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Der Darm – der Spiegel unserer Ernährung

Man sagt, die Gesundheit und auch der Tod sitzen im Darm. Warum dieses Organ so wichtig für uns ist und welche Ernährung es schützt, verrät Diätassistentin Peggy Dathe.

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Der Darm ist einer unserer wichtigsten Gesundheitsbegleiter. Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, spiegeln unser Wohlbefinden wider.
Der Darm ist einer unserer wichtigsten Gesundheitsbegleiter. Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, spiegeln unser Wohlbefinden wider. ©  pixabay.com

Ein Stück Kuchen zum Kaffee, die Schokolade auf der Couch oder das geliebte Schokobrötchen zum Frühstück - beinahe täglich erwischt man sich dabei, wie man den leckeren, süßen Versuchungen erliegt. Der Seele tut das vermeintlich gut, während der Darm nach Hilfe ächzt. Denn dieser wichtige Gesundheitshelfer im Körper, gerät zu oft in Vergessenheit. Dabei ist der Darm das größte Immunorgan des Menschen, wo sich circa 80 Prozent der Immunzellen des Körpers befinden.

Peggy Dathe ist in Meißen seit 2008 selbstständige Diätassistentin und weiß als diplomierte Fachberaterin für Darmgesundheit genau, welche Lebensmittel den Darm schützen und welche ihn schwächen. Im Interview erzählt sie, warum wir uns lieber gut mit ihm stellen sollten.

Peggy Dathe hat den Anspruch, an der Ursache anzusetzen und nicht nur die Symptome zu behandeln.
Peggy Dathe hat den Anspruch, an der Ursache anzusetzen und nicht nur die Symptome zu behandeln. © Foto: privat/ Peggy Dathe

Wieso nimmt der Darm eine so wichtige Rolle ein?

"Die Darmwand ist unsere Barriere und Schutzwand. Die Kontrollstation: Was darf rein und was bleibt draußen. Genau deswegen sitzen direkt dahinter ca. 80 Prozent unserer Immunzellen. Denn wenn doch mal etwas Schädliches durch die Darmwand kommt, springt das Immunsystem sofort an. Wenn die Darmschleimhaut nicht so dicht ist, wie sie sein soll, nennt man das auch den durchlässigen Darm ("Leaky Gut Syndrom"). Dabei kommt es zu dauerhaften Überreaktionen unseres Immunsystems, was der Vorreiter für z. B. Autoimmunerkrankungen oder Allergieentwicklungen sein kann.

Im Prinzip besteht unsere Darmbarriere aus vier Instanzen: Als erstes den Darmbakterien, gefolgt vom Darmschleim ("Mukusschicht"), der Darmschleimhaut sowie den dahinter liegenden Immunzellen als vierte und letzte Barriere. Vor allem die Darmbakterien können durch Lebensmittel, die wir essen, beeinflusst werden. Die Durchlässigkeit und etwaige Entzündungen der Schleimhaut werden mithilfe aufgenommener, entzündungshemmender Stoffe, wie z. B. Omega-3-Fettsäuren, gesteuert.", erklärt Peggy Dathe.

Kann eine dauerhafte Darmschwäche zu Krebs führen?

"Ist der Darm geschwächt, führt dies zu einer höheren Infektanfälligkeit und zur Allergieneigung. Wenn unser Immunsystem gar nicht mehr zur Ruhe kommt und ständig in Alarmbereitschaft ist, dann feuert es auch irgendwann gegen den eigenen Körper. Dadurch kommt es zu Stress (Stichwort: oxidativer Stress) in den Körperzellen. Und dauerhafter Stress schwächt diese dann. Wenn unsere kleinen Zellkraftwerke, die Mitochondrien, nicht mehr richtig arbeiten können, wird der programmierte Zelltod im Körper vernachlässigt. Das bedeutet, kranke bzw. entartete Zellen werden nicht mehr zerstört, was letztendlich bis hin zu Krebs führen kann.

Genetische Anlagen, also beispielsweise Darmkrebserkrankungen innerhalb der Familie, sind kein Schicksal. Wenn solche Vorerkrankungen bekannt sind, ist Vorsicht bei der Ernährung sowie die Aufrechterhaltung der Darmbarriere umso wichtiger und kann einen Ausbruch verhindern."

Wie äußert sich ein geschwächter Darm?

"Im besten Fall erkennt man eine Darmschwäche durch Stuhl- und Bauchbeschwerden. Oft bemerkt man es aber nicht oder nur sehr schwer. Denn es kann sich auch durch Entzündungen in Gelenken, schlechte Wundheilung oder Energiemangel äußern. Tatsächlich kann es sich auch durch Konzentrations- und Gedächtnisschwäche erkennbar machen, da unsere Darmbakterien das Futter für die Hirnzellen herstellen.

Unser Darm ist einfach das zentrale Organ im Körper. Auch solche Sprüche vom Darm als sogenanntes "Bauchhirn" oder "Der Tod sitzt im Darm" werden oft belächelt, obwohl darin ein Fünkchen Wahrheit liegt."

Welche Lebensmittel gehören zum guten Darmfutter?

"Wenn wir unsere Darmbakterien gut füttern wollen, müssen wir genügend lösliche und unlösliche Ballaststoffe zu uns nehmen. Zu den Lieferanten gehören Gemüse, Haferflocken und resistente Stärke, z. B. in Form von gekochten, aber vor Verzehr erkalteten Kartoffeln. Auch fermentierte Lebensmittel, wie z. B. Joghurt oder sauer eingelegtes Gemüse wie Sauerkraut oder Kimchi sind richtige Darmschmeichler.", so Peggy Dathe weiter.

Welche Lebensmittel sind Darmkiller?

Natürlich ist hier wieder die Rede vom bösen Zucker. Zu viel davon fördert Darmentzündungen. Dabei ist auch nicht nur der industrielle Zucker gemeint, sondern auch Kohlenhydrate allgemein. "Auch Gluten kann den Darm belasten. Nicht nur Zöliakie-Patienten, also Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit, sondern auch generell Menschen mit Darmbeschwerden sollten, zumindest für eine Zeit lang, auf eine glutenfreie Ernährung setzen. Denn Gluten „öffnet“ nach dem Konsum für eine gewisse Zeit die Darmschleimhaut – bei jedem. Bei einem darmgesunden Menschen ist das ungefähr eine halbe Stunde. Wenn der Darm jedoch ohnehin bereits angegriffen ist, bleibt die Darmschleimhaut beim Glutenkonsum sehr lange geöffnet und schädliche Stoffe haben freien Eintritt."

Aber wie oft darf ich denn nun zur geliebten Schokolade greifen?

"Hier kann man keine bestimmte Anzahl festlegen. Es kommt ja auf den restlichen Lebenswandel an - sprich den Ausgleich dazu. Wie oft kommen sonst "Darmschmeichler" auf den Tisch? Rauche ich, trinke ich recht regelmäßig Alkohol, mache ich Sport? All das sind Faktoren, die das Gesamtbild beeinflussen. Auf jeden Fall sollte man sich nicht von einer schlanken Figur dazu verleiten lassen, zu sagen "Ach, der ist so schmal, der kann das vertragen". Schlank heißt nicht gleich gesund und etwas kräftiger heißt nicht zwangsläufig krank."