Meißen. Nach dem Streit um den jetzt abgesagten CDU-Präsenzparteitag in Großenhain gibt es die ersten Rücktritte. Die stellvertretende Kreisvorsitzende Madlen Güldner aus Strehla forderte Konsequenzen für den gesamten Parteivorstand. Sie möchte mit gutem Beispiel vorangehen und stellt ihr Amt zur Verfügung. "Ich entschuldige mich bei allen für diese Wackelpartie, die nicht meinem Führungsverständnis entspricht und uns erheblichen Imageschaden zugefügt hat", erklärte sie. "Die logische Konsequenz für die Partei ist der Rücktritt des gesamten Vorstandes."
Ebenfalls seinen Rücktritt als Beisitzer des Vorstandes erklärte Matthias Richter. Er war offensichtlich schon länger unzufrieden mit der Parteiführung durch Sebastian Fischer und hatte sich – gemeinsam mit Madlen Güldner – dem Lager des Fischer-Gegenkandidaten für das Amt eines CDU-Bundestagsdirektkandidaten Andreas Jahn angeschlossen.
Kreisvorsitzender Sebastian Fischer sagte sächsische.de: "Wir im Kreisvorstand bedauern die zwei Rücktritte, die es gab. Wir sind im Gespräch." Die zweite Kreis-Vorsitzende Daniela Kuge sagt: "Frau Dr. Güldner hat ihre Entscheidung vorab schon via Facebook mitgeteilt. Ich hätte es besser gefunden, erst uns im Vorstand zu informieren." Sie respektiere aber Güldners Entscheidung. "Die Forderung, dass der gesamte Vorstand zurücktreten soll, halte ich für nicht zielführend, da die Geschäftsfähigkeit gesichert werden muss." Ein Rücktritt des gesamten Vorstandes würde zeitnahe Neuwahlen in einer Mitgliederversammlung nach sich ziehen.
Vorsitzender Fischer erhielt heftige Kritik, sowohl für die sehr späte Absage des Präsenz-Parteitages im Corona-Hotspot Großenhain als auch für die Begründung, die Polizei hätte Sicherheitsbedenken, was viele für ein vorgeschobenes Argument halten. Tatsächlich erklärten sowohl die Großenhainer Revierleiterin Sandra Geithner gegenüber sächssiche.de als auch der Dresdner Polizeisprecher Marko Laske, dass die Polizei nicht zur Absage geraten hat, weil keine Bedrohung vorlag. Allerdings, so Frau Geithner, unterstütze die Polizei die Absage der CDU, weil eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden könne.
Sebastian Fischer erklärte, er habe mit der Revierleiterin telefoniert und die Auskunft erhalten, dass es Störungen geben könnte. Dennoch werfen ihm CDU-Mitglieder eine Falschaussage vor und fordern seinen Rücktritt. In der CDU ist die Meinung verbreitet, dieser starke Wirbel um die Kandidatenkür helfe im Wahlkampf nur der AfD. Der AfD-Landtagsabgeordnete Thomas Kirste, der von Fischer für seine Reise nach Russland in Corona-Zeiten kritisiert wurde, antwortete ihm auch prompt. Es würde Fischer nur um sich selbst gehen, nicht um den Landkreis.
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