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Wie das Feuer am Lodern gehalten werden soll

2024 könnte der Förderverein Schloss Schleinitz sein 30-jähriges Bestehen feiern. Doch er hat seit Jahren ein ungelöstes Problem.

Von Jürgen Müller
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Gerhard Röder (links) und die Mitstreiter des Fördervereines Schloss Schleinitz wollen nicht nur das Schmiedefeuer am Lodern halten.
Gerhard Röder (links) und die Mitstreiter des Fördervereines Schloss Schleinitz wollen nicht nur das Schmiedefeuer am Lodern halten. © Gerhard Schlechte

Nossen. Er ist von der ersten Stunde an mit dabei. Gerhard Doleschal, einst Bürgermeister der Gemeinde Leuben-Schleinitz, gehört zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereines Schloss Schleinitz. Seine Mitglieder und Helfer kümmern sich mit bewundernswerter Energie und Engagement um die Erhaltung alter Handwerkstechnik wie Seilerei, Schmiede, Federn schleißen oder Tischlerei, betreiben in Schleinitz das Handwerkermuseum. Doch der Verein hat ein Problem: Die Mitstreiter sind fast ausnahmslos im Rentenalter, haben oft die 70 überschritten. Manche mussten sich aus gesundheitlichen Gründen verabschieden, einige sind auch gestorben.

Mit Schumacher Andreas Schurig wurde ein neuer Mitstreiter gefunden. Auch sein Sohn Fabian macht hier schon mit beim Handwerker- und Dreschfest.
Mit Schumacher Andreas Schurig wurde ein neuer Mitstreiter gefunden. Auch sein Sohn Fabian macht hier schon mit beim Handwerker- und Dreschfest. © Jürgen Müller

Und es kommt ein weiteres Problem dazu. "Viele unserer Handwerker kommen ja aus der weiteren Umgebung. Bei den hohen Benzinpreisen überlegt sich der eine oder andere schon, ob er sich die Fahrt jeden Mittwoch nach Schleinitz noch leisten kann", sagt der Vereinschef.

Für die nächsten fünf Jahre mache er sich keine Sorgen, sagte Gerhard Doleschal. Das war allerdings 2009. Inzwischen sind die Sorgen größer geworden. Allein im vergangenen Jahr gab es zwei Todesfälle. Allerdings konnten auch fünf neue Mitglieder gewonnen werden. Insgesamt gehören jetzt 21 Frauen und Männer dem Verein an.

Das Problem, diese neuen, jüngeren Mitstreiter in die Arbeit einzubinden, ist schwierig und hausgemacht. Denn nach wie vor hält der Verein daran fest, dass man sich jeden Mittwochvormittag in Schleinitz trifft. Wer allerdings einer Arbeit nachgeht, kann dann nicht teilnehmen, fühlt sich ausgeschlossen. Deshalb geht man jetzt neue Wege. Zwar wird am Mittwoch festgehalten, es soll aber jetzt jeden ersten Sonnabend im Monat Arbeitseinsätze in Schleinitz geben. Der Anfang wurde im März gemacht. Gerhard Doleschal war zufrieden: "Es waren 19 Leute da, davon ein großer Teil ganz neuer. Ich hoffe, dass wir von denen einige gewinnen, die unsere Arbeit einmal weiterführen", sagt der 75-Jährige.

Vorstandsmitglieder im Schnitt 64 Jahre alt

Auch im Vorstand gibt es neue Leute, der Jüngste ist allerdings 60, das Durchschnittsalter des Vorstandes beträgt 64 Jahre. Das soll sich im nächsten Jahr ändern, wenn wieder Vorstandswahlen stattfinden.

Bei den Arbeitseinsätzen sollen vor allem Reinigungs- und Pflegearbeiten durchgeführt werden. "Dazu brauchen wir jüngere Leute, denn als Rentner wird es schwierig, mit der Motorsense umzugehen", sagt der Vereinschef.

Ein weiteres Problem scheint vorerst gelöst. Weil die Stadt Nossen das Schloss verkaufen wollte, fürchteten die Handwerker um ihren Mietvertrag für das Museum. Doch ein Verkauf kam nicht zustande. Auch bei einer erneuten Ausschreibung wurde ein Angebot weit unter Verkehrswert abgegeben. "In der Ausschreibung war festgelegt, dass bei einem Verkauf der Vertrag mit uns fünf Jahre weitergeführt werden muss mit einer Option auf weitere fünf Jahre", so Gerhard Doleschal. Derzeit habe der Verein einen zeitlich unbefristeten Vertrag.

Wieder Handwerker- und Dreschfest

Jetzt bereiten sich die Handwerker aber erstmal auf die Eröffnung des Museums zu Ostern vor. Vorher soll es am ersten Aprilsonnabend erneut einen Arbeitseinsatz geben. "Mal sehen, ob wir das weiter durchhalten", sagt er und weist schon auf den Saisonhöhepunkt hin. Auch in diesem Jahr solle es wieder am ersten Septemberwochenende das traditionelle Handwerker- und Dreschfest in Schleinitz geben. So Corona es zulässt.

Die Schleinitzer Handwerker wollen nicht nur das Schmiedefeuer am Lodern halten, sie brennen für ihren Verein. Doch damit das Feuer nicht verlischt, braucht es neue Mitstreiter. Ein Anfang ist gemacht.