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"Diese Teppiche sind eine Wertanlage"

Der Meißner Unternehmer Holger Schmidt hat aus Kaschmir eine Lieferung erhalten, die so wertvoll wie Weißes Gold sein dürfte.

Von Peter Anderson
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Der Meißner Firmenchef Holger Schmidt hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Obwohl er eigentlich keine neuen Teppiche aus Kaschmir bräuchte, schickte er eine Bestellung auf den Weg.
Der Meißner Firmenchef Holger Schmidt hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Obwohl er eigentlich keine neuen Teppiche aus Kaschmir bräuchte, schickte er eine Bestellung auf den Weg. © PR Teppich Schmidt

Meißen. Für diese Arbeit braucht es viel Geduld. Ein ganzes Jahr lang sitzen zwei Knüpfmeisterinnen in der Himalaya-Region Kaschmir an einem ihrer berühmten Teppiche und verbinden in Handarbeit Seidenfaden mit Seidenfaden. Bis zu 2,4 Millionen dicht gesetzter Knoten können so am Ende zusammenkommen. Als Lohn für ihre Arbeit erhalten sie fünf bis acht Dollar pro Tag. Die Arbeitszeit liegt bei 15 Stunden am Tag und dies sechs Tage pro Woche.

Der Meißner Unternehmer Holger Schmidt hat diese Zahlen im Kopf. Er konnte das Kaschmirtal, aus dem auch die berühmte Wolle kommt, bereits bereisen. Für sein Ausstattungsunternehmen Teppich Schmidt in Meißen stellte er direkte Beziehungen zu örtlichen Produzenten her. Die Corona-Pandemie allerdings hat solche Lieferketten in den vergangenen Monaten teils vollständig unterbrochen. Mit fatalen Folgen für die Mitarbeiter der Teppich-Hersteller.

Zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen

Die Konsequenz sei ganz einfach, sagt Holger Schmidt. Wenn die Abnehmer dieser Erzeugnisse, zum Beispiel in Europa, nicht orderten, dann erhielten die Kunsthandwerker in Kaschmir keinen Lohn. Sie und ihre Familien verarmten, müssten teilweise hungern. Ein staatliches soziales Netz existiere in diesem Teil der Welt nicht.

Der Meißner Firmenchef und Stadtrat hat sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Obwohl er eigentlich keine neuen Teppiche aus Kaschmir bräuchte, schickte er eine Bestellung auf den Weg. "Das müssen wir einfach machen, habe ich zu meinen Leuten gesagt", sagt er in einem Telefonat mit der SZ-Redaktion. Er spüre eine Verantwortung gegenüber den Knüpfern in dem Himalaya-Hochtal und den angrenzenden Gebieten. Jetzt ist die Lieferung eingetroffen und kann im Stammhaus von Teppich Schmidt auf der Berghausstraße 9 besichtigt werden.

An diesem Freitagvormittag hat bereits ein Liebhaber zugeschlagen und eines der wertvollen Stücke erstanden. "Der Kunde möchte es an die Wand hängen und leuchtet den Teppich auch noch speziell aus", sagt Holger Schmidt. Zwischen 1.000 Euro und 9.000 Euro kosten die Unikate. Der Meißner ist sich sicher, dass diese Investition lohnt. Wie überall auf der Welt sterbe auch das uralte Kunsthandwerk des Teppichknüpfens in Kaschmir allmählich aus. Viele Kaschmiris versuchten, mit anderen Jobs – zum Beispiel in der Tourismusbranche – einfacher und schneller an Geld zu kommen. Letztlich erwerbe der Kunde deshalb eine einmalige Wertanlage.