Mit Herz, Mut und Zuversicht: Diakonie-Chef lobt in Meißen Arbeit der Migrationsberater
Meißen. Praktische Hilfe im Alltag, bei Behördengängen, für den Zugang zum Deutsch-Kurs oder beim Betreuen der Kinder – das sind einige der Angebote der Migrationsberatung der Diakonie im Landkreis Meißen. Dafür stehen 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung.
Wie sie den Menschen beim Ankommen helfen und wie sie wachsenden Anforderungen gerecht werden, darüber informierte sich der Präsident der Diakonie Deutschland Rüdiger Schuch während einer Sommerreise durch Sachsen, Thüringen und Hessen. In dieser Woche machte der Theologe gemeinsam mit der Präses der Evangelischen Kirche Deutschland Anna-Nicole Heinrich in Meißen Station. Hier war er vom Geschäftsführer der Diakonisches Werk Meißen gGmbH Frank Radke und Superintendent Andreas Beuchel empfangen worden. Anschließend hatte er sich mit Mitarbeitern der Migrationsberatung und des Flüchtlingssozialdienstes getroffen.
Beeindruckt hätte ihn vor allem, mit wie viel Herz, Mut und Zuversicht die Mitarbeiter den Ankommenden helfen, sagte Rüdiger Schuch. „Ich erlebe hier in Meißen viele engagierte Mitarbeitende, die sich für die Demokratie und das Gemeinwohl einsetzen. Die Migrationsberatung ist ein grundlegender Baustein, um Menschen schnell in Arbeit zu bringen und ihnen bei der Integration zu helfen. Diese wichtige Arbeit sollte von der Politik gewürdigt und finanziell auskömmlich ausgestattet werden“, so der Diakonie-Präsident.
Viel für die Integration getan
Was die Berater hier vor Ort leisten, sei ein wichtiger Beitrag auch zur Daseinsfürsorge aller Menschen, die hier leben, sagte der Diakonie-Präsident. „So wie es gelingt, die Menschen zu integrieren, die zu uns kommen, kann unser Land zukunftsfähig bleiben“, erklärte er. „Mit geringen Mitteln wird hier sehr viel getan, damit die Menschen sich gut integrieren können“, fasste Rüdiger Schuch seinen Eindruck nach der Begegnung zusammen. Während des Gesprächs berichteten auch zwei ehemalige Flüchtlinge über ihre persönlichen Erfahrungen und darüber, wie sie mithilfe ihrer Berater Deutsch-Kurse belegen und mit guten Ergebnissen abschließen konnten. Beide haben inzwischen einen Beruf erlernt und stehen auf eigenen Füßen.
Der Iraker Sabah Alkhudher berichtete auch darüber, welche Art von Rassismus er und seine Familie schon erleben mussten. „Mir bereitet die politische Situation große Sorge. Mit der Landtagswahl entscheidet sich, ob wir weiterhin in Sachsen bleiben wollen. In anderen Bundesländern spüren wir einen offeneren Umgang mit Migrantinnen und Migranten. Ich wünsche mir einfach ein friedliches Zusammenleben in der Stadt“, sagte er.
Konfliktlagen klar ansprechen
Wo Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und mit verschiedenen Hintergründen zusammenkommen, seien Konflikte nicht auszuschließen, erklärte der Diakonie-Präsident. Probleme wie Lärmbelästigungen, nächtliche Auseinandersetzungen oder mangelnde Ordnung müssten klar angesprochen werden, „denn nur wenn man die Konfliktlagen kennt, kann man gemeinsam Abhilfe schaffen“, so Rüdiger Schuch.
Dabei sei es wichtig, sprachliche Hindernisse zu überwinden und zu vermitteln, dass es Regeln gibt, an die sich alle zu halten haben. Ebenso klar sein müsse auch: Wer sich nicht an unsere Regeln hält, hat hier keine Zukunft, fügte der Diakonie-Präsident hinzu. Zur Integration können alle einen Beitrag leisten – auch, damit sie schneller vonstattengeht. Hilfreich dabei wäre es auch, wenn die Zufluchtsuchenden schneller auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und ihren Lebensunterhalt aus eigener Arbeit bestreiten können.
Vor dem Hintergrund der Bluttat von Solingen, die er ein schreckliches Verbrechen nannte und dessen Opfer unser aller Mitgefühl brauchen, warnte Rüdiger Schuch davor, den Mut zu verlieren und das Engagement für Geflüchtete aufzugeben. „Menschen, die verfolgt werden, müssen wir weiterhin schützen, so wie es der Artikel 16 unseres Grundgesetzes verlangt“ forderte er. Das sei die geltende Rechtslage.
Zu Gast bei der interkulturellen Wohngemeinschaft
In Meißen besuchte Rüdiger Schuch auch das von der Diakonie betriebene Pflegeheim „Hugo Tzschucke“. Auf dem Gelände der Einrichtung im Stadtteil Bohnitzsch sind seit Dezember 2023 acht minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Diese Arbeit werde „auch aus Eigenmitteln der Diakonie finanziert“, erklärte er.
In der von Diakonie-Mitarbeitern und Ehrenamtlichen betreuten interkulturellen Wohngemeinschaft berichteten die jungen Männer über ihren Alltag in Meißen, zu dem auch der Schulbesuch gehört. Während der Begegnung, für die die Bewohner auch Essen zubereitet hatten, konnte er sich von Fortschritten beim Erlernen der deutschen Sprache überzeugen, sagte Rüdiger Schuch im Anschluss an die Begegnung. Im Pflegeheim in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohngruppe habe er in Erfahrung bringen können, dass hier ein gutes Miteinander der Generationen unterschiedlicher Herkunft möglich ist.