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Meißen: Eine Feuerwehr zum Spielen

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Meißen haben die Jüngsten jetzt ein eigenes Fahrzeug.

Von Harald Daßler
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Ihre eigene Feuerwehr haben die Bambinis der Freiwilligen Feuerwehr Meißen.
Ihre eigene Feuerwehr haben die Bambinis der Freiwilligen Feuerwehr Meißen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Voll ausgestattet ist dieses kleine rote Fahrzeug. Es enthält alles, was Feuerwehrleute brauchen: Schläuche, Spritzen, Leiter, Besen und Schaufel, Werkzeug, eine Atemschutzgerät-Attrappe. Auch eine Kettensäge kommt zum Vorschein, natürlich als Spielgerät. Dieses „feuerrote Spielmobil“ ist so eingerichtet wie ein Löschfahrzeug – nur eben kindgerecht, wie Andreas Haase erläutert. Er gehört zum Betreuer-Team, das sich um die derzeit 15 Bambinis bei der Freiwilligen Feuerwehr Meißen kümmert. Und unter seiner Leitung wurde das Projekt Mini-Feuerwehr verwirklicht.

Die Liebe zum Detail zeigt sich dabei nicht nur in den leuchtenden Blaulichtern auf dem Dach, sondern auch im Kennzeichen: Das Kennzeichen MEI BA 716 steht für das Gründungsdatum der Meißner Bambini-Feuerwehr im Juli 2016. Und die Markierung KLF 41/1 an der Seite zeigt an, dass die Bambini-Feuerwehr als Kleinlöschfahrzug im Fahrzeugpark der Meißner Wehr registriert ist. Vorn am Steuer sitzt Grisu, das Maskottchen des Vereins Paulinchen e.V., der Hilfe für brandverletzte Kinder organisiert.

Manuela Baumgart übersetzt KLF mit Kinderlöschfahrzeug. Denn die Bambinis, wie die kleinen Kameraden bei der Feuerwehr genannt werden, sind vier bis acht Jahre alt, sagt die Chefin der Meißner Bambinis. Sie sollen spielerisch für die Feuerwehr begeistert und an ihre Aufgaben herangeführt werden. Eine gezielte Ausbildung beginnt dann in der Jugendfeuerwehr, die Kinder ab einem Alter von acht Jahren aufnimmt.

Mit ihrer Mini-Feuerwehr haben die kleinen Kameraden jetzt ihr eigenes Fahrzeug. Damit können sie richtig Feuerwehr spielen. Von der ersten Idee für ein solches Spielzeug bis zur Präsentation vor einigen Wochen sind etwa anderthalb Jahre vergangen, berichtet Andreas Haase. Um die 560 Arbeitsstunden haben er und weitere Kameraden getüftelt, Ideen entwickelt und verworfen, Teile angefertigt oder über umfangreiche Recherchen im Internet bzw. im Austausch mit andren Feuerwehren beschafft – und das in Zeiten von Corona und daraus folgender Beschränkungen im Alltag. Andreas Haase, der von Beruf Metallbauer ist, hat in der FFw-Werkstatt an der Großenhainer Straße auch die äußere Hülle des Spielmobils selbst angefertigt.

Für die Ausstattung orientierte sich alles an den Kindergrößen – schließlich sollen die kleinen Kameraden die Gerätschaften handhaben können. Auch die Attrappen haben eine Funktion: Die gelben Atemschutzgeräte funktionieren nicht, aber die Kleinen können mit ihnen das Aufsetzen und Tragen ausprobieren. Und die Pumpen-Attrappe im hinteren Teil des Fahrzeugs ist mit einer Vorrichtung versehen, die den Druck des Wassers aus dem Hydranten von vier auf ein Bar reduziert. Damit können die Bambinis ohne Probleme „Wasser marsch!“ spielen.

Auf etwa 6.000 Euro beziffert Wehrleiter Frank Fischer den reinen Sachwert der Bambini-Feuerwehr. Ohne die Unterstützung zahlreicher Sponsoren hätte sich dieses Projekt nicht umsetzen lassen. Manuela Baumgart nennt den toom-Baumarkt, die Meißner Stadtwerke, das Fahrzeughaus Meißen sowie die Firmen PW Sachsenlack in Ockrilla, Dalinda Meißen, Service- und Prüfdienst Hiekel, Hain Design Diera und BBM Industrie Akustik Coswig, bei denen sie sich im Namen der Freiwilligen Feuerwehr Meißen herzlich bedankt.

Bambini-Betreuer Andreas Haase übt mit den kleinen Kameraden für den Bambini-Wettbewerb. Hier gilt es, Geräte unter der Decke zu ertasten und zu erkennen.
Bambini-Betreuer Andreas Haase übt mit den kleinen Kameraden für den Bambini-Wettbewerb. Hier gilt es, Geräte unter der Decke zu ertasten und zu erkennen. © Claudia Hübschmann

Beim ersten Dienst der Bambinis nach den Sommerferien konnten die kleinen Feuerwehrleute am Donnerstag ihre Bambini-Feuerwehr ausprobieren. Außerdem bereiteten sie sich auf Wettkämpfe vor, die an diesem Samstag im Stadion Heiliger Grund stattfinden. Ab 9 Uhr treten Mannschaften von neun Feuerwehren aus dem Kreis gegeneinander an, um die besten Bambinis zu ermitteln. An neun Stationen gilt es einen Parcours mit einem kleinen Wassereimer zu absolvieren, Kenntnisse und Fertigkeiten in der Knotenkunde nachzuweisen, mit einer Wurstzange Bausteine zu stapeln, mit Leinenbeuteln auf Ziele zu werfen oder 6-Liter-Beutel mit Sand zu füllen und dann wie Sandsäcke zu stapeln. Außerdem sind kindgerechte Kenntnisse in Erster Hilfe und zum Verhalten im Straßenverkehr gefragt.

Am Samstagnachmittag lädt die Meißner Wehr, die am 17. Juli 1871 gegründet wurde und als älteste freiwillige Feuerwehr in Deutschland gilt, zum Tag der offenen Tür ein. Ab 13 Uhr gibt es in der Feuerwache an der Großenhainer Straße 49 „moderne Technik zum Anfassen und Ausprobieren“, wie ein Flyer ankündigt. Besucher können beim Feuerlöschtraining zuschauen und sich zum Thema Rauchmelder beraten lassen. Und selbstverständlich wird auch die Mini-Feuerwehr der Bambinis zu sehen sein.