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Nachruf auf Meißner Künstlerin Anni Jung - "Sie lebte Schönheit"

Zum Abschied von Anni Jung, einer großen Meißner Künstlerin. Sie starb Anfang Juli.

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Die Meißner Künstlerin Anni Jung ist am 1. Juli verstorben.
Die Meißner Künstlerin Anni Jung ist am 1. Juli verstorben. © privat

Von Uta Rolland

Meißen. Am 1. Juli 2022 verstarb Anni Jung. Die 1937 in Warschau geborene Künstlerin lebte und arbeitete den größten Teil ihres Lebens in Meißen auf der Marienhofstraße. Seit dem Beginn ihrer freischaffenden Tätigkeit bis weit über das Rentenalter hinaus entstand ein Lebenswerk, das sich nicht nur durch seine große Fülle auszeichnet, sondern auch durch ein außergewöhnlich breites Spektrum an künstlerischen Techniken.

Sehr bald nach ihrem Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden machte sie sich neue Darstellungsmittel zu eigen und folgte damit ihrem Bedürfnis, einen in seiner faszinierenden Farbigkeit gemalten Gegenstand von allen Seiten zu erfassen. Ihr ausdrucksstarkes plastisches Werk aus Keramik reicht von figürlichem Schmuck, kleinen Figurinen über lebensgroße Skulpturen bis hin zu meterhohen Raum- und Wandgestaltungen.

Sie entwickelte spezielle Glasurtechniken, die ihre Plastiken einzigartig und unverwechselbar machen. Aus jedem ihrer Kunstwerke spricht ihre Leidenschaft für die Schönheit des Lebens in all seinen Facetten – sei es die Natur, die Musik, der Tanz oder auch das Reich des Phantastischen. Aber im Zentrum ihres Schaffens stand immer der Mensch mit seiner Gestalt, seiner Schönheit, seiner emotionalen Ausdruckskraft und der Intensität zwischenmenschlicher Beziehungen.

Nofretete heute. Diese Figur schuf Anni Jung im Jahr 1990.
Nofretete heute. Diese Figur schuf Anni Jung im Jahr 1990. © Matthias Murin
Das Bild "Salome mit dem Haupt des Johannes" ist ebenfalls 1990 entstanden.
Das Bild "Salome mit dem Haupt des Johannes" ist ebenfalls 1990 entstanden. © Martina Fischer

Inzwischen ist ihr Werk, das in den Jahrzehnten ihres Schaffens Thema vieler Ausstellungen im In- und Ausland war, zum Teil im Besitz der Stadt Meißen sowie in Privatbesitz. Einige ihrer Werke sind Bestandteil des öffentlichen Raumes geworden, zum Beispiel in Meißen, Rostock und Schwerin.

In den letzten Jahren war es aus gesundheitlichen Gründen still um Anni Jung geworden.

Als sie am Donnerstag auf dem Meißner Stadtfriedhof beigesetzt wurde, ging ein leichter Wind durch das Blätterdach der mächtigen Bäume auf dem Meißner Stadtfriedhof. Der Initiative eines Vertrauten war es zu verdanken, dass die Beisetzung zwar im kleinen Kreis, jedoch mit Vertretern der Stadtverwaltung, des Meißner Kulturbetriebes, der Meißner Künstlerszene und nahestehenden Menschen stattfinden konnte. Dabei sagte der Künstler und Weggefährte Jochen Rohde dankbar und berührt: „Sie lebte Schönheit.“

Verabschiedet wurde eine große Künstlerin. Sie hinterlässt keine Kinder, dafür ein umfangreiches Werk von großer Schönheit, an dem sich viele Menschen noch sehr lange erfreuen werden. Das Grab befindet sich gleich links von der Kapelle und ist für alle, die sich von Anni Jung verabschieden wollen, leicht zu finden.