Meißen
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Großes Baumhaus für kleine Leute

Auf dem Areal der Jahnhalle entsteht ein Riesenbaumhaus. Für die Bauarbeiten werden auch die späteren Nutzer eingespannt.

Von Andre Schramm
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Bei der Arbeit: Fabio (12) und Hans-Peter (10) graben fleißig – für die Stützen des Baumhauses auf dem Jahnhallen-Areal.
Bei der Arbeit: Fabio (12) und Hans-Peter (10) graben fleißig – für die Stützen des Baumhauses auf dem Jahnhallen-Areal. © Claudia Hübschmann

Meißen. Fabio (12) und Hans-Peter (10) haben an diesem Dienstagvormittag schon allerhand geschafft. Stolz zeigen die beiden Jungs auf das Loch, das sie mit dem Spaten ausgehoben haben. Fachmännische Unterstützung bekommen die jungen Bauarbeiter von den Mitarbeitern der Firma Huckauf aus Wilthen. Das Unternehmen hat bereits die Außenanlagen auf der Freifläche gestaltet, und sich bereit erklärt, zusammen mit dem Nachwuchs ein richtiges Baumhaus zu bauen. Die Zeit drängt heute etwas. In einer Stunde wird der Beton geliefert. Bis dahin muss alles fertig sein.

Die Idee dazu ist schon älter und entstand im Schmalen Haus. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten war ein solches Projekt dort nicht umsetzbar. Ganz anders bei der Bürgerstiftung. Hier stieß man mit dem Ansinnen auf offene Ohren. "Unser Anliegen war es nie, hier nur einen Spielplatz und Fitnessgeräte hinzustellen, sondern das Gelände auch zu beleben", sagt Vorstandsvorsitzende Ina Hess. Sie verweist bei der Gelegenheit auf den Slogan der Bürgerstiftung "Gemeinsam mehr bewegen". Das passte also. Im Schmalen Haus machten sich die Zehn- bis 17-Jährigen unterdessen ans Werk.

"Wir haben 2021 damit angefangen, erste Skizzen zu erstellen", erzählt Henry Höhne, der Leiter vom Schmalen Haus. In einer zweiten Phase entstanden dann richtige Baumhaus-Modelle aus Holz. Danach folgte der erste praxistaugliche Test: ein Tipi aus Holz, das inzwischen auf dem Jahnhallen-Gelände zu bestaunen ist. "Beim Baumhaus-Projekt wird den Kindern und Jugendlichen sehr gut vermittelt, wie so ein Gebäude entsteht. Und zwar von Anfang an bis zum Ende. Darüber hinaus können sie viele Erfahrungen für später sammeln, beispielsweise im Umgang mit der Säge, dem Spaten oder Akkuschrauber", erzählt Höhne weiter. Wie sich das bei einer ordentlichen Grundsteinlegung gehört, wurde auch eine Zeitkapsel im Boden versenkt. Sie war zuvor u. a. mit einer Ausgabe der Sächsischen Zeitung, Zeichnungen und Münzen befüllt worden.

Hälfte der Kosten zusammen

Wie das Baumhaus später einmal aussehen soll, steht – bis auf Kleinigkeiten – schon fest. Die Plattform wird sich dann in einer Höhe von etwa vier Metern befinden. Darauf sitzt eine kleine Hütte. Getragen wird die ganze Konstruktion von vier Stützen. Erreichbar ist der Ausguck über eine Treppe. Für die neue Attraktion wird fast ausschließlich Holz verbaut. Bis die Anlage an die Nutzer übergeben werden kann, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. "Wir wollen bis spätestens 2024 fertig sein", sagte Höhne. Zuvor muss die Anlage noch von einem Sachverständigen abgenommen werden.

Helge Landmann, Vorstand des Schmalen Hauses, sieht in dem Projekt noch einen anderen wesentlichen Gewinn. "Ein Großteil der Kinder war aufgrund von Corona in den letzten beiden Jahren mehr oder weniger zu Hause eingesperrt. Hier haben sie nun die Möglichkeit, draußen gemeinsam etwas zu erschaffen", sagt er. Bei der Bürgerstiftung hofft man inständig, dass niemand auf dumme Gedanken kommt, und das Baumhaus beschädigt oder zerstört. "Ich bin optimistisch, dass die Bauherren ihr Häuschen im Auge behalten werden", sagt Ina Hess.

Ein Problem gibt es aber noch: die Finanzen. Die Kosten für die neue Bude mit Ausblick belaufen sich auf insgesamt 30.000 Euro. Etwa die Hälfte davon ist bisher zusammen. So flossen bereits Fördermittel der Programme "Aufholen nach Corona" und "Demokratie leben" in das Projekt. Daneben beteiligten sich auch Unternehmen, wie z. B. die Meissner Fenstertechnik GmbH. "Wir hatten unsere Kunden angeschrieben und darum gebeten, nicht mehr gebrauchte Fenster uns zu schicken", erzählt Lutz Hiller, der geschäftsführende Gesellschafter. Das Feedback sei überwältigend gewesen. Selbst aus Österreich gingen Sendungen mit Fenstern ein. Auf einem Fenstertrödelmarkt im letzten Jahr wurden die eingesandten Stücke verkauft. Der Erlös floss und fließt in den Bau der Anlage. Zur Grundsteinlegung brachten Lutz und Sohn Max Hiller einen Scheck über 3.000 Euro mit. Damit beläuft sich das finanzielle Engagement der Meissner Fenster Technik für das Baumhaus inzwischen auf insgesamt 8.000 Euro. Damit das Anwesen tatsächlich bis 2024 Wirklichkeit wird, sind weitere Unterstützer willkommen.

Was den zehnjährigen Hans-Peter anbelangt, so will er bis zum Ende dabeibleiben. "Also, solange es mir Spaß macht", sagt er. Der junge Mann kündigte an, bei der farblichen Gestaltung des Baumhauses ein Wörtchen mitreden zu wollen.