Meißen: Neuer Verein für alte Rollschuhbahn

Meißen. Am 12. und 13. August steigt auf der alten Rollschuhbahn in Meißen-Spaar die nächste Veranstaltung. Die Initiative "Bürger für Meißen - Meißen kann mehr" hat sich in den Kultursommer der Stadt Meißen eingeklinkt und lädt passend zum Jahresmotto der Stadt "Meißen bewegt" ein, das Tanzbein zu schwingen. So wird am Freitagabend ab 20 Uhr (Einlass: ab 19 Uhr) Felix Kralacek's "Kultivierte Kofferkapelle" aufspielen: Swing und Jazz. Einen Tag später wird um 19 Uhr zum Winzertanz mit DJ Reini geladen, ganz im Vinolovio-Flair. Für Besucher ist das Oval am Samstag bereits ab 16 Uhr geöffnet. Biertischgarnituren sind geordert, Liegestühle ebenso. Wie Stadträtin Ute Czeschka erzählt, soll dazu auch Wein der umliegenden Winzer ausgeschenkt werden. Kulinarisches gibt's auch. Nebenbei verfolgt die Veranstaltung aber noch ein anderes Ziel: Freunde und Unterstützer zu finden, die bei einer dauerhaften Wiederbelebung des Areals helfen möchten.
"Unsere Idee ist es, hier einen Stadtteilplatz zu etablieren", sagt Stadtrat Jürgen Hampf. In Spaar gäbe es derzeit nichts Vergleichbares, schiebt er hinterher. Dazu habe man bereits eine Voranfrage an die Stadt gestellt. "Im Kern geht es darum, ob eine langfristige Verpachtung des Areals möglich ist", so Hampf weiter. Sei dies der Fall, könne man einen Verein gründen. Die Satzung ist dem Vernehmen nach wohl schon in weiten Teilen fertig. "Ein Verein kann ganz anders agieren als wir", erzählt Czeschka mit Blick auf Spenden, Versicherung und Fördermöglichkeiten. Die Initiative "Bürger für Meißen - Meißen kann mehr" könne das Projekt nur anschieben.
In dieser Mission ist die vergangenen Jahre schon einiges passiert. So wurde 2020 zusammen mit vielen Bürgern das Gelände aus dem Dornröschenschlaf geholt. Im selben Jahr diente das Oval dann bereits als Weinfest-Außenposten. Auch wenn das Wetter nicht unbedingt passte, war der Funke gelegt, das Feuer weiterlodern zu lassen. So gab es im Folgejahr u. a. einen weiteren Arbeitseinsatz. Mancher wird sich vielleicht noch an das Fahrradkino im letzten Jahr erinnern, besuchte eine Lesung des Literaturfestes oder das Weindorf Spaar. Ute Czeschka spricht von kleinen, netten Veranstaltungen, die vom Format auch hier hinpassen und an den Ursprung anknüpfen.

"Das Feedback auf die Veranstaltungen war klasse – bei Jung und Alt. Vor allem bei den älteren Meißnern kamen viele alte Erinnerungen wieder hoch", erzählt die Stadträtin weiter. Sie selbst sei als kleines Kind im Sommer mit dem Liliput über die Betonbahn gedüst. "Im Winter haben wir die Gleitschuhe angelegt und sind auf der Eisbahn gefahren. Die Eltern saßen in der Weinstube und haben zugeschaut", sagt sie. Der Stadträtin ist wichtig, dass der Verein, sofern er denn zustande kommt, von der Bürgerschaft getragen wird. "Wir brauchen Mitstreiter, und die gewinnen wir nur, wenn wir Formate anbieten und miteinander ins Gespräch kommen", so Czeschka. Sie hat dabei vor allem die Menschen aus Spaar im Blick. Ideen für zukünftige Projekte gäbe es jedenfalls viele.
Das naturnahe Flair der Anlage soll den Plänen zufolge nicht großartig verändert werden. Natürlich müsse man das Areal, insbesondere die Insel in der Mitte, hin und wieder pflegen, hieß es. Geklärt werden müsste außerdem, ob ein dauerhafter Stromanschluss gelegt werden könnte. Bisher hat man sich bei Veranstaltungen mit Notstromaggregaten beholfen. Keine Option auf Dauer. Auch das Thema Wasser dürfte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Der Bauhof habe sich bereit erklärt, vor der kommenden Veranstaltung noch etwas Struktur in die Anlage zu bringen, hieß es. Schon jetzt unterstütze die Stadt logistisch und finanziell die Aktionen auf dem Gelände.
Die Geschichte des Platzes reicht weit zurück ins letzte Jahrhundert. Ende der 20er Jahre feierten die Kleinwinzer von Spaar hier sogenannte „Mostfeste“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition wiederbelebt, allerdings als Weinfeste. "Zeitweise war hier auch der Start des beliebten Weinfestumzugs", erzählt Czeschka. Ebenfalls auf dem Gelände befanden sich die Weinstuben Spaar – bis sie 1997 abgerissen wurden. Die Rollschuhbahn entstand als VMI Vorhaben. Die Abkürzung stand für "Volkswirtschaftliche Masseninitiative". Das waren in der Regel Arbeitseinsätze nach Feierabend zur Verschönerungen von Wohnvierteln. In den 70er Jahren soll es hier außerdem Volieren und ein Terrarium gegeben haben.
Ursprünglich gab es die Idee, einen Kindergarten auf dem Gelände zu errichten. Das zerschlug sich wenig später wieder. In der veranstaltungsfreien Zeit wird die Anlage u. a. als Stellfläche für Fahrzeuge genutzt.
Kontakt: Die Initiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“ ist unter dieser E-Mail-Adresse erreichbar. Das Büro der BI am Nikolaisteg ist donnerstags von 17 bis 19 Uhr geöffnet.