Meißen
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Ein geradliniger Mensch mit großem Herzen

Ingolf Brumm ist im Alter von 63 Jahren gestorben. In Meißen hinterlässt er nicht nur eine Lücke.

Von Harald Daßler
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Unternehmer und leidenschaftlicher Meißner: Ingolf Brumm ist am Mittwoch gestorben.
Unternehmer und leidenschaftlicher Meißner: Ingolf Brumm ist am Mittwoch gestorben. ©  Claudia Hübschmann

Meißen. Die traurige Nachricht platzte am Mittwochabend in die Stadtratssitzung hinein: „Ingolf Brumm ist heute Nachmittag gestorben“, sagte Oberbürgermeister Olaf Raschke. Der Bauunternehmer, Linken-Stadtrat und engagierte Meißner, der 63 Jahre alt wurde, hinterlässt nicht nur eine Lücke. Denn er hat sich an vielen Stellen eingemischt – als Ur-Meißner, Baufachmann und Mitbegründer der Initiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“, als Stadtrat.

Die Brumm Bau GmbH, die er nach der Wende aufbaute, hat so etwas wie eine Handschrift hinterlassen: Bei der Rettung vieler vom Verfall bedrohten historischen Wohnhäuser in der Meißner Altstadt haben Brumms Leute gearbeitet. Auch in Dresden ist das Meißner Unternehmen, das unter anderem am Wiederaufbau des Residenzschlosses beteiligt ist, wegen des handwerklichen Könnens seiner Mitarbeiter geschätzt.

Walter Hannot kam mit Ingolf Brumm vor sieben Jahren persönlich in Kontakt – als Meißen nach einem Brandanschlag auf ein gerade fertiggestelltes Wohnhaus für Flüchtlinge in der Rauhentalstraße weltweit in die Schlagzeilen geraten war. Schnell lernten sich der Gründer des Meißner Kulturvereins und der Bauunternehmer schätzen. Und sie waren darin einig, „Aktivitäten in der Stadt zu bündeln“, was den Weg zur Vereinsgründung der Bürgerinitiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“ bereitete.

Als deren Mitglied meldete sich Ingolf Brumm immer wieder zu Wort. In ihm fanden viele Bürger der Stadt einen Ansprechpartner, der ihre Sorgen verstand und weitertrug – seien es Bedenken gegen den Ausbau des Plossenanstieges, Bauvorhaben an der Peripherie, Kita-Gebühren oder die Sinnhaftigkeit einzelner Projekte wie der Neubau eines Steges entlang der Triebisch. „Er war nicht aufzuhalten – und nicht unterzukriegen“, sagt der Chef der Linken-Stadtratsfraktion Tilo Hellmann über seinen Freund Ingolf Brumm.

Er ließ sich nicht einschüchtern, auch nicht durch Morddrohungen, als er Menschen, die als Flüchtlinge nach Meißen kamen, half. In seinem Unternehmen sorgte er dafür, dass einige Arbeit und Wertschätzung fanden. Tatkräftig unterstützte er den Verein Buntes Meißen – Bündnis für Zivilcourage: In seinem Haus in der Rauhentalstraße 14 stellte er dem Verein Räume mietfrei zur Verfügung. Als sie zum Wohnen gebraucht wurden, vermittelte er neue Räume in der Hirschbergstraße, wie Sören Skalicks vom Verein berichtet.

„Ingolf war ein geradliniger Mensch mit großem Herz. Mit seinem selbstlosen Einsatz für andere Menschen war er stets ein Vorbild“, schreibt der Meißner Landtagsabgeordnete Frank Richter, der daran erinnert, dass Ingolf Brumm 2020 der Radebeuler Couragepreis verliehen wurde.

Als Mensch und als Meißner ist er sich stets treu geblieben. Sein Name verbindet sich mit dem Erhalt der historischen Altstadt ebenso wie mit dem leidenschaftlichen Eintreten dafür, Erreichtes zu bewahren. So warnte er immer wieder vor allzu gigantischen Projekten, vor allem wenn sie mit Eingriffen in Landschaften und Aussichten verbunden sind. Er machte sich für die Idee einer Gartenschau stark, bei deren Vorbereitung die Stadt viele ihrer Stärken hätte herausstellen können – auf dem Weg zum 1.100-jährigen Jubiläum der Stadt.

Am Herzen lag ihm auch das Torhaus, eines der ältesten Gebäude in Meißen, das noch der Sanierung harrt. Seit längerem schon beschäftigte er sich damit, das Torhaus mit privater Initiative zu retten. Und er hatte bereits einige Mitstreiter gewonnen, die das fortsetzen – in bester Erinnerung an Ingolf Brumm.