Bis zu drei Meter hohe Schneewehen

Käbschütztal, Lommatzsch, Niederau, Hirschstein. In Zehren war Schluss. Hirschsteins Bürgermeister Conrad Seifert (CDU) musste am Montagmorgen am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, wenn mal Winter ist. "Nachdem ich in Zehren für 100 Meter 45 Minuten gebraucht habe, bin ich wieder umgekehrt", sagt er. Wahrscheinlich stand am Zehrener Berg ein Lkw quer, war die Bundesstraße 6 dicht, vermutet er. Später kam er dann durch. Und sah, dass ein anderer nicht so viel Glück hatte. Zwischen Wölkisch und Kobeln war ein Pkw in einer Schneewehe neben der Straße festgefahren.
Bereits in der Nacht zum Montag musste die Feuerwehr Mehltheuer ausrücken. Auch hier hatte es ein Autofahrer nicht geschafft. Zwischen Mehltheuer und Roitzsch landete dessen Auto im Straßengraben.
In der Gemeinde hatte der Winterdienst am Montag die Lage im Griff. "Das Problem sind die Schneeverwehungen. Da sind die Straßen so schnell wieder zugeweht, dass der Winterdienst nicht hinterherkommt", so Conrad Seifert.
Neues Fahrzeug macht schlapp
Diese Probleme gibt es auch in Käbschütztal, "Ich war auch das ganze Wochenende draußen, die Lage ist extrem", sagt Frank Müller, der Leiter der Bauverwaltung. In Löbschütz und Käbschütz gab es Verwehungen von 1,50 Metern. Noch extremer war es in Sieglitz. Hier war die Schneewand drei Meter hoch. "Da kamen dann auch die Traktoren nicht mehr durch", so Frank Müller. (https://www.saechsische.de/meissen/verkehr-baustellen-meissen/schnee-behindert-verkehr-im-kreis-meissen-5374361-plus.html)
In Käbschütztal gab es ein zusätzliches, unvorhergesehenes Problem. Der erst vor wenigen Monaten angeschaffte Iveco fiel aus. Das als Vorführwagen georderte Fahrzeug hat ein Hydraulikproblem. Schiebeschild und Salzstreuer können nicht mehr bewegt werden. "Am Sonnabend waren Monteure von Iveco da. Sie haben aber feststellen müssen, dass sie das Fahrzeug nicht vor Ort reparieren können. Es muss nach Dresden in die Werkstatt", so der Leiter der Bauverwaltung.
Der Bauhof ist jetzt noch mit einem Multicar und einem Teleskoplader im Einsatz. Zusätzlich wurden von Landwirtschaftsbetrieben vier Traktoren für den Winterdienst geordert. Auch eine Schneefräse soll noch zum Einsatz kommen. "Dennoch kommen wir wegen der Verwehungen kaum hinterher. Vor allem in den Ortsteilen konnten kleine Straßen noch nicht geräumt werden", sagt Frank Müller am Montagmittag. Die Hauptstrecken seien aber befahrbar, der Busverkehr gesichert.
Noch am Sonnabend wurden vorsorglich auf 130 Kilometern Straßen mit Streusalz behandelt. Davon ist genug da. Dreimal hat die Gemeinde schon Salz nachbestellt. Das ist nicht das Problem, wohl aber der Wind. "Wenn es weiter weht, haben wir jeden Tag dieses Problem", so Müller.
Früher nannte man das Winter
Auch Niederau hat vorletzte Woche für 2.800 Euro mehrere Tonnen Streusalz nachbestellt. "Der Winterdienst ist fleißig unterwegs, die Hauptverbindungsstraßen zwischen den Ortsteilen sind geräumt", sagt Hauptamtsleiter Ronny Reichel.
In Lommatzsch wiederum gibt es ein anderes Problem, vor allem in der Kernstadt. "Wir wissen nicht wohin mit dem vielen Schnee", sagt Bürgermeisterin Anita Maaß. Für den Fall, dass es stark schneit, hat die Stadt lange im Voraus angekündigt, dass auf vielen der engen Straßen Parkverbot herrscht. Die Anwohner sollen deshalb ihre Fahrzeuge rechtzeitig auf Parkplätzen wie am Schützenhaus oder am Bad abstellen. Doch viele haben das nicht gemacht, obwohl der Schneefall lange angekündigt war. "Diese Flächen fehlen uns nun, um den Schnee abzulagern. Und die Autos, die trotz Verbots auf den Straßen geparkt sind, kommen jetzt eben nicht raus", sagt sie.
Der gesamte Bauhof sei rund um die Uhr im Einsatz. Er habe dafür gesorgt, dass die Straßen zwischen den Orten für Busse und Rettungsdienste befahrbar seien. Es könne aber nicht jede kleine Nebenstraße sofort geräumt werden. Sie bittet die Anwohner um Verständnis, die gerade ihre Gehwege geräumt haben und die dann gleich wieder vom Winterdienst zugeschüttet werden. "Irgendwo muss der Schnee auf den engen Straßen ja hin."
Anita Maaß warnt vor Alarmismus und Panikmache. "Wir sollten gelassen mit der Situation umgehen. Wer nicht unbedingt raus muss, sollte zu Hause bleiben. Offenbar sind wir es nicht mehr gewohnt, dass es im Februar auch mal schneien kann. Früher nannte man das einfach Winter", sagt sie.
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