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Das verschwundene Stadttor

Auf der Spur der ehemaligen Stadttore von Meißen

Von Christiane Weikert
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© © Kunstverlag Brück & Sohn, Meißen

In der heutigen Folge unserer Reihe „Erwacht – Die Geister der Görnischen Gasse“ schauen wir uns auch ein mit der Gasse eng verbundenes allerdings verschwundenes Bauwerk näher an. Auf der Spur der ehemaligen 6 Stadttore von Meißen.

Die Stadttore Meißens bestanden seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und waren im Verlauf der Stadtmauer eingelassen und bildeten ausschließlich den Zugang zur Altstadt und waren damit auch Schwachstellen in der Stadtbefestigung. Deshalb wurde diese auch durch Befestigungs- bzw. Verteidigungstürme gesichert. Entweder der Turm erhob sich neben der Durchfahrt oder der Durchgang war der Turm.

MERIAN Stich von Meißen, 1652
MERIAN Stich von Meißen, 1652 © Foto: Wikipedia

Die Stadtmauer war eine historische Befestigung und schloß die Altstadt und die Freiheit gemeinsam ein. Die Befestigungsanlage des Burgberges und der Wasserburg schlossen sich dem Verteidigungswall an. In der Hauptmauer befanden sich Schießscharten und ein über Holztreppen erreichbarer, überdachter hölzerner Laufgang.

Das Haupttor war das 1510 erbaute und mit einem Stadtwappen verzierte Elb- oder Brückentor am Eingang der Elbstraße und war stadteinwärts nur über die Brücke und stadtauswärts nur über die Elbstraße erreichbar.

Das Fleischertor am Roßmarkt, erste urkundliche Erwähnung 1472, bildete das südliche Haupttor zum Eingang in die Fleischergasse. Eine von dem Tor stammende Hochwassermarke von 1655 wurde erhalten und an der Ecke Fleischergasse/Roßmarkt wieder angebracht. Das Fleischertor ist eines der letzteren, welches zum baulichen Tod verurteilt wird. Es wird 1835 abgerissen.

Fleischertor
Fleischertor © Foto: Wikipedia

Das Görnische Tor. Das Tor befand sich auf der Höhe der Kerbe und fand erstmals Erwähnung 1387. 1475 wurde es neu gebaut und diente bis 1837 als Aufenthaltsort für Wachmannschaften. Es wurde 1836 abgetragen und der Flankenturm 34 Jahre später.

© Foto: Stadt Meißen
"Aus zehn Jahrhunderten" Bilder vom Meißner Festzug 1929
"Aus zehn Jahrhunderten" Bilder vom Meißner Festzug 1929 © Foto: Stadt Meißen
Grafische Darstellung Görnisches Tor
Grafische Darstellung Görnisches Tor © Foto: Stadt Meißen

Durch das Lommatzscher Tor gelangte man durch den Hohlweg sowie von der Freiheit. 1373 wird dieser Eingang erstmals erwähnt. Dieses Tor hatte eine größere Bedeutung, weil der Fernverkehr Richtung Leipzig durch dieses Tor ging. Es wich aus dem Stadtbild 1826.

Ein Nebentor war das Jüdische Tor von 1296, das am Eingang vom Roßmarkt zur Marktgasse stand. Den jüdischen Einwohnern war der Zutritt zur Stadt nur durch diesen Eingang gestattet. Es wurde 1835 – wie auch das Fleischertor - abgetragen.

Entlang der Leipziger Straße befanden sich zwei aufeinander folgende Tore, das inneren und das äußere Wassertor.

Das Lommatzscher Tor
Das Lommatzscher Tor © Foto: Stadtlexikon Meißen

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Tore allerdings abgetragen. Sie waren zu eng und sollten einer leichteren und bequemeren Ein- und Durchfahrt weichen. Ein schwerer Schlag für das so stattliche Bild einer mittelalterlichen Stadt, gerade das Brückentor mit einer Höhe von stolzen 24 Metern. Aber es wurde baufällig und „Der Hüter der Brücke“ musste 1825 weichen, obwohl Geld für eine Sanierung und einen dementsprechenden Ausbau vorhanden gewesen wäre.

1829 entbrannte noch eine Diskussion über die Willkür der Torwachen und es wurde sich über Torschluss und Torgeld beklagt. Das Torgeld bzw. Pfortengeld galt als Zoll bzw. Eintrittsgeld und musste vor allen von Fremden entrichtet werden, welche in die Stadt Einlass begehrten. Im Oktober 1836 wurde die Sperre und der Zoll aufgehoben.

Reste einiger Stadttore sind heute noch im Stadtbild zu erkennen. Vom inneren Wassertor hat sich am Haus Leipziger Straße 27 ein aus Sandsteinquadern aufgemauerter Torpfeiler erhalten.

Textquellen: „Stadtlexikon Meißen“ von Günter Naumann, Stadt Meißen, Wikipedia.