Ende 2025 die gesamte Bevölkerung mit 5G versorgen, bis Ende 2022 bereits die Hälfte der Bevölkerung. Damit die Mobilfunkstationen nicht überhandnehmen, würden in Meißen mehrere Standorte von mehreren Anbietern gleichzeitig genutzt.