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Die Literatur zu Gast in Meißen

Der ehrwürdige Goethe meinte: „Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune.“ Schauen Sie mit in die Welt! Vom 10. bis 12.9. zum Literaturfest.

Von Christiane Weikert
 5 Min.
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© Foto: Daniel Bahrmann

Emsig arbeitend sitzen die ehrenamtlichen Organisatoren des diesjährigen Literaturfestes über Ihren Listen und Plänen der Leseorte. Daniel Bahrmann und Maria Fagerlund tauschen Bücher, alles sollte vorher gelesen sein. Der Stapel ist noch relativ hoch.

„Wir schaffen das“ lacht Herr Bahrmann, Vorsitzender des Meißener Kulturvereins e.V. beherzt. Zwischen Kindererziehung und Fotografenaufträgen setzt er sich hin und lies. „Erst wenn mein kleiner Sohn dann im Bett ist, finde ich die Zeit, noch in den Büchern zu schmöckern. Es ist uns wichtig, dass wir Qualität bei unseren Lesungen bieten. Darum versuchen wir, möglichst viele Bücher, die beim Literaturfest vorgestellt werden im Vorderfeld zu lesen.“

Mit vereinten Kräften zum Leseziel

Maria Fagerlund unterstützt ihn bei lesen und organisieren. Die lange im auslandlebende gebürtige Dresdnerin arbeitet eigentlich als Rezeptionistin in einem Meißner Hotel, sieht das aber eher als Job, nicht als Beruf. Zwischendurch führt Sie freiberuflich interessierte Touristen durch die Stadt, die Albrechtsburg und den Dom, und dass bei Wind und Wetter. Das es Sie nach Meißen verschlagen hat, war eher ein großer Zufall. Aber sofort war das „Hier-fühle-ich-mich-wohl-Gefühl“ da und Sie blieb. Darum ist es ihr auch ein großes Anliegen, dieses Lesefest mit zu organisieren.

Maria, Meißen war "Liebe aus den ersten Blick". Wie bist du dann zum Literaturfest gekommen?

„Das Literaturfest war damals (2016) einer meiner allerersten Eindrücke von Meißen und ich war so begeistert davon, wie eine ganze Stadt Bücher und Lesen zelebriert. 2019 war ich zum ersten Mal als Vorleserin auf der Kinderbühne und habe dann Daniel angesprochen, dass ich gerne mithelfen würde, weil mir auffiel, dass das Programmheft damals ziemlich viele Fehler enthielt. Ich bin allergisch auf Schreibfehler“ lacht Maria herzhaft „und habe angeboten, das nächste Heft Korrektur zu lesen, bevor es in den Druck geht - so kam das, und dann habe ich aber sofort viel mehr zu tun bekommen als nur Korrektur lesen, und das macht sehr viel Spaß.

Zum Literaturfest zeigt sich Meißen von seiner besten Seite, so interessiert und neugierig würde ich die Stadt und ihre Bewohner gern öfter erleben.“

Das bekannte Literaturfest Meißen ist mit rund 200 eintrittsfreien Lesungen im Jahr das größte Open Air-Lesefest in Deutschland. Es findet seit 2009 jährlich Anfang Juni unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Thomas de Maizière statt, der in diesem Jahr zum letzten Mal beim Literaturfest als Schirmherr lesen wird. und in Kooperation mit der Stiftung Lesen statt. Besuchten im ersten Jahr ca. 8.500 Besucher das Fest, wuchs die Besucherzahl bis 2012 auf ca. 17.000.

Deutschlands größtes Lesefest ist Eintrittsfrei

Daniel, das Literaturfest ist eine Veranstaltung, bei der kein Eintritt verlangt wird. Auch lesen viele Autoren ohne ein Honorar. Wie wird so ein Fest finanziert?

„Das Literaturfest wird veranstaltet vom Meißener Kulturverein e.V. mit Unterstützung der Stadt Meißen und dem Gewerbeverein Meißen. Gefördert wird das Fest hauptsächlich durch den Kulturraum Meißen – Sächsische Schweiz – Osterzgebirge. Hauptsponsoren des Festes sind die Sparkasse Meißen, Oppacher Mineralquellen sowie der Verkehrsverbund Oberelbe, die seit vielen Jahren großzügig das eintrittsfreie Festival mitfinanzieren. Ohne diese Förderung müssten wir Eintrittsgelder verlangen, was aber dem Lesen unter freiem Himmel entgegenstehen würde. Daher sind wir und auch die Meißner Bürger sehr dankbar!
Außerdem bereichern zahlreiche Bürger und Vereine und Institutionen ehrenamtlich das Literaturfest mit eigenen Beiträgen und schaffen damit diese Einzigartigkeit und Vielfalt des Literaturfests. So ist das ein Festival von Bürgern für Bürger.“

160 Lesungen an 25 Orten

Durch die Pandemie wurde das diesjährige Fest von Juni auf September verlegt. Vom 10. Bis 12. September wird Meißen wieder zur Kulisse von Geschichte und Geschichten. Bisher sind 160 Lesungen an 25 verschiedenen Leseorten in der Stadt geplant. Ob an historischen Orten, in romantischen Hinterhöfen oder verträumten Gassen – es wird wieder ein vielfältiges Programm.

Auf den 4 Hauptlesestandorten: Markt, Heinrichsplatz, Webergasse und Tuchmachertor, werden große Namen erwartet. Von Alexander Osang, über Christoph Hein, Frank Goldammer und Lokalautor Matthias Heigl. Das Angebot ist hochkarätig und wohl ausgesucht.

„Wir legen sehr viel Wert darauf, dass wir gerade in diesen schwierigen Zeiten eine große Zahl an Autorenlesungen haben“ betont Daniel Bahrmann, „90 % der angebotenen Lesungen auf unseren Bühnen werden von den Verfassern selbst vorgetragen.“

Wie in den vorigen Jahren soll es außer der Hauptbühne auf dem Markt auch wieder die Krimibühne am Heinrichsplatz und die Kinderbühne hinter der Frauenkirche geben. Auch der Poetry Slam vor dem Theater steht wieder im Programm. Ganz neu ist die Interkulturelle Bühne in Bahrmanns Hof in der Webergasse, ein Projekt der Diakonie Meißen mit dem Buntes Meißen - Bündnis Zivilcourage e.V. Hier werden mehrsprachige Lesungen zu erleben sein und aktuelle Themen rund um Gesellschaft, Migration und Integration ihre Bühne finden.

Interkulturelle Bühne

Eröffnet wird die Interkulturelle Bühne am Freitag, den 10. September um 18 Uhr mit einer Lesung von Mo Asumang aus ihrem Buch „Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis.“ Im Fokus steht die mutige und entschlossene Auseinandersetzung der afrodeutschen TV-Moderatorin mit rechten Hasspredigern.

Daniel, auf welche Lesung freust du dich persönlich am meisten?

„Ich freue mich natürlich besonders auf die großen und bekannten Autoren, die zu uns nach Meißen kommen. Gerade in diesem Jahr haben wir großartige Lesungen im Rathaus mit Christoph Hein und Alexander Osang. Aber am meisten freue ich über die Vielzahl von Lesungen, die unsere Programmpartner beitragen. Ob es die Lesungen in der Urbanskirche in Cölln sind oder die in der Anneli-Marie-Stiftung am Theaterplatz. Mit viel Liebe und Engagement werden dort umfangreiche Leseprogramme aufgestellt. Diese Vielfalt des Programms macht das Literaturfest Meißen so besonders und einzigartig. Das hat keine andere Stadt!“

Meißen.lokal stellt in den nächsten Wochen auf dem Stadtkanal verschiedene spannende Autoren mit ihren Geschichten vor. Bleiben Sie gespannt!